Epilog

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Und ein letztes Mal meine Friends ...

... genießt es

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Ihre Augen haften sich auf den grauen Stein unter dem dichten Efeu. Das Gestrüpp scheint die Initialen genauso verdecken zu wollen, wie es ihre Erinnerungen tun. So sehr sie sich auch dagegen zu wehren scheint, so sehr sie sich erinnern möchte, so sehr bemerkt sie wie wenig sie kann. Sie kann nicht, weil es vergangen ist. Weil es vorbei ist. Weil sich alles und nichts geändert hat.

Sie kann nicht, weil es sich wie ein anderes Leben anfühlt. Weil der Schmerz ihr Herz zerriss, weil die Erfahrungen ihre Seele zersplitterten und weil ihr die Heilung ein Glanz in die grauen Augen brachte, dass geradezu unzerstörbar ist. Aus dem jungen Mädchen wurde etwas stärkeres. Etwas mutiges. Etwas wunderschönes -  von innen heraus.

Der Stoff ihres Mantels berührt den feuchten Boden, als sie sich hinkniet und die frischen Blumen auf die aufgewühlte Erde legt. Genauso wie damals, nur dass sie dieses Mal weiß, dass sich darunter ein Leben befindet, welches den Frieden verdient hat.

Nur das es sich dieses Mal friedvoller für sie anfühlt.

Es ist so viel mehr als ein Grab. Es ist die Vergangenheit, die so schmerzvoll war, dass es ihr den Atem nahm. Es ist die Gegenwart die zu heilen versucht. Und es ist die Zukunft die sie im Fokus bewahrt. In ihrem Herzen. In ihrem Geist.

Jeder Tag fühlt sich wie ein weiterer Kraftakt an. Jede neue Begegnung der Vergangenheit wie ein Indiz, dass das vielleicht doch nur ein Traum war. Aber es sind die Blicke ihrer alten Freunde, ihrer alten Bekannten, ihres Vaters die sie daran erinnern, dass er da draußen ist und nicht nur sein Leben vorbereitet, sondern auch ihres.

Genauso wie damals und doch so unglaublich anders.

Sie merkt wie er ihre Kraft bezieht, um durchzuhalten und wie sie seine Kraft bezieht um weiterzumachen. Um zu lachen, zu tanzen, falsche und richtige Entscheidungen zu treffen und dann doch wieder daraus zu lernen. Es ist jenes Leben welches sie sich für sie vorgestellt hat. Es ist jener unbeschwerter Ausdruck in seinen blauen Augen, als sie sich langsam von dem Grab aufrichtet und ihn erblickt. Es ist jener Ausdruck in seinen Augen, den sie beide als Kinder trugen, als sie noch nicht das mehr waren, sondern erst einmal nur sie selbst. Es ist jener Ausdruck der nach all den Erlebnissen und Jahren zurückkehrte, weil sie darum kämpften, dass sie wieder sie sind.

Das sie sich das Leben ermöglichen, welches sie wollen.

Und als er ihre Finger streift, sie an seine Lippen zieht und den kleinen Ring – ein weiteres Versprechen für ihre Zukunft – küsst, wird ihm wieder bewusst, dass es ihm egal ist wo er auf der Welt ist und welchen Rang er spielt, wenn er schon alles hat, was er jemals braucht und so viel mehr.

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Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt