~ Ƥɾíⱱąƭʂƥɦą̈ɾҽ ɓíƭƭҽ ~

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Der Tag begann so herrlich ruhig. Ungewöhnlich ruhig. Mein freier Tag.
Und dennoch stand ich mit meinem Lexus Lc 500 vor dem noch geschlossenen Tor der Villa. Nach einer kurzen Diskussion mit der Security, fuhr das massive Tor schließlich zu beiden Seiten auf. Ich parkte mein dezent dickes Auto mitten auf dem Hof, was schon den ein oder anderen Mann hinaus lockte.
"Party?",
stellte Brandy sich mit verschränkten Armen direkt zu mir. Ein Ander mal, sagte ich mir in Gedanken, während ich den Baseball-Schläger vom Rücksitz schnappte.
"So ähnlich",
hielt ich ihm das harte Holz mit beiden Händen vors Gesicht.
Er nahm mir mein heutiges Werkzeug aus der Hand und musterte es interessiert.
"Eigentlich stand auf meiner 'Was ich in meinem Leben unbedingt noch tun muss' - Liste nicht, in den Knast zu wandern."
Auf meiner auch nicht.
"Schade. Aber stand auf deiner Liste vielleicht sowas, wie 'Held des Tages werden'?"
Ein siegessicheres Lächeln umspielte meine Lippen und ich könnte mich irren, aber meine Augen richteten sich 9-mal klug in die Höhe.
Noch ein letztes Mal richtete ich meinen hoch angesetzten Zopf, zupfte die Shorts in Form und das weiße Shirt hinunter.
"Nein, aber ich werde es ergänzen."
Und so liefen wir gemeinsam zur ersten Wand und der sogenannten 'Überwachungskamera', welche nur für Gefahren dort installiert wurde.
"Ich bräuchte einmal Ihre Schultern, Sir Brandy."
Brandy richtete seine Augen auf den von mir anfokusierten Gegenstand und verstand schnell.
Er übergab mir den Schläger und bäugte sich hinunter, damit ich meine nicht vorhandenen Kletter-Künste an ihm offenbaren konnte.
"Achtung",
rief er mir zu, in dessen ich mich quietschend um seinen Hals klammerte.
Ich traute mich erst gar nicht, ihn loszulassen, doch was hätte meine Aktion dann gebracht?!
Mit Schwung holte ich aus und schliff mit dem Holz die Wand entlang.
"Lass mich raten, Baseball gehört nicht zu deinen Hobbys?",
pendelte Brandy unter mir sich wieder ein.
"Um genau zu sein, alles was Bälle betrifft."
Unter meinen Beinen spürte ich ihn vor Lachen zappeln.
"Ahja",
antwortete er lediglich und ich schüttelte, jetzt endlich verstehend, nur den Kopf.
Ich setzte zum zweiten Versuch an.
Und diesmal verschönerte ich zugegeben wieder die Wand, traf aber am Ende eines dieser Privatsphäre zerstörenden Biester.
Das schwarze Gehäuse der Kamera zersprang in seine Einzelteile und das typische Geräusch ertönte von zerbrochenem Glas.
Irgendwie kannte ich mich ja nicht aus, aber ich nehme mal, das könnte die Linse gewesen sein.
Oh nein, liebe Angela, ich hoffe dein Spielzeug war nicht teuer.
"Auf, auf zur nächsten",
wollte ich wieder hinunter klettern,
als Brandy seinen Griff um meine Oberschenkel verfestigte.
"Nicht doch. Ich liebe das Gefühl von Schenken, um meinen Kopf."
Ich zog ihm für diese Aussage einmal an den zurück gegelten Haaren.

Auch die zweite, dritte und vierte Kamera waren schnell erledigt. Übung machte manchmal eben doch den Meister.
"Party?",
wiederholte Brandy seine vor Stunden gestellte Frage, indessen ich immer noch bequem auf seinen Schultern saß. Irgendwie tat er mir ja schon Leid.
"Gerne."
Als er sich von der Villa abwandt und sich in Richtung Garten bewegte, wunderte ich mich, denn ich hatte damit gerechnet, er würde mich drinnen an der Bar absetzen.
Stattdessen, nahm er Anlauf und rannte mit mir auf sich in den Pool.
Für einen kurzen Moment schrie ich auf, bis mein gesamter Körper, samt Kopf im Wasser verschwand.
Als ich auftauchte, war mein Zustand irgendwo zwischen wütend und ich muss Lachen. Ich entschied mich für zweiteres.
Brandy strahlte und seine Augen konkurrierten mit dem blau des Wassers.
Ohne Vorwarnung berührten seine Hände meine Hüfte zu beiden Seiten und zogen mich in seine Richtung.
Meine Hände legte ich um seinen Nacken, sowie meine Beine um seine Hüften.
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken entlang, als sein Lächeln verschwand und sein Blick von meinen Augen, hinunter zu meinen Lippen wanderte.
"Mae, wir müssen reden, sofort",
unterbrach Leo es zum Glück.
Meine verkrampften Finger lösten sich langsam von Brandys Nacken. Es musste ihm doch Schmerzen bereitet haben, wie kräftig sie eben noch in seinem Fleisch steckten und ich hatte es nicht mal bemerkt, musterte ich meine Hände beim hinauf steigen der Treppen aus dem Pool.
Fünf Minuten musste ich sie durchgehend angestarrt haben, ohne den Rest der Welt zu beachten, denn als ich Leos Stimme das nächste Mal wahrnahm, standen wir bereits neben meinem Auto.
"Was hast du eben gesagt?",
blickte ich ihm nun zum ersten mal in die vor Zorn glühenden Augen.
"Du hörst mir nicht mal zu?"
- "Tut mir Leid. Ich weiß nicht",
blickte ich wieder ins Leere und fühlte mich zugleich, als wäre ich eben erst aufgestanden.
"Ist alles in Ordnung?",
legte er seine Hand sanft auf meine Schulter und ich zuckte zurück, wie ich es vor Jahren getan hätte.
"Wie oft noch? Ich sagte dir doch, komm mir nicht zu nahe und wo ist jetzt dein beschissenes Problem?",
schrie ich viel lauter, als es gewollt war.
Der beleidigte Gesichtsausdruck kehrte wieder zurück. Da war allerdings noch etwas anderes. Traurigkeit?
Bevor ich es so richtig sehen konnte, sprach er weiter.
"Du denkst, ich würde hinter jeder Entscheidung meiner Mutter stehen, aber das stimmt nicht. Ich stehe bei der Sache mit Liam ganz hinter dir und versuche dich, so gut ich kann in Schutz zu nehmen. Aber du verstehst nicht, dass sie unser Boss ist und das ist das Showbusiness. Die großen fressen die kleinen. Schonmal was davon gehört? Und was soll ich jetzt wegen den Kameras machen? Sie ist außer sich und glaub mir skrupellos",
redete er sich sein halbes Leben von der Seele, so hatte ich zumindest das Gefühl.
"Hast du dann schonmal überlegt den Job zu wechseln, oder zumindest den Arbeitgeber? Sonst bleibst du noch für immer Mamas Schoßhündchen."
Er blickte zu seinen Füßen und lachte verächtlich.
"Das selbe könnte ich dir auch raten. Oder ist es dein freier Wille, das Vorzeige-Püppchen von alten Promo-Männern auf irgendwelchen Yachten und Events zu sein?"
Wieder klatschte es und während meine Hand brannte, verweilte sein Kopf in jener Position, in welche ihn der Schlag brachte. Sein Kiefer spannte sich an und er stämmte seine Hände in die Hüften.
"Ist das jetzt so unser Ding? Wir führen ein normales Gespräch, welches etwas hitziger wird und du siehst keinen anderen Ausweg, als mir eine rein zu hauen?"
Ich starrte ihn weiter entsetzt an und erst die warme Flüssigkeit auf meiner Wange, erweckte mich wieder.
Schnell wischte ich mit den Händen über mein Gesicht.
"Sag mir jetzt einfach was du willst, damit wir uns weiter aus dem Weg gehen können, okay?"
Sein Gesichtsausdruck, ähnelte meinem zerstörten.
"Ich wollte die nur den Rat geben, dich nicht mit meiner Mutter anzulegen. Meine Mutter will allerdings, dass ich dich mit in ihr Büro nehme."

***

Angela

"Miss Novak, oder Mary, was löst diese Reaktion aus?",
wollte ich von der zu leisen Frau am anderen Ende der Leitung wissen.
"Bestimmte Themen, intensiver, körperlicher Kontakt..."
- "Welche Themen genau?",
bohrte ich gezielt weiter.
"Miss Lopez, ich kann nicht... Meine Lizenz...",
stammelte sie vor sich hin und ging mir damit ungemein auf die Nerven.
"Bei dem was ich ihnen gebe, würde es sich sowieso mehr lohnen ihre Lizenz in den Mülleimer zu schmeißen",
versuchte ich sie, an das Geld zu erinnern.
Ein langes Schweigen folgte und fürs erste, war mir klar, dass hier nichts mehr zu holen war.
"Nun gut. Wie äußern sich diese Reaktionen. Ich meine, unser Team muss ja wissen, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen",
tat ich auf höchst professionell.
"Sie verliert die Kontrolle über ihre Emotionen, manchmal auch über ihren Körper. Wir haben als Strategie für sie ausprobiert zu laufen und das tut sie auch, wenn sie merkt, etwas wird ihr zu viel. Aber manchmal geschieht der Kontrollverlust so schnell, dass sie es einfach sofort rauslässt und dann kann es zu körperlicher Gewalt kommen. Meistens hat sie diese gegen sich selbst gerichtet, manchmal auch gegen andere. Wenn sie sich anspannt, sollte ihr sofort Freiraum gewährt werden. Sie sollte sich möglichst in einem freien Raum bewegen können",
redete sie sich in Rage, als ob ihre alte Klientin ihr etwas bedeuten würde. Immerhin hat sie diese verraten. Lustig, die Menschheit.
"Ich danke dir, Mary. Du wirst von mir hören.",
legte ich auf, denn es waren Stimmen zu hören.
Ein kräftiges klopfen folgte und keine Sekunde später, traten Elly und mein Sohn durch die Tür.
Mein Blick wanderte von ihm zu ihr und dann wieder zu ihm. Seine Wange zierte ein kleiner, roter Handabdruck.
An seiner Stelle hätte ich diesem minderwertigen Stück auf der Stelle eine zurück geklatscht, aber doch nicht mein gutmütiger Leo.
"So Harley Quinn... Was kannst du zu deiner Verteidigung sagen?",
verspottete ich ihre Art.
"Ich glaube, man muss sich nur verteidigen, wenn man etwas falsches getan hat. Rein logisch gesehen, liegt die Ehre der Verteidigung doch dann bei dir, liebe Angy",
predigte mir die Klugscheißerin mit verschränkten Armen etwas vor.
"Liebes, auch wenn du Konsequenzen von zuhause nicht kennst. Da wo ich herkomme, ist Sachbeschädigung eine Straftat, für welche man bezahlen muss. Die Kameras werden somit von deinem Gehalt abgezogen."
Sie lachte auf.
"Natürlich, wenn du eine Anzeige auf Grund von Eindringen in die Privatsphäre, sowie der Veröffentlichung haben möchtest, zieh den Schaden ruhig ab."
- "Liebes, in deinem Vertrag steht, dass dein Leben im Haus veröffentlicht werden darf und..."
- "nicht von den Überwachungskameras",
unterbrach sie mich, beinahe schreiend.
"Werden wir sehen",
stellte ich meine Aussage genau so eindeutig in den Raum.
Sie schüttelte nur ihren Kopf, bevor sie aus der Tür verschwand und diese mit einem lauten Knall ins Schloss springen ließ. Ihre Therapeutin ließ wohl aus, dass sie ihre Gewalt auch an Gegenständen raus lässt.
Mein Blick glitt nun zu meinem unbeteiligten Sohn, welcher immer noch unzufrieden in der Ecke stand.
"Leo, als nächstes holst du bitte Brandy",
widmete ich mich nebenbei schon wieder dem Papierkram auf dem Tisch.
"Wofür?",
trat er an meinen Tisch.
Ich schaute ihn verwundert an, denn Gegenfragen zu stellen, gehörte nicht zu seiner Arbeit.
"Beihilfe zur Sachbeschädigung",
gab ich ihm trocken zu verstehen.
"Du willst das doch nicht wirklich durchziehen?",
setzte er sich mir gegenüber und machte so leider gar nicht den Eindruck, als würde er schnell wieder an seine Arbeit gehen.
"Was meinst du?"
Eigentlich wusste ich, was er meint. Er heulte mir schon seit Wochen die Ohren voll, wie ich seine Arbeit nur dafür benutzen konnte, um andere schlecht zu machen. So vieles musste er noch lernen. Im Showbusiness haben Gefühle nichts zu suchen. Der Nachteil andererer, war dein Vorteil.
"Falls du das vor Gericht bringst, bin ich froh, auf ihrer Seite zu sein."
Selten sah ich meinen Sohnemann so entschlossen und lächerlich zu gleich.
Da stand er hinter der Frau, wessen Handabdruck seine Wange markierte. Leo stand auf und ging, noch bevor ich mich äußern konnte.

#15 RosesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt