~ Eιɳʂαɱƙҽιƚ ~

22 4 2
                                    

Auch wenn das Date mit Milo eines der besten war, hat es mir nur noch einmal bewusst gemacht, dass es mit Sancho anders ist. Seitdem er mir bewusst gemacht hat, dass ich fähig bin zu lieben, wollte ich mehr von diesem Gefühl, mehr von ihm.
Für mich war er etwas Besonderes und von ihm beachtet zu werden, gab mir ebenfalls das Gefühl etwas besonderes zu sein.
Irgendwas sagte mir, dass er seine Aufmerksamkeit selten und nicht an jede verschenkte.
Milo und ich gingen gemeinsam zum Hotel und verabschiedeten uns vor meinem Zimmer, doch kurz nachdem er verschwunden war, verließ ich es wieder.
Nun stand ich schon seit zwanzig Minuten gegenüber von Sanchos Tür.
Ich rutschte an der kühlen Wand hinunter, bis mein Gesäß den Boden erreichte.
Sein fester Griff, das Gefühl seiner warmen Haut auf meiner gab mir einen sicheren Raum zum anlehnen, während die Art, wie er mich ansah, mich schweben ließ.
Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, doch Tränen benetzten meine Wangen.

                               ***

Es kam mir vor, wie ein Wimpernschlag und doch verriet die Uhr an der Gegenüber liegenden Wand, dass ich es schaffte ganze zwei Stunden zu schlafen.
Als es an der Tür klopfte, wusste ich auch, was mich wohl geweckt hatte.
Ich war in dem roten Kleid, welches ich gestern bereits beim Date trug,  auch eingeschlafen.
Das Ausmaß der ganzen Katastrophe zeigte sich mir dann vor dem Spiegel.
Natürlich war da das zerknitterte Kleid, allerdings auch noch die verlaufene Schminke und das Nest auf dem Kopf.
Wieder klopfte es und ich schmiss mir fürs erste nur eine lange Strickjacke drüber, was zumindest das ungepflegte Outfit verbarg.
"Leo!"
Mein Mund schallte meine überraschten Gedanken wieder.
Er ließ seinen Blick kurz über mein gesamtes Erscheinungsbild wandern, was mir jetzt doch sehr unangenehm wurde.
"Wir machen eine Sightseeingtour. In 15 Minuten ist das Team von der Maske hier. Bye",
damit wandte er sich wieder ab, indessen ich vor Verwunderung im Geschehen hängen blieb.
"Leo!",
schrie ich ihm erneut hinterher, obwohl mir im nächsten Moment klar wurde, dass ich gar nicht wusste, was ich überhaupt wollte.
Er drehte sich auf halbem Weg wieder um, nur um in mein planloses Gesicht zu sehen.
"Ich brauche noch eine halbe Stunde",
fiel mir im letzten Augenblick etwas ein.
"Geht klar."
Und damit war er endgültig weg.

Nachdem der Makeup-Artist mich wieder halbwegs hergerichtet hatte, ging es los.
Als ich mit den Kandidaten durch die über vollen Straßen lief, nahm ich nichts war... Nicht die 'schönen Sehenswürdigkeiten, nicht den Gestank der Abgase und nicht mal den Lärm. Erstens überkam mich ein seltsamer Zustand des Halbschlafes und zweitens hasste ich New York und musste mir trotzdem diesen Mist reinziehen. Verständlich, dass ich die virtuelle Schlafmaske bevorzugte.
Außerdem hielt mich diese davon ab, zu denken.
Es war mir egal, ob ich gleich ohnmächtig werden würde, oder wenn ich Schmerzen gehabt hätte... Alles war besser als diese unendliche Trauer wieder zulassen zu müssen.
Um mein innerstes zu verbergen, schob ich die Sonnenbrille noch näher vor meine Augen.
Ich spürte bereits meine Wimpern, welche gegen die getönten Gläser drückten.
Einer der Männer, ich wagte mich erst gar nicht zu schauen, wer es war, verknotete meinen Arm um seine Elle. Auch wenn er es nicht wissen konnte, war ich über aus dankbar für diese Stütze.
Es war Akim, welcher selbstbewusst nach vorne schaute, ohne etwas zu sagen, mich führte, wie wenn es das selbstverständlichste auf dieser Welt wäre.

                                  ***

Irgendwann war zum Glück Mittagspause und zum ersten Mal an jenem Tag fühlte ich mich so richtig wach.
Das Bedürfnis meiner Seele ein wenig Last entnehmen zu müssen, stieg bis ins unermessliche.
Es gab einen Menschen, welcher eingeweiht war und ich wollte ihm alles sagen, ihm meine Sorgen, wie einen Zunami entgegen kommen lassen.
Ich sah die Gegend nach ihm ab und entdeckte ihn auf einer Bank mit einer Wasserflasche in der Hand.
Er war fast immer alleine, genau so, wie ich, fiel mir auf.
Gezielt ging ich auf ihn zu und ließ mich neben ihm auf die Bank fallen.
Es war auf einmal so viel, dass ich zunächst alle Worte sortieren musste.
"Ich würde ja fragen, wie es dir geht, aber du siehst ziemlich beschissen aus."
   - "Na danke, Frey",
begegneten sich unsere Blicke und ich fragte mich ein letztes Mal, ob es gut war, ihm alles und noch mehr anzuvertrauen.
"Frey?"
   - "Hmm?"
Es verunsicherte mich, dass er weiter gerade aus blickte, anstatt in meine Augen, aber ihm war wohl noch nicht klar, wie wichtig es mir war.
Ich fasste trotzdem genug Mut und öffnete meinen Mund erneut.
"Du wolltest wissen, wieso ich verletzt war und ich habe dir gesagt, wenn ich bereit bin, dann werde ich auf jeden Fall mit dir reden und jetzt bin ich bereit... Also nicht für alles, aber ein bisschen... Ein klitzekleines bisschen. Sprich bitte nicht dazwischen und antworte am besten überhaupt irgendwann anders. Hör einfach zu. "
Das er mir jetzt in die Augen sah und bereits nur schweigend nickte, bewies mir, dass er es verstand.
"Es ist nur der kleinste Teil meiner Tragödie... Nicht annähernd der schlimmste und schon gar nicht der wichtigste. Ich war in meinem Leben nur einmal verliebt und wir haben uns nach zwei Jahren getrennt, als wären wir nie etwas bedeutsames gewesen. Seitdem war ich sieben Jahre Single und habe allgemein keine Menschen an mich heran gelassen, was noch andere Gründe hat, über welche ich nicht reden will.
Durch diese verdammte Show bin ich nun aber gezwungen Kontakt zu anderen Personen zu haben. Oft wird es mir einfach zu viel und ich habe keine Kontrolle über meine Gefühle. Mal fühle ich etwas für den, dann für den und mal gar nichts und ich weiß nicht, was echt ist und ich habe das Gefühl durchzudrehen...
Meine Güte, ich hoffe du redest danach noch mit mir...
Naja, jetzt habe ich noch ein konkretes Problem.
Bis jetzt hat sich mir immer die Option ergeben, weg zu laufen. Weg zu laufen vor Verantwortung, Konsequenzen und nun bin ich in einer Sackgasse gelandet, nicht fähig eine Entscheidung zu treffen.
Ehrlich gesagt fühle ich mich neben dir, wie ein Haufen Müll...
Du, von außen immer top, schick, hilfst mir in deiner Freizeit, gehst pünktlich ins Bett, trinkst und rauchst nie, achtest stets darauf, was gesund ist und vertrittst deine Meinung selbstbewusst und stark.
Ich bewundere dich, denn du bist all das, was ich gerne wäre. Ein Mensch, welcher mit beiden Beinen im Leben steht, aber meine Vergangenheit reißt mich ständig um.
Übermorgen steht eine wichtige Entscheidung an und ich vermute sie wird mehr über mein Charakter aussagen, als alle Entscheidungen zuvor. Das schlimmste ist, dass ich jetzt schon weiß, dass ich es nicht kann, aber eine Flucht wird mir diesmal nicht gelingen."

#15 Rosesजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें