38

1.6K 92 41
                                    

„Es tut mir leid, ich hätte dir davon erzählen sollen, aber ich hatte einfach keine Ahnung, wie! Wir haben uns echt erst vor ein paar Monaten kennengelernt, und ich wollte erst mal schauen, ob das überhaupt das ist, was ich will."

Lilly hörte nicht mehr damit auf, zu reden, selbst, als ich in der Küche stand und mir Müsli machte.

In den ersten zehn Minuten hörte ich ihr belustigt zu, dann wurde es selbst mir zu viel.

„Lilly. Wovon hättest du mir erzählen sollen? Das ist doch Schwachsinn. Du bist ein eigenständiger Mensch, du kannst tun und lassen, was du willst. Wer bin ich, dass ich dich verurteilen sollte? Mir ist egal, mit wem du vor den Augen der Zwillinge rumknutschst, solange es nicht gegen deinen Willen ist. Ich weiß, das ist unglaublich schockierend, aber ich bin deine Schwester. Ich will doch einfach nur, dass es dir gut geht."

Lilly blinzelte.

Einmal.

Zweimal.

„Also wirst du ihr nicht in den Hintern treten?", fragte sie etwas kleinlaut.

„Nein. Ich werde hier niemandem in den Hintern treten", sagte ich und wandte mich wieder meinem Müsli zu.

Lilly nutzte den Moment, um aus der Küche zu huschen.

Wahrscheinlich war das ganz gut gewesen, denn im nächsten Augenblick verstand ich, worauf sie hinausgewollt hatte.

„Lilly! Das ist nicht dein Ernst! Mit den Zwillingen in der Wohnung?!", rief ich, vergaß mein Müsli vollkommen und stapfte ihr hinterher.

„Du warst mit ihnen unterwegs!", schrie Lilly über ihre Schulter und flüchtete sich in Sophies Arme, die uns besorgt ansah.

„Die Sache wird immer besser", sagte ich und seufzte.

Dann warf ich Sophie ein schiefes Lächeln zu.

„Bau keine Scheiße, dann bin ich nett", sagte ich, bevor ich in die Küche zurückkehrte.

„Das ist eine Lüge", flüsterte Lilly gerade so laut, dass ich es verstehen konnte.

„Pass auf, was du sagst", knurrte ich, ohne mich umzudrehen. „Ich habe dir gerade vielleicht nicht den Kopf abgehackt, aber das heißt nicht, dass du jetzt machen kannst, was du willst."

„Das hast du mir gerade gesagt. Dass ich machen kann, was ich will", rief Lilly mir hinterher.

„Verdammt", murmelte ich.

Lillys triumphierendes Lachen ließ mich nur den Kopf schütteln.

Es stimmte ja doch.

Solange es meinen Schwestern gut ging, war alles in Ordnung.

„Mama ist übrigens wieder in ihr Hotel zurückgekehrt, nachdem ihr Sänger nicht aufgetaucht ist. Ich weiß nicht, ob sie vorhat, je wiederzukommen", sagte Lilly, als ich mich mit meinem Müsli auf das Sofa sinken ließ.

„Sie soll bleiben, wo sie ist, sonst bringe ich sie um", knurrte ich.

„Oh, da ist aber jemand gut gelaunt."

„Weißt du, wieso sie hier ist? Sie ist drüben in Amerika berühmt geworden. Frag mich nicht, wie sie das geschafft hat. Vielleicht sind in Amerika auf einmal alle ganz verrückt nach Clowns. Das würde einiges erklären", sagte ich und zog meine Beine an, um nicht von Lina überfahren zu werden, die mit einem Spielzeugauto das Wohnzimmer unsicher machte.

„Wow. Wir müssen ihr wirklich viel bedeuten", meinte Lilly trocken und zog Sophie, die mit der ganzen Situation heillos überfordert war, mit sich aufs Sofa.

„Unser werter Onkel wusste nicht mal von der Existenz der Zwillinge", sagte ich und genoss den Schmerz beinahe, der meinen Körper dabei durchzuckte.

Er zeigte mir, dass ich es geschafft hatte, noch am Leben zu sein.

Lilly starrte mich von der Seite an.

Bestätigend nickte ich und stellte die leere Schüssel zur Seite, damit Lena auf meinen Schoß krabbeln konnte.

„Ganz genau. Glaub mir, sie sollte besser nicht hier aufkreuzen. Sonst muss ich selbst Bilder davon veröffentlichen, wie sie von einer Paparazza umgebracht wurde."

paparazziTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang