52. Kapitel

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Abigails Sicht:

Wütend kickte ich ein paar Steine zur Seite. Es klackte und die Steine trafen auf die Steinwand.

Nelly lag immer noch schlafend unter dem Schrank. Ich biss mir auf die Lippe. Ihr Arm musste völlig zersplittert sein. Und wenn sie nicht sofort ärztliche Hilfe bekam, dann konnte ich für nichts garantieren. Ich hoffte inständig, dass Annabelle wenigstens ihren Arm schonte.

Saphira kniete neben ihr, und hatte ihre Hand noch immer in ihrer Jackentasche versteckt. Den Anhänger durfte sie niemals herausgeben.

"Also Mädchen", Annabelle erhob die Stimme. "Gebt ihn mir schon. Wir haben nicht ewig Zeit."

Wie in Zeitlupe streckte sie ihre Hand aus und offenbarte uns den kleinen funkelnden Rubin, der wieder völlig repariert war.

"Ich sehe es euch an, ihr wollt ihn auch wieder einsetzen." Das stimmte, ich wollte ihn wieder in das kleine Schwert einsetzen. Doch nicht mit ihrer Hilfe.

Hilflos sah ich zu Saphira, die mittlerweile Nellys Stirn streichelte. Echt jetzt?

"Saphira!", zischte ich in ihre Richtung. Zoe hatte währenddessen angefangen mit Annabelle und Salvan zu diskutieren, auch wenn Salvan nur daneben stand und dumm in die Gegend starrte.

Saphira hob den Kopf und zuckte mit den Schultern. Nellys Arm war komplett bis zur Schulter unter dem Möbelstück vergraben. Blut quoll dennoch hervor, dass irgendwie nicht zu stoppen war. "Ihr geht es soweit gut! Wir könnten dein schlaues Köpfchen gerade wirklich gut gebrauchen." Auch wenn ich anders fühlte, sprach ich ganz anders. Sorge und Mitleid halfen uns jetzt auch nicht. Und das es Nelly nicht gut ging war mir auch klar.

Saphira warf Nelly einen letzten mitleidigen Blick zu, dann stand sie auf und nahm den Anhänger aus ihrer Tasche. Auch wenn das einzige Licht von Annabelle kam, konnte ich sehen, dass Saphiras Hände blutverschmiert waren. Das war ihr auch bewusst, doch sie machte keine Anstalten sich zu säubern.

"Was machst du denn da?" Ich starrte sie und den Anhänger ungläubig an.

"Haben wir eine Wahl?" Sorgfältig fädelte sie das Lederband auseinander. Sie ließ sich Zeit und drückte merkwürdig an dem kleinem Loch herum, das kahl war und nur darauf wartete, von einem kleinen Rubin gefüllt zu werden. Irgendwie sah sie dabei angewidert aus.

"Saphira spinnst du? Dann haben sie doch gewonnen!" Zoe gestikulierte wild mit ihren Armen.

"Gewinnen würden wir so oder so." Annabelle betrachtete unsere Diskussion herablassend. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht.

"Es gibt immer einen anderen Weg", fauchte ich und schnappte mir das Band.

"Hey!" Saphira sah dem Anhänger nach.

"Und wir werden ihn sicher nicht kampflos abgeben", fügte Zoe siegessicher hinzu.

"Leute vertraut mir doch!", zischte Saphira plötzlich. Irritiert betrachtete ich den Anhänger in meiner Hand. Blut klebte an den Rändern des Schwertes und Blut war auch im Inneren des Lochs verteilt worden. Ich gab Zoe den Anhänger, die ihn ebenso verwundert inspizierte wie ich. Als sie bemerkte, dass es Blut war, gab sie mir den Anhänger schnell wieder zurück. Ekel zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

"Was ist jetzt?!" Salvan würde ungeduldig und baute sich auf.

Mein Herz schlug schneller und mein Kopf wanderte zu Saphira, die mich flehend ansah. Was war denn los? Ich verstand überhaupt nichts mehr.

"Mädchen!", kreischte Annabelle dazwischen. Alle Köpfe schnellten erschrocken zu ihr.

"Wenn ihr euch jetzt nicht beeilt kann ich für eure kleine Freundin nichts mehr garantieren."

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now