35 | Vierzehn

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Amir

„Essen ist fertig.", Melissa stand lächelnd am Türrahmen und ich nickte. Sie versuchte seit vierzehn Monaten, die perfekte Ehefrau zu sein. Sie tat wirklich ihr bestes, auch wenn ich uns keine Chance gab um ein echtes Ehepaar zu werden. Doch ich behandele Melissa nicht schlecht, denn das verdiente sie nicht. Lieben war nie eine Schuld. Ich setzte mich an den gedeckten Tisch und Melissa erzählte mir von ihrem Tag, dass war seit den vierzehn Monaten schon immer so. Sie erzählte und ich hörte ihr zu. „Die Kunden aus London warten immer noch auf eine Nachricht von uns.", und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war ein Hotel oder?"

London. Sie nickte.

„Ich möchte genau wissen mit wem wir arbeiten und wer sich daran beteiligt." Auf unerwünschte Menschen habe ich echt keine Lust.

„Ich schicke es dir später per Mail.", grinste Melissa zufrieden und wollte etwas sagen, aber ich unterbrach sie.

„Sollen wir raus? Etwas unternehmen?"

Erfreut stand Melissa auf und nickte hastig. „Ich räume auf und dann können wir los."

„Ich helfe dir, dann machst du dich in Ruhe fertig ja? Kein Stress.", lächelte ich und Melissa nickte grinsend.

[...]

„Melissa wann fängst du nochmal mit Sport an?", neckte ich sie und zog sie mit mir hoch auf den Hügel. Man kam leider nicht mit dem Auto her, aber dafür lohnte sich die Aussicht, die Restaurants und Cafés.

Sie fing an zu laufen. „Ich bin sportlich Díaz!", schrie sie lachend und ich lief ihr lachend hinterher. Die ersten drei Monate war ich ziemlich kalt zu ihr, habe sie wie Scheiße behandelt, doch dann habe ich eine Entscheidung getroffen.

Ich kann nicht an einer Frau hängen, die alles aufgegeben hat und gegangen ist. Natürlich wusste ich was sie die erste Zeit in London tat, weshalb sie dort war und auch, dass sie zweimal herkam um ihre Familie zu besuchen und wegen der Geburt ihres Neffen. Doch nicht ein einziges Mal kam sie zu mir. Sie hatte schnell mit uns abgeschlossen, weshalb ich auch aufhörte irgendwie den Kontakt wieder aufzubauen.

„Habe ich dich.", lachte ich und hielt ihren Arm fest. „Melissa setz dich da auf die Bank okay? Ich hole uns was warmes zum trinken.", lächelnd nickte sie und ich betrat das kleine Café.

„Ein schwarzer Kaffee und ein Milchkaffee.", bestellte ich und sah auf die Theke, wo viele verschiedene süße Gebäcke waren. „Was kann es noch sein?", fragte die junge Dame und ich lächelte. „Danke, dass wars."

Sie reichte mir die zwei Becher und ich lief hinaus zu meiner Frau. „Dankeschön.", lächelte sie mich an und nahm es mir aus der Hand. Es herrschte eine angenehme Stille, wir schauten uns beide die schöne Aussicht an ohne irgendwas zu sagen.

„Amir, ich möchte dich etwas fragen?", sprach Melissa, als wir unsere Getränke leer getrunken hatten.

„Frag ruhig.", sprach ich und sah die grünäugige auffordernd an.

Sie seufzte. „Die Frau, also damals, bevor wir geheiratet haben. Was ist mit ihr..."

„Wie kommst du plötzlich drauf?", hackte ich nach. „Ich weiß, dass du mich nicht liebst und ob du mich eines Tages lieben wirst, dass weiß ich auch nicht, aber du bist seit paar Monaten wieder ganz normal zu mir. Wir kommen gut miteinander klar und verstehen und wieder besser. Hat das was mit ihr zu tun?"

„Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein Idiot gegenüber dir war vor der Hochzeit und auch danach, dass tut mir auch leid, dass hast du nicht verdient und diese Frau ist Geschichte. Um ehrlich zu sein, ich möchte nicht über sie und der Vergangenheit reden. Alles was zählt, dass ist dieser Moment."

Sie nickte verständnisvoll und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Du bist mir wirklich wichtig."

„Ich weiß.", antwortete sie und ichlegte meinen Arm um sie. „Das warst du schon immer. Wir sind zusammen aufgewachsen, du warst schon immer in meinem Leben, dass wird sich nicht ändern. Ich habe dich schon immer als Freundin geliebt und ich weiß nicht, was die Jahre mit sich bringen werden."

[...]

„Melissa! Los jetzt!", rief ich zum zehnten Mal. „Wir sind ziemlich spät dran!"

„Ich komme.", kommte es von ihr wie die letzten Mal, doch diesmal kam sie wirklich die Treppen hinunter. „Es tut mir leid, aber ich brauche Zeit!", lächelte sie und ich betrachtete sie genauer. Sie war eine wunderschöne Frau.

„Du siehst toll aus.", sprach ich und sah mir Melissa genau an. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid, womit ihre Augen noch mehr zu Geltung kamen. Das Kleid ging ihr bis zur Mitte ihres Oberschenkels, es hatte keine Träger und wurde ab ihrer Taille lockerer.

Lächelnd dankte sie mir und zusammen liefen wir aus dem Haus. Wir fuhren zum alljährlichen Wohltätigkeitsball der Geschäftswelt. Letztes Jahr war es echt anders, ob es genauso wird? Mein Blick huschte zu Melissa und ich schmiss diesen Gedanken ganz weit weg. Vor dem Saal hielt ich das Auto und öffnete Melissa die Tür. Sofort verschränkte sie unsere Finger miteinander und wir liefen hinein, doch davor sprachen wir mit den Journalisten. Es war immer die selben Frage: Kinder, Kinder und Kinder.

„Sollen wir uns zu deinen Eltern stellen oder an den freien Tisch?", holte mich Melissa aus meinen Gedanken und ich sah meinen besten Freund mit seiner Frau am Tisch stehen. „Lass uns zu Ilyas und Alena.", sagte ich und zog sie mit mir mit.

Erst begrüßte ich seine Frau, dann umarmte ich ihn brüderlich. „Alles klar?.", lächelte er und klopfte auf meinen Rücken.

„Natürlich bei dir?", er nickte und Melissa begrüßte die beiden ebenfalls, ehe sie sich links von mir hinstellte. „Ist dir kalt?", fragte ich flüsternd und legte meine Hand um ihre schmale Hüfte. „Es geht schon.", lächelte sie nur und ich hielt meine Hand trotzdem an ihrer Hüfte.

Wir sprachen eine Zeit lang mit unseren Freunden über die Arbeit und natürlich über die anstehenden Urlaubspläne für diesen Sommer. „Amir möchte nicht ans Meer.", funkelte mich Melissa gespielt sauer an. „Lieber irgendwohin, wo er klettern und joggen kann. Sagen wir mal so:  Er möchte ganz viel Abenteuer."

„Wir wollen eine Kreuzfahrt machen.", lachte Alena. „Wir haben sowieso keine Zeit fürs reisen im Jahr, deshalb eine Kreuzfahrt, die 21 Tage geht und immer an irgendwelchen Städten in verschieden Ländern für paar Tage anhält."

„Das klingt interessant. Sollten wir uns auch mal überlegen Melissa.", sprach ich und Alena nickte erfreut. „Es ist auch sehr interessant."

Sie flüsterte Melissa etwas ins Ohr und kurze Zeit später verschwanden die beiden auf der Toilette. Man muss ja immer zu zweit gehen.

„Endlich.", fing Ilyas an und sah mich aufgebracht an. „Hast du sie gesehen?"

„Wen habe ich gesehen?", und wie auf Knopfdruck blieben meine Augen bei jemanden hängen. Ich zog scharf die Luft ein und auch sie sah in meine Augen. Ihre blauen Augen strahlten wie Sterne. Wie könnte ich sie denn nicht sehen? Ich wollte meinen Blick von ihr wenden, aber ich konnte nicht.

Ein Jahr und zwei Monate sind es her, seitdem ich sie zuletzt gesehen habe. Nun stand sie wie ein Jahr zu vor mit mir in diesem Saal. Weder sie oder ich unterbrechen diesen Augenkontakt, doch jemand anderes tat es für uns, denn ein Mann kam zu ihr....

Beauty behind her BossOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz