Chapter Forty

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Hello

Trotz der doch sehr kurzen und ziemlich miesen Nacht, habe ich bisher relativ viel geschafft, plus es ist gerade erst Mittag, sodass ich noch mehr schaffen kann und mich demnach heute oder morgen um die erste Präsentation kümmern kann

Etwas das ich absolut hasse und etwas das mir den Schlaf in der Nacht geraubt hat, aber ... das wird schon... letztendlich haben Referate ja auch was cooles an sich: Ich darf meinen KommilitonInnen und DozentInnen etwas erklären, was ich selbst nur spärlich verstehe... lol

Naja, aber dafür freue ich mich euch dieses Kapitel zu präsentieren

Viel Spaß!

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Dalia Sanderson

»❃«

Veränderungen

"Du sollst schlafen, Lia." Ich zucke unter der erschöpften Stimme Lionels zusammen, ehe ich meinen Blick von dem Display hebe und versuche ihn in der Dunkelheit ausfindig zu machen. Er liegt noch immer auf der kleinen Couch, die dünne Decke bedeckt lediglich seine Beine, während ich versuche auch nur irgendwas bequemes bereits an diesem Bett zu finden. Wahrscheinlich kann er auch deswegen kein Auge zu machen. "Ich kann nicht schlafen." Sage ich entschieden distanziert, wodurch er genervt stöhnt und sich aufrichtet. "Was schaust du dir da an?" Möchte er wissen, allerdings schüttle ich meinen Kopf und lese weiter Artikel um Artikel. Jeden Tag ein neuer. Jede Zeitschrift mit einem anderen Blickwinkel. Jede Nachricht mit dem gleichen Ende. 

Die Überlebens Chancen stehen bei null. Und doch sitze ich hier und lese über meinen eigenen tot.  

Ich bemerke nicht wie Lionel aufgestanden ist, erst als er mir den Laptop von dem Schoß zieht, schaue ich wieder auf. Er seufzt leise, als er die Artikel selbst liest. Den Grund meiner Schlaflosigkeit findet. Den Grund meiner trüben Augen. "Es wird nicht besser. Ich kenne jeden einzelnen Artikel." Sein Versprechen lässt mich wieder nach dem Laptop greifen, allerdings zieht er ihn von mir weg. Erneut. 

Dennoch schaue ich dem Foto entgegne, dass von mir eingeblendet wurde. Ein Foto aus der Highschool, wahrscheinlich weil mein Vater kein aktuelleres von mir hatte. Ich wirke fremd. Die geröteten, runden Wangen, das Leuchten in den Augen – ich wirke lebendig. Und das nur, weil Lionel zu diesem Zeitpunkt hinter dem Fotografen stand und solch absurde Grimassen schnitt, dass ich nicht anders konnte, als zu lachen.

"Wo warst du, dass du es nicht mitbekommen hast?" Frage ich rau, ehe mein Blick in seine Augen gleitet und ich das Leuchten des Bildschirms in ihnen sehe. Bis es dunkler wird. Bis es ausgeht und wir in der Finsternis sitzen. 

Ich habe jedes Gespräch abgeblockt seitdem wir aus dem Flugzeug stiegen. Seit dem selbst Harvey einen anderen Weg genommen hat und wir in diesem alten Motel irgendwo verlassen in der Einöde untergetaucht sind. Ich wollte nicht mit Lionel reden, ich möchte ihn eigentlich nicht einmal ansehen und doch schaut er mich mit diesen blauen Augen an, die ich dachte das nächste Mal zu sehen, wenn der Zeitungsartikel recht behält. Wenn ich tot bin, wenn ich bei ihm bin und doch ... sind wir hier. 

"Ich war in einem abgeschotteten Bereich in South Carolina. Dort gelangen keine Informationen rein oder raus, die nicht relevant sind. Für sie nicht relevant sind." Dann wird das wohl einer dieser kleinen Kolonien sein, die noch nach alter Tradition leben. Die sich so sehr abschotten, weil alles was hinter ihren Mauern geschieht, nicht einmal in dem Untergrund zu verstecken wäre. 

"Du kennst sie?" Hakt er neugierig nach, als er meinen Blick scheinbar richtig deutet. Ich nicke lediglich und lasse meinen Blick auf die geblümte Bettdecke gleiten. Das Licht der Straßenlaternen wird mit der zunehmenden Dunkelheit in dem Zimmer heller. Es schimmert durch den kleinen Schlitz der Gardinen und wirft geradezu eine Grenze auf das Bett. Zwischen uns. "Mir sind einige bekannt. Du musst ganz schön ihr vertrauen gewonnen haben, dass sie dich einfach eintreten lassen – und das sie dich wieder gehen lassen haben." Sage ich ernst, wodurch sein Mundwinkel nach oben zuckt. "Scheint wohl ganz so. Mein Charme ist wohl noch immer der alte." Auch wenn ich mich der Illusion ergeben möchte, dass dies hier mein alter Lionel ist, so ... trüben seine übrigen Worte mich.  

