Chapter Five

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Ein merkwürdiger Tag, aber während ich hier versuche etwas sinnvolles zu schreiben, quatscht mich mein Mitbewohner voll, was für kreative Ideen er hat und wie ich ihn dann in der Danksagung doch erwähnen könnte.

Aber gut, back to the topic

Eigentlich wollte ich dieses Kapitel bereits am Montag hochladen, um euch ein bisschen zu erlösen, dann dachte ich, dass es ja gar keine Erlösung sein wird und dann dachte ich, ich lasse euch noch ein bisschen positive Hoffnung haben, bevor ich es ein bisschen zerschlage ...

oder vielleicht auch nicht.

Viel Spaß

_______

Dalia Sanderson

»«

Reaktionen

Alles was ich geglaubt habe zu sein verschwimmt in eben dieser Sekunde, in denen mich diese weißen Augen durch eine Kälte anblinzeln, die mich übel werden lassen. Mir steigt die Magensäure auf, die Tränen die dieses trügerische Bild noch fester ziehen und noch lebendiger werden lassen, wie eine verdammte Fata Morgana. Wie ... wie eine Halluzination. Ich wäre mir so sicher das dies eine Halluzination ist, wenn die harten Schritte nicht gegen den Stein prallen und mich zusammenzucken lassen würden. Ich wäre mir so sicher, wenn sein Blick nicht so abschätzig und hart über mich gleiten würde, als wäre ich ... eine Fremde. Ich wäre mir so sicher, wenn ... wenn da nicht diese Ähnlichkeit wäre.

Diese gleißend hellen Augen, dessen Blau so schwach wirkt und doch so stark. Diese schwarzen Haare, der leichte Bart, die erwachsenen Züge. Sein Name liegt mir auf der Zunge und dann denke ich an all die Nächte in denen ich dachte er würde vor mir stehen, er würde meinen Namen sagen, mich wecken. Er würde mich in den Arm nehmen ... und jedes Mal wenn ich herausgefunden habe, dass es nur ein Traum, nur ein Wunsch oder eine Illusion war, da fing ich an zu schreien. Inbrünstig und laut. Schreckhaft, dass ich mich vor mir selbst zu fürchten begann.

Der Mundwinkel des Mannes zuckt für einen Moment nach oben, amüsiert, gar spottend. Er wirkt falsch in diesem Raum, mit dem Weißen Hemd das er trägt. Das sich an seinen Körper schmiegt und dessen Kontrast zu der schwarzen Hose und dem Jackett steht. Genauso wie seine Haare und seine Augen. Die schwarzen Strähnen die wirr über seinem Kopf hängen und damit einige auch über seine Stirn fallen, während sich der Bartschatten mit seiner Augenfarbe sticht. Er wirkt falsch mit diesem Körper. Mit diesem Ausdruck.

Mit dieser Härte, dieser Unerbittlichkeit.

Meine Schultern pressen sich gegen die Mauer hinter mir, als er einen Schritt auf mich zumacht und seinen Blick über mich gleiten lässt. Langsam. Abschätzend. Spottend. Als sei ich nicht mehr als ein Klumpen Dreck unter seiner Fußsohle.

Er hätte mich nie so angeschaut. Er hätte mich nie in eine derartige Situation kommen lassen. Aber ... es kann nicht Lionel sein. Lionel ist tot. Er ist seit vier Jahren an dem Fleck Erde, an dem wir ihn begraben haben. Er ist seit vier Jahren fort. Nicht mehr an meiner Seite. Ich gehe seid vier Jahren alleine und habe das Gefühl jeden Tag ein Stückchen mehr gegen das Ertrinken zu kämpfen. Um das Überleben. Vor allem seit dem ich wieder in Amerika bin. Vor allem seit dem ich in diese gleichen Augen schaue. Diese gleichen Augen, die nicht so gleich sein können.

Er ist tot.

"Ich hasse es, wenn man mir Kinder vor die Füße wirft."

Ich unterdrücke einen Ton bei seiner harten Stimme und dem groben Griff um mein Kinn. Meine Augen kneifen sich fester zusammen, die Tränen rinnen über meine Wangen und gleiten bis zu seinem Daumen, der sich zwischen meine Zähne bohrt. Ich öffne unfreiwillig meinen Mund, ehe er meinen Kopf energisch zur Seite stößt und sich seine Tränen benetzten Finger an seiner Anzugshose abwischt. "Ich habe keine Verwendung für sie." Murmelt er gelangweilt.

Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt