Chapter Fifty-Eight

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Einen wunderschönen guten Abend...

Ich muss gestehen, dass ich es noch nicht ganz fassen kann, dass wir das hier heute beenden, aber ich fühle mich dem auch gewachsen. 

Dalia und Lionel sind durch genug durchgegangen und verdienen ein ... Ende. 

Es erwarten euch drei Kapitel und ein Epilog. 

Ich freue mich über alle die dabei sind <3

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Dalia Sanderson

»❃«

Schatten

Es ist egal wie frei ich mich mittlerweile bewegen darf. Es ist egal wie viele Schritte ich machen darf. Es ist egal welche Räume ich alles betreten darf. Denn es ist egal, weil ich so oder so das Gefühl der Gefangenschaft in jedem Muskel meines Körpers wahrnehme. Es ist egal, weil die Ketten trotzdem an meinen Händen klirren, mir die Haut weiter aufreißen und mich mit jeder Bewegung nur weiter den Schmerzen entgegen bringe. Es ist alles egal. Es ist egal.

Mein Blick gleitet durch das Fenster, welches die vollkommene Dunkelheit präsentiert und damit auch Charlene. Sie besitzt ihre ursprüngliche Hochnäsigkeit und Arroganz, allerdings erinnert sie mich mit dieser Maske so sehr an Mori, dass sich mein Herz zusammenzieht. Wenn ich an Dante, Hayden und Mori denke ist es als würde ich an ein anderes Leben denken. Und so sehr wir dort auch mit Problemen zu kämpfen hatten, so sehr vermisse ich es. Ich vermisse die Feindseligkeit von meiner Stiefmutter und ihrer Tochter. Ich vermisse die Liebe meines Vaters. Ich vermisse meine Freundschaften. Ich vermisse ... Lionel. Und auch wenn sich sein Kern nicht verändert hat, so hat sich der meiner verändert. Nur weiß ich nicht, ob ich diesen Teil vermisse.

Man geht durch gewisse Teile des Lebens, so wie es meine Mutter tat und dann gibt es nur zwei Varianten. Zwei Möglichkeiten, so einfach wie die Welt selbst und so unvorstellbar wie das Leben. Kämpfen oder aufgeben. Meine Mutter gab auf. Meine Mutter gab aber nicht nur sich, sondern auch mich und meinen Dad auf. Meine Liebe zu ihr ist unerschütterlich, auch wenn ich diesen Teil wirklich erst noch verarbeiten muss. 

Charlenes Blick trifft durch die Spiegelung auf meinen. Und wieso auch immer füllt sich meine Brust mit dem Stolz, was meinen Mundwinkel nach oben zucken lässt. Egal wie hart das Leben zu ihr war, sie hat scheinbar selbst nie aufgegeben. Und das ist ... besonders. Egal was sie mir antat oder wie sehr sie geschwiegen hat, als ich sie brauchte. Sie war sauer auf Lionel – und das ist etwas, dass ich sehr gut nachvollziehen kann. 

Eine Hand streift meine Schulter, gleitet meinen Nacken entlang und lässt mich erschaudern. Samuel sieht in meiner Gänsehaut, dass ich ihm nach und nach verfalle. Ich weiß, dass es Ausdruck meines Ekels ist, sowie die Angst die in mir hochkriecht. Dennoch zwinge ich mich dazu breiter zu Lächeln. Ihn anzulächeln, in dem Gedanken das es Lionel ist, welcher eine so zarte Berührung auslöst. Aber als ich meinen Atem ausstoße ist es nicht sein Lächeln, sondern Samuels Boshaftigkeit. Sein Triumph. 

Er geht weiter, schlendert zur Couch, auf der Charlene sitzt und umfasst ihren Kopf, den sie bereitwillig zu ihm dreht. Ich wende meinen Blick ab, sobald sie einander küssen. Die Kombination grenzt an Wahnsinn in meinem Kopf. Lionels exakte Kopie und seine Schwester. Aber es zeigt nur mehr davon, wie sehr Charlene alles gibt, um das zu bekommen, was sie möchte. Wobei es mir hierbei noch nicht ganz bewusst ist. Ich konzentriere mich auf die wehenden Blätter vor dem Fenster. Auf die Schwarze. Auf ... das was sich schemenhaft abzeichnet. Mein Blick gleitet über meine Schulter, versucht den Schatten in meinem Rücken ausfindig zu machen, aber ...

"Samuel." Sein Name gleitet raunend über meine Lippen, als ich wieder in die Ferne schaue und bemerke, dass die Umrisse fort sind. Oder ... woanders. Mein Herz rast in meiner Brust, mein Blick senkt sich auf Charlene und Samuel. Samuel welcher mich ansieht, während er sie so hemmungslos küsst, dass meine Wangen rosig werden. Dass ich spüre wie mir das Blut in die Wangen gleitet. 

Eine Schulter stellt sich an die meine, meine Luft wird mir aus den Lungen gesaugt, als mir der starke Geruch von artjoms süßem Parfüm in die Nase gleitet. Als ich wieder nach vorne, in die Dunkelheit starre. Versuche meinen Puls zu beruhigen, meine Nerven und doch wieder glaube ... das dort etwas ist. "Kann man hier rein schauen?" Frage ich atemlos nach, spüre wie sich seine Finger um meinen Ellenbogen legen und die Gänsehaut fester auf meinen Armen entsteht. Spüre wie er sich vor die Fenster stellt um sich mir gegenüber aufzubauen. Seine dunklen Augen starren mit so viel Hass und Begierde auf mich hinunter, dass ich die Tage zählen muss, bis er Samuels Autorität untergräbt. Wir müssen hier weg. 

"Das hier ist eine Festung. Keiner kommt raus. Keiner kommt rein." Seine Finger gleiten meine Wange entlang, lassen mich steif werden und versuchen einen Schritt nach hinten zu treten. Vergeblich. Seine Hand um meinen Ellenbogen verspannt sich, lässt mich innehalten, seine Kraft bewusst werden. "Dein Kampfgeist erinnert mich sehr an Jules. Aber glaube mir" er beugt sich zu mir hinunter, sein Atem streift meine Lippen, sodass ich mein Gesicht von ihm wegdrehe, um ihn nicht mehr schmecken zu müssen. "ich habe ihn ihr auch ausgetrieben. Und es war das reinste vergnügen." 

Ich habe keine Ahnung was als erstes passiert. Die Druckwelle, die meine Haare zur Seite fliegen lässt. Das krachende Geräusch, welches mir mein Trommelfeld zerplatzen lässt oder die Explosion die Artjom von dem einen auf den anderen Moment vor mir in Flammen aufgehen lässt. Dessen Wucht mich so sehr zu Boden schlägt, dass sich nichts mehr dreht, nichts mehr bewegt. Das meine Gedanken so schlagartig fortwischt. Ich starre geradewegs nur in die aufgerissen, dunklen Augen von Artjom, dessen Leben aus ihm gerissen wurde. Einfach so. Der Rauch der Flammen beginnt in meinen Augen zu glühen, meine Lungen ziehen sich voll damit und doch schaffe ich es nicht zu husten. Ich schaffe es nicht mich zu rühren, egal wie sehr ich es auch möchte. Egal wie bewusst es mir ist, dass besonders dieser Raum nicht mehr lange halten wird. Holzstücke brechen von der Decke hinunter, der Boden wird von den Flammen geschluckt. Und dann sind da irgendwo schemenhafte Gestalten in schwarzen Feuerfesten Uniformen. Mit Waffen. Ich möchte schreien. Ich möchte mich unter dem Schutt befreien. Ihnen mitteilen, dass ich hier bin. Ich möchte nach Jules rufen. Ich möchte nach Charlene schauen. Aber ich schaffe es nicht. Es ist wie eine Blockade die mich lähmt. Die mich einnimmt. 

Meine Rettung ist so nah. Sie ist hier. Er muss hier sein. Aber bevor ich auch nur ein Wort sagen kann, wird ein Tuch auf meinen Mund gepresst. Lässt mich Eisen auf meiner Zunge schmecken, meine Augen bewegen. Samuel steht über mir, sein Gesicht voller Rusch und Asche, Schweiß und Anstrengung, als er mich an meinem Arm hochreißt und mit dem Stoff mir die Chance zu Atmen gibt, aber auch jede Chance zu Schreien. Die Geräusche des knisternden Feuers zu übertönen. Die Geräusche der rufenden menschen zu überdecken. Mich bemerkbar zu machen. Denn so dicht die Rauchwolken sind, so schnell werden sie zu Samuels Freund, in der wir untergehen. Verschwinden. 

Unsichtbar werden. 

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Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt