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„Mami hat was ganz Tolles geplant für heute!"

Die Zwillinge waren an unserer Mutter festgewachsen.

Anders konnte ich mir die Tatsache, dass sie immer noch auf ihrem Schoß saßen, nicht erklären.

„Ich eigentlich auch", sagte Lilly, als wir das Wohnzimmer betraten.

Das Lächeln verschwand noch nicht mal aus Mamas Gesicht. Eher wurde es breiter.

„Ach, lass mich das doch mal machen. Ich sehe euch Süßen doch so selten, da darf ich euch doch auch mal verwöhnen."

„Ja!", schrie Lina begeistert.

Lilly verdrehte die Augen und lehnte sich neben mir an die Wand.

Mich würden keine zehn Pferde dazu bewegen, den anderen auf dem kleinen Sofa Gesellschaft zu leisten.

Es sei denn, es ging um die Zwillinge.

„Eigentlich wollte ich in den Zoo gehen. Heute ist so ein schöner Tag dafür", sagte Lilly leise zu mir.

„Ich habe einen ganz lieben Freund von mir gefragt, ob er vorbeikommen kann und ein bisschen mit uns singen!", sagte Mama strahlend.

Mit ihrer Begeisterung steckte sie sogar Lina und Lena an.

Mir hingegen rutschte das Herz in die Hose und im nächsten Moment verfluchte ich mich dafür, dass ich bei "singen" sofort an Harry gedacht hatte.

„Und Anna und ich gehen währenddessen einkaufen!", rief Lilly.

Sie ließ Mama keine Gelegenheit, zu antworten, ergriff meinen Arm und zog mich aus dem Wohnzimmer.

„Aber wir wollten doch so einen schönen Familientag machen! Da sind Lina und Lena aber ganz traurig", rief sie uns hinterher.

Ich schüttelte den Kopf, als ich sah, dass Lilly stehenbleiben wollte.

„Wir können uns auch einfach vor die Tür setzen. Ich meine es ernst. Wenn ich es noch länger mit ihr in einem Haus aushalten muss, dann drehe ich durch", sagte ich leise.

„Und die Zwillinge sollen es alleine überleben?"

Lilly sah mich zweifelnd an und blieb jetzt wirklich stehen.

Ich schluckte.

Den ganzen Tag mit Mama zu verbringen, schien unmöglich.

Aber die Zwillinge alleine zu lassen, grenzte an Hochverrat.

„Ich kann nicht. Wirklich. Ich drehe durch."

Lilly seufzte, lächelte mir ein letztes Mal zu und ging dann zurück ins Wohnzimmer.

Ich hingegen schnappte mir schnell noch meine Kamera, zog die schwarzen Turnschuhe an, griff nach meiner dünnen Windjacke und schlüpfte nach draußen.

Den Schlüssel verstaute ich in meiner Kameratasche, während ich das Haus verließ.

„Ich habe mich gerade schon gefragt, ob ich dich wieder mal aus dem Bett klingeln muss", wurde ich von Jules begrüßt.

Mitten in der Bewegung hielt ich inne.

Ich hatte Jules vollkommen vergessen.

Sie sah meinen Blick und seufzte.

„Schon klar. Ich bin wieder nicht erwünscht. Hast du wieder mal Harry getroffen?"

„Das ist es nicht. Mama ist gestern Abend gekommen", sagte ich.

Natürlich hatte sie Recht.

Der Besuch unserer Mutter hätte mich ohne den vorherigen Abend garantiert nicht so sehr aus der Bahn geworfen.

Aber so sah ich mich nun Jules gegenüber, ohne zu wissen, wo mir eigentlich der Kopf stand.

„Wollen wir uns einfach in irgendeinen Park setzen? Ich habe dir Zigaretten mitgebracht", sagte Jules.

Ich nickte.

Aber die Zigaretten würde ich heute nicht anrühren.

paparazziWhere stories live. Discover now