44. Kapitel

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Abigails Sicht:

Zwei Tage später kam ich wie immer von der Schule nach Hause und beschloss meinen Bruder zu suchen. Doch als ich sein Zimmer betreten wollte, kam meine Mutter um die Ecke und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich weiß nicht, ob das im Moment eine so gute Idee ist. Aber probiers."

Irritiert öffnete ich die Tür und trat ein. Luke lag auf seinem Bett, das Gesicht in ein Kissen gedrückt. Weinte er etwa? Als er den Kopf hob und mich ansah, stellte ich fest, dass dies nicht der Fall war. Er sah einfach nur  müde und erschöpft aus.

"Luke?" Ich setzte mich zu ihm ans Bett. "Ich wollte nur mal sehen wie es dir geht." Ich grinste ihn an, als er sich umdrehte und die Decke anstarrte.

"Luke, was ist los?" Fragend sah ich ihn an.

"Juniper is ne Bitch."

Was?
Ich musste lachen und rückte näher an meinen Bruder.

"Wirklich?"

"Ja. Sie nutzt mich nur aus und ich hab das nicht mal gemerkt. Die kann mich mal." Er drehte sich wieder auf den Bauch.

Erstaunt über die harten Worte meines Bruders zog ich ihm das Kissen unter seinem Gesicht hervor.

"Und was ist jetzt? Du bist sie los!"

"Ja. Das ist auch gut so. Aber ich komm damit nicht klar, dass sie mich so lange verarscht hat."

Das verstand ich. Juniper war eine kleine Schlange, sie ähnelte ihrer Schwester nicht im Geringsten.

"Hey." Ich wuschelte ihm durch seine Haare. "Sei einfach froh, dass du das beendet hast und über den Rest kommst du auch hinweg."

"Wenn du das sagst...", spottete er.

Lachend schmiss ich mich aufs Bett und kitzelte Luke durch. Nachdem er flehend gebeten hatte, dass ich aufhörte, ließ ich nach und verließ sein Zimmer. Ich stieg die Treppenstufen hinab ins Wohnzimmer und suchte die Katzen. Mia und Sammy waren dabei, sich zu duellieren und Mellow saß aufrecht daneben und sah zu, dass sich keiner ihrer Schützlinge verletzte.

Jetzt, wenn man die Kleinen mal betrachtete, waren sie gar nicht mehr so klein. Im Gegenteil, sie waren fast so groß wie Mellow, nur eben noch etwas zierlicher.

"Sie sind bald groß genug um ihre Mutter verlassen zu können", sagte meine Mutter plötzlich neben mir.

"Das werden sie nie sein", brummte ich. "Man ist nie alt genug um die eigene Mutter verlassen zu können."

"Abigail." Meine Mutter seufzte und sah mich streng an.

"Ist gut, ist gut. Nicht aufregen." Ich stellte einen kleinen Futternapf mit Nassfutter vor die Katzen, und schon bagannen sie gierig zu fressen.

Meine Mutter kam zu mir und strich über meine Wange.

"Die Kleinen werden es sehr gut bei deinen Mädels haben. Und sie werden sich immer wieder sehen, da bin ich mir sicher. Wenn ihr euch besucht oder so." Sie hatte ja recht. Bei Saphira und Nelly waren sie wirklich gut aufgehoben.

Ich nickte und stand auf, während ich nach oben ging. Kurz vor meinem Zimmer zögerte ich und sah mich um. Ich sah die Treppe, die in den zweiten Stock führte. Ich überlegte nicht lange und huschte die weitere Treppe nach oben. Hier war der Gang relativ schmal, und ich ging in das einzige Zimmer, dass wir hier oben hatten. Es war groß und hell, und immer noch voller Decken, Kissen und Kuscheltieren. Die Sinister DVD lag noch vor dem Fernseher, und schien nur darauf zu warten, noch mehr Menschen zu erschrecken.

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now