Chapter Thirty-Five

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Ich bin müde, erschöpft und des Wahnsinns nah, ABER ich bin auch ziemlich zufrieden.

Der Tag war mehr als Erfolgreich für mich und trotzdessen das ich was in meinen Seminaren sagen und vorlesen musste, halte ich es für eine Bravurleistung (eigentlich halte ich mich sehr gerne nur als stille Zuhörerin zurück, was auch super klappt, bis es zu diesem Semester kam) Bruh. Aber da muss ich dann wohl durch.

Jedenfalls dachte ich mir gerade bei meinen letzten Arbeiten für den Tag, dass ich irgendwie ein Kapitel loswerden möchte, also ... hier sind wir!

Viel Spaß!

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Dalia Sanderson

»❃«

Gräber

Meine Kraft ebbt nicht ab. Nicht einmal als meine Muskeln brennen, zucken und sich unter meinen Bewegungen winden. Da ist nichts was ich mehr Aufmerksamkeit schenke, als meinem rasenden Herzen, dass bereits gegen meine Anstrengungen protestiert. 

Die Sonne wandert immer weiter über den Horizont. Sie trifft mich. Sie umgeht mich. Sie streift mich. Sie vermeidet mich. Der Schweiß rinnt mir meine Stirn hinunter, hinterlässt einen Schauder auf meinem Körper, der erst bei dem nächsten Atemzug vergeht. Und dann wieder von vorne. Von vorne. Von vorne. Genauso wie jeden Augenblick seitdem ich Lionel wiedergesehen habe. Seine ersten Worte. Der Streit. Meine Worte. Samuel. 

Es nimmt kein Ende. Und wenn ich glaube, dass nichts mehr kommen kann, dann ...  Er wusste sofort was ich meinte. Eine weitere Lüge. Eine weitere vorenthaltene Wahrheit, die er vor mir versteckt hielt. Ich ließ ihn nur die Antwort sprechen. Nur das eine Wort, welches mir ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen wegzog. 

Depressionen

Es passt nichts zusammen. Sie hat doch gelächelt. Sie hat doch immer gelacht. Wo war ihre Seele so traurig, dass sie es nicht mehr aushielt und der Autounfall nicht ... zufällig war. Depressionen. Mein Vater verlor sie an eine Krankheit. Ich verlor meine Mutter an eine Krankheit und jeder wusste es außer mir. Wusste es Katherine? Cathlyn? Haben sie hinter meinen Rücken über meine Unwissenheit gelacht? War ich wirklich immer so naiv und gutgläubig? Habe ich Lionel wirklich so sehr vertraut?

Meine Schläge auf dem Boxsack werden härter. So hart, dass ich selbst spüren kann, wie meine Knöchel, trotz der Bandagen aufplatzen. Dass ich spüren kann wie die Wut sich durch mich zieht und ich einen so harten Schrei ausstoße, dass ich glaube mir würden die Stimmbänder zerreißen. 

Meine Bewegungen werden fahriger, müder, das Schluchzen hängt in meinem Hals, ehe ich meine Stirn an den Boxsack lege und ... weine. Ich weine um das Leben, welches hinter diesen Bergen liegt. Ein Leben, welches sich immer ferner anfühlt. Mich immer fremder fühlen lässt. 

Mein Atem gleitet keuchend über meine Lippen, gemischt mit dem Schluchzen meiner Lungen und dem Zittern meiner Lippen. 

"Mir wurde es erst bewusst, als ich schon nicht mehr bei dir war, Dalia. Ich fand damals Pillen bei ihr und – ich habe erst vor zwei Jahren herausgefunden, was das für Medikamente waren." Mir wird übel bei dem Krächzen seiner Stimme. Bei dem Inhalt seiner Worte. Meine Augen schlagen sich unter meinen Tränen auf, während ich ihm entgegen schaue. Ihn so tief anschaue, dass er meinem Blick nicht ausweicht. "Wir waren zu jung, Lia. Wir hätten es nicht verstanden." 

Ich habe meinen Vater von mir gestoßen. Ich habe ihn einfach von mir gestoßen, als hätte er das noch nie erlebt. Hat er Parallelen zwischen meiner Mutter und mir gesehen? Hatte er Angst, dass ich ebenso in die Depressionen stürze wie sie? 

Shattered SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt