~ Ӈҽíß, հҽíßҽɾ, ⱮíƖօ ~

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Nach dem Schnorcheln und einer anschließenden Wanderung, kletterte ich nach Drehende alleine einen steinigen Abhang hinunter.
Mir wurde zwar von den einheimischen davon abgeraten, aber dennoch musste ich es unbedingt mal ausprobieren. Die Rede war von den heißen Quellen. Erst heute erfuhr ich, dass Santorin an einen Vulkan grenzte. Geographisch gesehen war ich eine gigantische Null.
Nur vereinzelt badeten Menschen in dem See, welcher größer war, als ich dachte. Unter 'heiße Quelle' stellte ich mir immer ein Whirlpool-großes Gewässerchen vor. So konnte man sich irren, erreichten meine Füße nun das Ufer.
Ich schlüpfte aus den Turnschuhen, sowie Socken und wagte mich in das erwärmte Wasser.
Erst war es ungewöhnlich, doch relativ schnell etwas langweilig normales.
Als hätte man hier zwischen all den riesigen Felsen ein angenehm warmes Bad eingelassen.
Da die Luft auch so ziemlich warm war, grenzte es sogar daran, unangenehm zu werden.
Mittlerweile stand ich bis zur Brust im Nassen und kam dabei ganz schön ins Schwitzen.
Schwimmen oder so war also nicht drin, außer man wollte hier wegen eines Kreislauf-Kollaps ertrinken.
Naja nicht schlimm, dachte ich mir, während ich mich flach auf das Wasser legte, die Beine und Arme weit ausgestreckt.
Mein Blick wanderte die Klippen entlang. Sie waren schwarz im Gegensatz zu dem grellen Sonnenlicht...Ein perfektes Motiv zum zeichnen. WOW! Dachte ich das gerade wirklich? Seit wann interessierte mich die Kunst wieder?

"Oh mein Gott...Ich glaube mir ist soeben ein Engel erschienen."
Direkt vor mein Sichtfeld, schob sich ein großer breiter Schatten, dabei umgaben die Sonnenstrahlen Milos Kopf und schmückten ihn so mit einem Heiligenschein.
Ich richtete mich auf und begegnete so gleich seinem grinsen, welches auf seinem Gesicht lag, gleich nachdem er mich einmal von oben bis unten musterte.
"Und ich glaube mir ist so eben der Teufel begegnet."
Darauf stieß ich einen empörten Lacher aus.
"So schrecklich bin ich also."
Er schaute kurz in eine andere Richtung, bis er mir so nahe kam, dass ich hätte schwören können, seine Wärme an meiner Haut durch das Wasser spüren zu können.
"Die schrecklichste aller Sünden."
Ich schüttelte nur den Kopf, erwischte mich aber wieder dabei, wie ich ihn anstarrte und diesmal ausnahmsweise nicht sein Gesicht...
Meine Güte, was hatte er für Arme.
Mein Gesicht musste diesem Emoji mit den Herz-Augen ähneln.
Schnell wandte ich meinen Blick ab. Hoffentlich hatte er es nicht mitbekommen. Natürlich nicht. Ist ja nicht so, als hätte er genau vor mir gestanden.
"Mamoiselle, ich lade sie zu einer ausgiebigen Wellness-Behandlung ein."
Den Rücken extra gerade, streckte er mir seinen Ellenbogen hin und wirkte dabei wie diese überhöflichen, englischen Butler.
"Sehr gerne Monsieur Novak."
Wie die feine Dame ergriff ich seinen Arm und ließ mich von ihm mitziehen.
Am Ufer standen die meisten Menschen und schon als ich hier ankam, fragte ich mich wieso.
Die Füße steckten hier in einer lehmigen Mischung aus grobem Sand und Schlamm.
"Das warme Wasser weicht die Haut auf, der Schlamm tut den Rest. Das natürlichste Peeling und zu gleich entspannenste. Versprochen."
Mein Blick flog noch einmal über die anderen, welche sich tatsächlich einrieben und danach den Schlamm einfach mit dem Wasser abspülten.
Er ließ sich auf den Boden fallen und das Wasser, welches uns bis knapp unter die Knie ging spritzte mir entgegen.
"Nimm Platz",
deutete er auf die Stelle zwischen seinen Beinen.
Vorsichtig sank ich zu ihm, seine Beine links und rechts von mir.
Gut, dass ich meine Haare vor dem Schnorcheln schon zu einem Dutt gebunden hatte. Jetzt lagen seine großen Hände problemlos auf meinem Rücken.
Es war in der Tat angenehm, wie er die warme Masse in kreisenden Bewegungen auf mir verteilte.
Desto mehr ich mich lockerte, desto stärker spürte ich den Druck, welchen er ausübte. Ja, ich war irgendwo in einem, warmen und weichen Paradis gelandet.
Kaum drückte er zwischen Halsbeuge und Schulterblatt zu, entfloh mir ein Geräusch, welches ich einen Bruchteil von Sekunde so schnell wie möglich wieder zurück ziehen wollte.
Ich riss meine Augen auf und erstarrte, wollte mir sogar die Hände vor den Mund schlagen, doch halt mal
eventuell ist es ihm gar nicht aufgefallen.
Da bemerkte ich allerdings auch schon, dass seine Hände über meinen Schultern ebenfalls erstarrt waren.
Peinlich, peinlich, peinlich...
Nach der mehr als unangenehmen Stille, nahm ich eine Vibration von hinten wahr.
Verärgert wandte ich meinen Kopf so weit es ging zu ihm und tatsächlich, er verkniff sich das Lachen.
Ein Wasserstrahl flog ihm darauf hin entgegen und traf ihn mitten im Gesicht. Tja... Nun zierte mein Gesicht ein zufriedenes Lächeln.
Die dunklen Strähnen hingen ihm in die Stirn und verloren dabei stetig kleine Tropfen, welche über sein Gesicht liefen. Ich folgte ihnen. Von der Stirn, über die markanten Augenbrauen, über die fast schwarzen Augen, welche eher schmal waren, was ihm aber einen echt gezielt stechenden Blick verlieh. Dann kam eine wirklich gerade und perfekte Nase, dann die eher durchschnittlichen Lippen und zum Schluss das ausgeprägte Kinn.
Sein gesamtes äußeres... Er war einfach das, was ich gerne sah, anders konnte ich es nicht beschreiben.
Ganz in seinem Bann, bemerkte ich nicht, wie seine Hand zu meinem Gesicht wanderte.
Sein Blick lag so liebevoll auf mir. Er legte seine Hand an meine Wange und wirkte nun sogar noch ein Stück veträumter.
"Du bist soooo....",
er stoppte mitten im Wort und grinste.
"schmutzig, Maelle",
und damit ließ er seine Hand langsam von meinem Gesicht gleiten.
Ich spürte den groben Sand zwischen meiner und seiner Haut.
"Milo!", schrie ich wütend auf und drehte meinen Oberkörper entgültig ihm zu, um mich mit voller Wucht auf ihn zu werfen.
Es endete in einer wilden Schlammschlacht, wessen Folgen wir Minuten später an einer tieferen Stelle des Sees wieder beseitigten.

