Chapter Thirty-Eight

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Ich hatte soeben ein Bewerbungsgespräch und es lief eigentlich ziemlich gut.

Und eigentlich wollte ich auch erst in den Ferien beginnen zu arbeiten, aber dann sah ich die Arbeitsstelle in dem Kunsthaus und wusste das ich da definitiv hin muss

Drückt mir die Daumen - wobei ich eigentlich schon willkommen geheißen wurde, dennoch ich bin vorsichtig bei meiner Wortwahl und dem minimalen Rest aberglauben in mir

Ich hoffe euer Tag lief mindestens genauso erfolgreich und wenn nicht, dann ist es auch nur ein Tag

Jedenfalls gibt es hier ein kleines Überraschungskapitel
Viel Spaß, es ist etwas länger als sonst

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Lionel McKinney

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Vorwarnungen

Drei Monate.

Drei Monate spürte sie die Sonne nicht mehr auf ihrer Haut. Drei Monate konnte sie den Wind in ihren Haaren nicht wahrnehmen. Drei Monate roch sie keine frische Luft.

Es ist als würde sie jeden einzelnen Tag erneut wahrnehmen, als würde sie jede einzelne Sekunde austauschen, als ich die Tür öffne und sie nach draußen tritt. Als das schimmernde Licht ihre blasse Haut befällt, ihre Haare zum strahlen bringt und sie so tief die Luft in sich einsaugt, dass ich sehe wie ihr ganzer Körper erschaudert.

Was würde ich dafür geben, dass sie diesen Moment vollkommen auskosten kann. Dass sie ihre Finger durch den kalten Schnee gleiten lassen kann oder dass sie sich einfach den wärmenden Strahlen hingeben kann.

Das grau ihrer Augen wirkt aufgebracht. Fahrig, als sie versucht jedes Detail in sich aufzusaugen, als sie die Kälte mit so offenen Armen willkommen heißt, dass ich meinen eigenen Blick nicht von ihr losbekomme. Es ist noch immer wie ein Traum, aus dem ich nicht erwachen möchte – selbst wenn die Stimme in meinem Hinterkopf mir sagt, dass es das Beste wäre. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht, weil ich ein weiteres Mal so verflucht egoistisch bin. Ich kann nicht, weil ich sie nie wieder aus meinem Leben verbannen möchte. Sie ist so wertvoll. Sie ist so pur und doch ... wieder nicht.

Sie hat all die Zeit eingesperrt und alleine gelebt. In einem Keller. In den illusionistischen Räumen in Quebec und hier. Mit ihm. Ohne Antworten. Und auch wenn mich zumindest der Gedankengang nicht stören sollte, was er mit ihr tat oder sie mit ihm, so ... beschäftige ich mich erst später damit. Später, wenn sie in Sicherheit ist.

Meine Schritte knirschen in dem Schnee, als ich auf das Auto zugehe und es aufschließe. Als ich meinen Blick zu der Residenz werfe, dessen massives Holz wie eine Festung wirkt. Wenn da nicht die Fenster wären. Wenn da nicht die Augen wären, die den meinen so gleichen. Es ist wie ein Lockruf, als Dalia ihren Kopf über ihre Schulter hebt. Als sie seinen Blick so inbrünstig erwidert, dass es wie eine stille Kampfansage wirkt. Sobald ich meine Hand auf ihren Rücken lege, zuckt ihr Blick wieder zu mir, bevor sie die Hand deutlich von sich abschüttelt und auf den Beifahrersitz sinkt.

Selbst auf diese Entfernung kann ich erkennen wie Samuels Mundwinkel nach oben zuckt – wie es der meiner tut. Er möchte spielen? Soll er spielen. Er möchte mehr Macht? Soll er denken er hätte sie. Aber ich habe ihm all das beigebracht. Ich habe ihn das Spielen und die Züge in dieser Welt gezeigt und dabei die wichtigsten nicht einmal angeschnitten. Hochmut kommt vor dem Fall – und er wird fallen, wenn er sich nicht bald zusammenreißt. Sobald Veronica neben ihm auftaucht und ihren Blick ebenso starr auf mich gelegt hat, nickt sie mir zu. Leicht. Mit einem so garstigen Zucken ihres Mundwinkels, dass ich schmunzelnd meinen Blick abwende und ebenso ins Auto steige, bevor ich mit drehenden Reifen von dem Platz fahre. Wegfahre. Die Berge, den Schnee und die Meilen zwischen ihn und Dalia bringe.

Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt