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„Alles klar bei dir? Sorry, ich habe dich überhaupt nicht gesehen."
Der junge Mann sah direkt in die Kamera.
Beinahe drückte ich auf den Auslöser, einfach aus Reflex.
Und dann realisierte er es und hob die Hände vor sein Gesicht.
Ich ließ die Kamera ein kleines Stück sinken, gerade so weit, dass er meine Augen sehen konnte.
„Kein Problem", sagte ich leise.
„Harry."
Eine weitere Stimme ließ mich zusammenzucken.
Doch noch nicht einmal die Frau an seiner Seite machte mir Lust, ein Bild zu knipsen.
Es war sowieso seine Schwester, wie ich nach einem kurzen Blick erkennen konnte.
Sie wollte weitergehen, erkannte die Gefahr, die von mir, von einer Paparazza, ausgeht, genauso gut wie er.
Nur, dass gerade Flaute herrschte in meinen sonstigen Pflichtgefühlen.
Ich ließ die Kamera ganz sinken und hob selbst die Hände.
„Keine Angst", seufzte ich, „nachts arbeite ich nicht."
Harry musterte mich weiter misstrauisch.
Seine Schwester hatte sich abgewandt.
Sie gehörte zu seiner Familie, und sie musste sich dennoch von ihm abwenden.
Vielleicht war es das, was mich in diesem Moment davon abhielt, ein Foto zu machen.
Auf jeden Fall legte es etwas in meinem Gehirn um.
„Wir wollen nur ein bisschen Zeit alleine verbringen, ohne dass morgen die ganze Welt davon weiß", meinte Harry leise.
Er dachte wohl immer noch, dass ich ein Bild machen wollte - oder schon gemacht hatte.
Ich drehte meine Kamera um und zeigte ihm die letzten Fotos.
„Ich will auch nur ein bisschen Zeit alleine verbringen", sagte ich dann, ein wenig bissig vielleicht.
Immer waren wir die Bösen, diejenigen, die das Leben der Stars ruinierten.
Sie sahen nicht, dass wir auch nur Menschen waren.
Ich zupfte die Mütze auf meinem Kopf zurecht, als eine kühle Brise die Blätter zum Rascheln brachte.
„Wenn ihr alleine sein wollt, solltet ihr jetzt wieder umdrehen, da vorne standen eben noch ein paar", riet ich ihnen dann, bevor ich selbst weiterlief.
In die Richtung, in welche sich jetzt natürlich auch Harry und seine Schwester aufmachten.
Sie blieben hinter mir, nur wenige Meter, gerade so weit, dass die Dunkelheit sie beinahe verschluckte.
Ein weiteres Mal blinzelte ich, um die Tränen zurückzuhalten.
Meine Mutter hasste mich.
Und jetzt waren es sogar Fremde, die sich gegen mich wandten.

paparazziWhere stories live. Discover now