Halbwegs sauber und angezogen saßen wir zum Schluss in der Abendsonne am Rande der Klippe nebeneinander und starrten auf die 'heiße Quelle' vor uns.
"Habe ich heute irgendwas verpasst?",
fragte er mich.
"Ja... Aber ich würde sagen, du hast Pech gehabt. Dann kommst du beim nächsten mal vielleicht...",
streckte ich ihm die Zunge aus.

                                ***
Nach dem Tag war ich so ziemlich erschöpft. Um neun Uhr abends lag ich bereits im Bett, allerdings nur um festzustellen, dass ich nicht einschlafen konnte.
Da es im Haus sehr warm war, öffnete ich alles, was sich öffnen ließ.
Der Durchzug verschaffte genügend Abkühlung, weshalb die Klimaanlage heute aus blieb.
Durch das Fenster summte leise Musik. Bestimmt von irgendeiner Bar, dachte ich mir. Die Musik gefiel mir. Es waren Charts, aber keine aktuellen, eher solche, welche nostalgische Gefühle in einem weckten.
Ich war wieder glücklich und diesmal schien es nicht nur eine Phase an. Sobald die Show zu Ende war, plante ich meine Therapie fortzusetzen, um vergangenes entgültig zu verarbeiten. Das modeln und vertreten von Marken würde ich fortsetzen, die billigen TV-Auftritte würden enden. Reich wurde ich so zwar nicht, aber ich begriff, das wollte ich auch nicht. Nebenbei musste ich dann noch einen Kunst-Club besuchen. Ich war so aufgeregt von dieser Idee, dass ich entgültig aufstand.
Über mein weißes Kleidchen zog ich den Kimono von heute mittag.
Draußen war es dann doch um einiges kühler, aber auf keinen fall kalt. Meine Terrasse wurde von einer kleinen weißen Mauer geschützt.
Von meiner Seite aus konnte ich mich locker drauf setzen, doch meine Beine baumelten nun nach außen, eine etwa zwei Meter hohe Wand runter.
Das war gerade noch so hoch, dass ich mich beim Sitzen wohl fühlte.
Eine paar Meter links von mir verlief die Treppe, welche zu meinem, aber auch zu vielen anderen Häusern führte. Die Insel war interessant. Es gab kaum richtige Straßen, nur ein Irrgarten aus Treppen, um von Haus zu Haus zu kommen. Dafür hatte man weit oben eine unglaubliche Aussicht.
Ich sah all die beleuchteten Häuser unter mir, den Mond im Wasser spiegeln und sogar die Umrisse des Vulkans. Zusammengefasst, es war einfach atemberaubend.
Als ich Schritte hörte, schreckte ich erst zusammen, doch lunste dann immer wieder in Richtung Treppe.