"Bist du denn noch der Alte?" Meine Frage lässt seine Gesichtszüge verhärten, auch wenn er versucht sich davor zu wehren. Aber auf meinen drängenden, fast schon flehenden Blick, benötigt es ein Seufzen, bevor die Anspannung aus ihm fort ist. "Bist du denn noch die Alte, Lia?" Die Worte hängen zwischen uns, genauso wie all die Fragen die zwischen uns stehen. Die vier Jahre die wir so unterschiedlich verbracht haben, mit so unterschiedlichem Wissen, dass es mich geradezu zerreißt, nicht jedes Detail preiszugeben, sowie jedes Detail von ihm zu erfahren. 

"Du hast dich verändert, Dalia." Seine Worte wirken nicht böse gemeint oder störend, aber dennoch lauert irgendwas in seiner Stimme, dass mich angegriffen fühlen lässt. "Wir sind dazu bestimmt uns zu ändern." Hauche ich dünn, wodurch sich seine Augenbrauen zusammenziehen. Nicht fragend, aber auch nicht wissend. 

Wird das ab jetzt immer so zwischen uns laufen? Dass wir uns angreifen, ohne es direkt zu wollen? Dass ich mich angegriffen fühle, weil wir einander fremd sind und dann doch wieder nicht? Ich habe keine Ahnung wie ich ihm jemals verzeihen soll, dass er das angerichtet hat. 

"Was ist es was dich stört, Lionel?" Meine Frage wirkt hart und doch so zielgerichtet, dass ich erkennen kann, wie seine Nasenflügel beben. Wie er versucht zu atmen. "Ich habe kein Recht dazu, dass es mich stört." Sagt er lediglich, ehe er sich langsam wieder auf der Couch niederlässt und mich ihn so verwirrt anschauen lässt. 

"Samuel?" Meine patzige, gar ungläubige Frage lässt mich so frustriert schnauben, dass ich schreien könnte. "Das kann nicht dein Ernst sein, Lionel. Wenn du ernsthaft auf ihn eifersüchtig oder ähnliches bist, dann hast du mehr deinen Verstand verloren, als ich angenommen–"

"Ich bin nicht eifersüchtig, Dalia! Ich bin wütend!"

"Wütend darauf, dass zwischen uns was war?" Frage ich ungläubig, woraufhin er sich über sein Gesicht fährt. Seine Fingernägel fahren über seine Haut, hinterlassen Streifen, die mich an damals erinnern. An mich selbst. "Nein, wütend darauf, dass ich es habe soweit kommen lassen, okay? Ich bin wütend, dass er derartig mit dir gespielt hat, ich bin wütend, dass ich seine Stille als okay akzeptiert habe. Ich bin wütend, dass du das durchmachen musstest und das du mich hasst!" Er beginnt fahrig wieder aufzuspringen und den Raum auf und ab zu gehen, um sich irgendwie zu beruhigen. Aber er denkt sich so sehr in Rage, dass er mir nicht einmal einen Blick zuwirft. Also ist es das was ihn beschäftigt? Schuldgefühle, weil er mich nicht früher bei Samuel gefunden hat?

"Nichts davon war deine Schuld, Lionel." Sage ich langsam, aber auch jetzt reagiert er wieder nicht auf meine Worte. Damals wäre ich aufgesprungen, hätte meine Arme um ihn geschlungen und ihn so lange gehalten, bis sich unser beider Atem beruhigt hat, aber heute? Jetzt? Es fühlt sich an als würde mein Körper aus Blei bestehen, als wären meine Arme bewegunsunfähig, als sei mein Herz ihm gegenüber abgestumpft. So sehr es auch für ihn noch schlägt. Ob vor hass oder ... vor etwas anderem möchte ich unbeantwortet lassen. Das ist eine Antwort, auf die ich noch lange warten möchte. 

"Wenn du dir Schuldgefühle geben möchtest, wenn du wütend sein möchtest, dann sei es. Aber sei es nicht deswegen, sondern dafür, dass du mich überhaupt verlassen hast, Lionel. Und alles andere kannst du erfragen. Es liegt nur an mir es auch zu beantworten." Meine Worte wirken unerbittlich hart. Etwas das ihn langsam zu mir schauen lässt. Es ist genau die Gefühlsregung die ich mir für ihn gewünscht habe. Er soll verzweifeln und nun wo ich ihn derartig vor mir habe, erreicht doch nur wieder der Wunsch in mir, dass er glücklich sein soll. Das war alles was ich mir für ihn je gewünscht habe. Aber scheinbar galt das nie von ihm für mich.

»❃«

Ich habe mich ehrlich gesagt gerade gefragt ob heute nicht ein guter Zeitpunkt für eine Lesenacht wäre....

Aber das muss ich heute Abend nochmal schauen, voraus gesetzt ihr hättet natürlich auch Lust drauf und wäret am Start



Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt