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„Anna! Ich habe mir schon gedacht, dass wir uns langsam mal wiedersehen sollten. Hat Josi dich vorgeschickt?"

John umarmte mich mit einem Grinsen, was von einem Ohr bis zum anderen ging.

Josi.

Das war dann wohl Mama.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Jules die Augenbrauen hochzog.

„Wieso vorgeschickt?", fragte ich und ließ von ihm ab, damit er auch Jules drücken konnte, als würde er sie schon sein ganzes Leben lang kennen.

„Naja, deine Schwester ist nicht mitgekommen, oder? Lilly war das, richtig?"

„Hätte ich die Zwillinge alleine lassen sollen?"

Ich schnaubte und trat gegen meinen Koffer, der noch mitten im Wohnzimmer stand.

Meine Sehnsucht nach Zigaretten wurde immer größer.

Einfach mal abschalten.

Für ein paar Minuten den ganzen Scheiß hier vergessen.

Jetzt war John damit an der Reihe, große Augen zu machen.

„Ich wusste nicht, dass du schon Mutter bist. Wie alt bist du? 21?"

Der Koffer fiel um.

Und mit ihm irgendwie auch ich.

Jules umklammerte meinen Arm.

Ich starrte John an.

„Die Zwillinge. Lina und Lena. Deine Nichten."

„Nichten, ja? Ach, mit den ganzen Begriffen kenne ich mich sowieso nicht aus. Aber das ist doch schön. Glückwunsch. Wollt ihr was essen? Ich könnte uns was bestellen", sagte er und ging in die angrenzende Küche, ohne uns noch mal eines Blickes zu würdigen.

„Deine liebe Josi hat dir nichts davon erzählt, oder?", fragte ich leise.

Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, denn ich würde garantiert umkippen.

Der Drang, das komplette Appartement nach Zigaretten zu durchsuchen, hatte seinen Höhepunkt erreicht.

Und mit ihm meine Übelkeit.

„Ach, sie hatte so viel um die Ohren in den letzten Jahren. Freust du dich gar nicht für sie?"

„Lina und Lena sind ihre Kinder. Nicht meine, John. Ihre. Vielleicht solltet ihr mal darüber reden, wenn ihr euer nächstes Meeting habt."

Jules umklammerte meinen Arm noch kräftiger.

Jetzt hatte sie eindeutig keine Angst mehr davor, dass ich umkippen könnte.

Eher davor, dass ich losstürmen und meinen Onkel zerfleischen würde, weil meine Mama gerade nicht in greifbarer Nähe war.

Sonst wäre sie die Erste gewesen, die meine inzwischen viel zu langen Fingernägel ins Gesicht bekommen hätte.

Und dann einen Tritt in den Bauch, damit ihr anschließend genauso übel war wie mir gerade.

„Anna."

Die Stimme neben mir war leise, aber das minderte Jules' Warnung nicht.

Ich lockerte meine Hände, die ich unbewusst zu Fäusten geballt hatte.

„Mäuschen, wieso fragst du sie nicht, wieso sie mir so was nicht erzählt? Ich kann ja verstehen, wenn es ihr peinlich ist, dass du mit 21 schon Mutter von Zwillingen bist, aber es ist wirklich nichts, was sie mir nicht sagen könnte."

Er lächelte uns zu und hielt eine zerfledderte Karte von einem Pizzadienst hoch.

„Pizza?"

„Ich bin 19", sagte ich, hob meinen Koffer vom Boden auf und befreite mich aus Jules' Griff.

Dann schlug die Tür hinter mir zu.

paparazziWhere stories live. Discover now