"Na, wer ist denn da abgehauen?",
zog ich die Augenbrauen verwundert hoch. Nun war er erschrocken.

"Guten Abend, schöne Frau."
Er verbeugte sich, schwankend.
Sowas erwartete ich von Dany oder Akim, aber nicht von Frey. Habe ich ihn nicht vor kurzem noch gelobt, dass er eben nicht trank und jedesmal pünktlich ins Bett ging?
Ich beobachtete, wie er im Zick-Zack weiterlief und folgte ihm an der Mauer entlang.
An einer Stelle überragte sein Kopf ganz knapp die Mauer. Dort blieb er stehen und ich setzt mich wieder, um wenigstens halbwegs in seine Augen schauen zu können.
"Hilf mir mal, Mae."
Ohne Vorwarnung griff er nach meiner Hand und zog so sehr daran, dass ich sie mit meiner anderen und meinem gesamten Gegengewicht stützen musste. Immerhin hievte er sich nach kurzer Zeit hoch, nur um dann lächelnd vor mir zu stehen.
"Wo warst du?"
   - "Da unten ist eine ausgezeichnete Bar mit wirklich ausgezeichneter Musik und wenn du nicht im Bett gelegen hättest, dann hätte ich dich gerne mitgenommen."
Wow, auf einmal redete er viel. Es war irgendwie niedlich. Vor allem, wie er während dessen immer so herzlich lächelte. So offen kannte ich ihn nicht.
Doch zu seiner Aussage...Ich richtete meinen Kopf wieder in die Richtung, aus welcher ich die Musik wahrnahm.
"Du hast Recht",
stimmte ich ihm zu.
Er kam einen weiteren Schritt auf mich zu. Sein Atem, welcher eine starke Mischung aus Minze und Kokos war, streifte mein Gesicht. So nah war er mir noch nie und das ließ mein Herz um gefühlt hunderte Takte schneller schlagen.
Seine Stirn lehnte gegen meine und seine Hände lagen locker um meine Taille geschlungen.
Er hielt seine Augen geschlossen und ich hatte das Gefühl er genoss es mit all seinen Sinnen.
"Burn von Usher",
sprach er plötzlich und wippte mit mir im Takt von einem Fuß auf den anderen.
"Du riechst so gut",
schmiegte er seine Nase kurz an meine. Mir fehlten die Worte. Wieder war ich einfach nur schüchtern, weil ich diese Dating Sachen einfach nicht mehr konnte.
Frey interpretierte mein Schweigen falsch und nahm Abstand.
"Ich mache dir doch keine Angst?"
Die Art, wie er dort stand mit teils erschrockenem, teils besorgten Blick, brachte Tränen in meine Augen.
"Nein",
schüttelte ich schnell den Kopf.
Meine Tränen schienen ihn nur komplett aus der Bahn zu werfen. Ratlos stand er da, bis ich wieder auf ihn zuging und ihn in den Arm nahm.
"Halt mich einfach wieder fest.", flüsterte ich in sein Ohr.
Das ließ er sich nicht zwei mal sagen und schlang seine Arme wieder um mich, diesmal fester.
Kein Blatt hätte zwischen unsere Körper gepasst.
Eine Weile standen wir so, seine Nase kitzelte an meinem Hals und mein Atem vermutlich seinen.

"Mae! Hör zu, erstmal sorry, dass ich eingebrochen bin und sorry, dass ich euch gerade scheinbar störe und unterbrechen muss. Es ist wichtig!"

Wir wandten uns beide zu der Person, welche plötzlich in meinem Haus stand. Leo sah besorgt aus, also verabschiedete ich mich schnell von Frey und hörte ihm zu...

#15 RosesWhere stories live. Discover now