~ Mҽɾƈҽԃҽʂ GLE 63ʂ ~

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Ein Glück für mich, dass eingeschüchterte Menschen leicht zu bereden waren.
Ein Glück für Akim, dass er mir etwas bedeutete.
Ein Pech für Angela, dass ich sie hasste.

***

Ich ließ mich gerade für das letzte Date herrichten, als mein Handy, wie in den letzten Tagen öfter, vibrierte.

Unbekannt: Du hast ein großes Problem. Fahre zur Saint-Anne-Street.
3. Lagerhalle. Nimm das Auto und begib dich nach Mogi das Cruzes. Suche einen Laden namens Mercado Tropical. Frag nach einem Ramon Pereira. Gib ihm diesen Code:
9a4859c16170ae948ba217ba22e6e8b3

Ich: Nein, danke.

***

Es fing schon super an. Wieder saßen wir draußen, an diesem immer gleich hergerichteten, runden Tisch und ich konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Seitdem Leo weg ist, arbeiteten scheinbar nur noch unkreative Versager am Set.
"Akim, wo kommst du her?"
- "Deutschland, Sir Dumont."
Mein Vater bemerkte schnell seinen Akzent... Akim, ich bete für dich, verkniff ich es, diesen Satz laut auszusprechen.
"Gebürtig?"
- "Nein, gebürtig aus Kirgistan."
"So, so..."
Eine Weile schafften wir es zu essen.
Mein Vater allerdings kaute sogar noch, als er weitersprach.
"Kannst du dich dann wenigstens schon vernünftig artikulieren?"
- "Jaja, natürlich. Ich hatte eine eins in Mathe."
Während mein Vater ihn aus großen blauen Augen musterte, streckten sich meine Mundwinkel, einmal quer über das ganze Gesicht aus.
Wie konnte er nur so süß sein.
Diesmal verkniff ich es mir nicht für später.
Ich drückte seinen Kopf gegen meine Lippen. Er bekam einen dicken Schmatzer auf die Wange, was ihn unverkennbar rot werden ließ, was ihn unverkennbar noch süßer machte.
"Hast du eine Ausbildung?"
- "Nein mein Herr. Ich bin Youtuber."
Mein Vater zog seine Augenbrauen in die Höhe. Die Überheblichkeit konnte man ihm von seiner gerunzelten Stirn ablesen.
Es wurde wieder still, neben mir versuchte Argon leise zu sein, doch so ganz gelang es ihm mit seiner rauen Stimme nicht.
Er fragte Jaenne:
"Was heißt denn jetzt artikulieren?"
Ich schmunzelte in mich hinein.
"Sich richtig ausdrücken können",
versuchte meine Managerin es ebenfalls möglichst unauffällig, aber vor meinen lauschenden Ohren konnten sie nichts verheimlichen.
"Mae, wer sind eigentlich deine zwei Freunde? "
Bei der weichen Stimme meiner Mutter, musste ich aufschauen.
Ich ließ mich von ihr ansprechen, sah mitten in ihre mehr braun als grünen Augen.
Ihre Haare trug sie immer noch lang, glatt und braun. Keine einzige graue Strähne versteckte sich dort.
Als ich klein war, durfte ich sie oft frisieren. Immer habe ich mir gewünscht, auch einmal solche Haare zu haben.
Ich habe ihr Gesicht vor mir gesehen, wenn mir weh getan wurde. Ich habe in meinen Gedanken nach meiner Mutter geschrien.
"Das sind meine besten Freunde.
Jeanne hat als erste an mich geglaubt. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass ich heute das machen kann, was ich will und der Herr neben mir ist Agon.
Er hat meine Tränen weggewischt, weil sonst niemand da war, hat stundenlang mit sich reden lassen und jeden meiner Schläge ausgehalten. Nicht nur das... Dank ihm kann ich mich selbst verteidigen, weil es sonst niemand getan hätte."
Die Worte waren absichtlich gewählt. Sie sollten, wie Pfeile in ihren Herzen stecken, den selben Schmerz verursachen, welchen ich, Jahr für Jahr fühlte.
"Und jetzt entschuldigt uns. Ich habe eine besondere Überraschung für einen ganz besonderen Menschen."
Ich stand auf und reichte Akim demonstrativ meine Hand.
Wir verließen den Garten und gingen durch die Villa wieder hinaus.
"Wolltest du nur gehen, oder hast du echt eine Überraschung?"
- "hier."
Ein klimperndes etwas landete knapp in seinen Händen.
Sein Mund klappte plötzlich auf.
"Prinzessin, wie...?"
Ihm fehlten die Worte und ich erfreute mich an seiner Sprachlosigkeit.
"Angela's Mitarbeiter scheißen sich jedesmal beinahe in die Hose, wenn man ihnen sagt 'Anordnung von oben' und so haben sie mich einfach reingelassen."
- "Das ist ihrer? Du hast ihn geklaut? "
"Akim, nein! Heute ist das unser Leihwagen."
Grinsend, zwinkerte ich ihm zu.
Als wir den Parkplatz betraten, rannte er dem Auto entgegen, als habe er soeben seine große Liebe gefunden.
Mein Lexus, welcher genau neben ihrem Wagen stand und nebenbei bemerkt viel hübscher war, birkte noch eine weitere Überraschung.
"Da fehlt noch etwas."
Ich öffnete mein Auto und holte vom Beifahrer-Sitz einen großen Sack, welchen ich vor Akims Augen öffnete.
"Pisdez.",
weiteten sich seine Augen noch einmal.
Er nahm mir den Sack ab und verschwand kurz auf die Rückbank des Mercedes.
Heraus kam ein Engel in weiß.
Der weiße Armani-Anzug schien wie maßgeschneidert, obwohl es nur ein Reihen-Model war.
"Perfekt",
sah ich ihm zu, wie er mehrmals an seinem Kragen zupfte.
Das weiße Sport-Shirt untendrunter und die schwarze Kappe, welche er verkehrt herum trug, machten nichts kaputt. So war Akim eben und ich würde ihn auf keinen Fall ändern wollen.
"Prinzessin, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
Er nahm meine Hand, zog mich zu sich, drehte mich und drückte mich im nächsten Moment an das riesige Auto.
"Wie wärs mit gar nichts",
stellte ich mich auf Zehenspitzen, um seine Lippen mit meinen erreichen zu können.
Es war ein kurzer Kuss, welcher nach mehr rief, doch wir sollten weg, bevor die Hexe auf dem Parkplatz auftauchte.

#15 RosesWhere stories live. Discover now