24

2.3K 121 41
                                    

„Das war deine Mutter. Wieso war das deine Mutter. Was zur Hölle."

Jules war kaputt gegangen.

Und auch, wenn ich nicht auf Dauerschleife diese Worte wiederholte: Ich fühlte mich ganz genauso, während wir in dem Wohnzimmer meines Onkels saßen und auf New York hinabblickten.

„Ich verstehe es einfach nicht."

Schweigend sah ich aus dem Fenster und ließ Jules reden.

Sie erwartete sowieso keine Antworten.

Die hätte ich ihr auch nicht geben können.

Denn seit wir das Gesicht meiner Mutter groß auf einem der Bildschirme gesehen hatten, hinterfragte ich mein komplettes Leben.

Ich hatte sie kaum erkannt, mit dem ganzen Make-up, welches sie auf dem Bild trug, doch Andrews stolzer Blick und seine kryptischen Worte hatte nachgeholfen.

„Was zur Hölle."

Urplötzlich überkam mich der Drang, Jules auf den Hinterkopf zu schlagen, damit sie wieder zu sich kam.

Damit sie aufhörte, Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten konnte.

Die ich mir selbst stellte.

Hinter mir raschelte es.

Jules, die auf dem Sofa saß - ich wusste nicht, wie sie es dort aushielt, ich stand am Fenster und lief die ganze Zeit auf und ab - hatte ihr Handy aus der Tasche gezogen.

„Ach, komm schon", seufzte sie dann.

Auf meinen fragenden Blick hin zuckte sie nur mit den Schultern.

„Kein Internet."

„Wolltest du Google zu Rate ziehen?", fragte ich.

Jules nickte und ignorierte meinen anklagenden Blick.

Wieso hatte Mama mir nicht einfach selbst erzählen können, dass sie anscheinend berühmt war?

Ein Album veröffentlicht hatte?

Auf einmal schien es nicht mehr so abwegig, dass sie tatsächlich von Harry Styles gesprochen hatte, als sie ihren Freund erwähnte, mit dem sie singen wollte.

Nein.

Harry würde sich nicht auf eine Frau wie meine Mutter einlassen.

Sie war eine falsche Schlange.

Jules lachte triumphierend auf.

„Jemand sollte deinem Onkel Securitymaßnahmen beibringen. Sein W-LAN-Passwort ist JosabellCastillo!", sagte sie. „Mit einem Ausrufezeichen am Ende."

Ich verzog das Gesicht.

„Das macht die Sache nicht besser", sagte ich.

„Aber es hilft."

Kurz schwieg sie konzentriert.

„Was zur Hölle", kam es dann von ihr.

„Es hilft garantiert nicht, wenn du immer nur Was zur Hölle sagst", meinte ich genervt und ließ mich neben sie fallen.

„Was zur Hölle", sagte ich.

„Sag ich doch."

Artikel reihte sich an Artikel, das Gesicht meiner Mutter grinste mir von zahlreichen Bildern entgegen.

Auf einem Foto trug sie quasi keine Klamotten.

„Sie ist ein Clown", stellte ich trocken fest, nachdem Jules durch ein paar Seiten der Ergebnisse auf Google gescrollt hatte.

Sie öffnete YouTube.

„John wird dich umbringen, wenn der nicht unbegrenztes W-LAN hat", sagte ich.

Jules schnaubte nur.

„Der ist der Manager deiner Mutter. Und so wie es aussieht, verdient sie nicht gerade schlecht."

Ich ließ mich auf den Boden rutschen.

„Mir ist übel", sagte ich.

paparazziWhere stories live. Discover now