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„Lilly?"
Schreien hatte ich mir schon lange abgewöhnt, und so steckte ich meinen Kopf nun in jeden Raum und flüsterte den Namen meiner Schwester, in der Hoffnung, die Zwillinge nicht aufzuwecken, die gerade bestimmt Mittagsschlaf hielten.
Ich fand die Siebzehnjährige im Wohnzimmer, wo sie selbst schlief, Lena und Lina neben sich.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, und bevor ich mich ebenfalls zu ihnen legte, knipste ich ein paar Fotos.

Entgegen meines Vorhabens musste ich auch eingeschlafen sein, und als ich die Augen aufschlug, war es draußen bereits dunkel und in der Küche schepperte es.
„Sorry!", rief Lilly leise in meine Richtung, als hätte sie gewusst, dass ich jetzt sowieso wach war.
Ich stand auf und lief zu ihr, bedachte die Zwillinge, welche am Küchentisch saßen und malten, mit einem Lächeln.
„Na, meine Kleinen?"
Lena drehte sich empört zu mir um.
„Ich bin schon ganz groß!", rief sie und hielt drohend einen Wachsmalstift in meine Richtung.
„So? Wie groß denn?", fragte ich grinsend und stellte meinen Laptop in sicherer Entfernung zu meinen kleinen Geschwistern auf den Tisch.
Lena streckte zehn Finger in die Luft, bevor sie sich besann und eine Hand wieder herunternahm.
„Ich auch!", krähte Lina und hob begeistert beide Hände.
„Wenn sie jetzt wieder anfangen, sich darüber zu streiten, wer älter ist, drehe ich durch", kam es seufzend von Lilly.
„Haben sie das heute schon gemacht?"
Ich hob kurz meinen Blick vom Bildschirm.
Die Kamera hatte ich bereits angeschlossen, und nun speicherte ich sämtliche Fotos.
„Wundert dich das?", kam es zurück.
Ich schüttelte den Kopf.
Auch, wenn wir sie nie alleine ließen – Lena und Lina hätten sich wunderbar zu zweit beschäftigen können.
Etwa mit einer Diskussion über ihr Alter.
Oder wem genau welches der beiden identischen Spielzeuge gehörte.
In dem Wissen, dass mein Laptop jetzt sowieso erst mal ein paar Minuten laden würde, stand ich auf und half Lilly, Gemüse zu schneiden.
„Weißt du, wann Mama zurückkommt?", fragte ich leise, in der Hoffnung, die Zwillinge würden davon nichts mitbekommen.
Zum ersten Mal seit langem hatte ich Erfolg.
„Keine Ahnung. Vielleicht hat sie mal wieder jemanden gefunden."
Lilly verdrehte die Augen und warf ein paar Pilze in die Pfanne.
„Oder uns vergessen", fügte ich genauso leise hinzu.
Für ein paar Augenblicke hörte man nur die Zwillinge, die sich lautstark über die Farbe eines Stifts unterhielten.
„Soll ich sie mal anrufen?", fragte ich dann.
„Bloß nicht. Das kostet viel zu viel", meinte Lilly nur.
Selbst unsere Kleinen mussten die Ablehnung gespürt haben, die in ihrer Stimme mitschwang, denn sie wurden still.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Wir haben heute eine Menge verdient", sagte ich, doch ich griff nicht zum Telefon.


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