26. Kapitel

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Abigails Sicht:

Nachdem alle wieder zu Hause waren, machte ich mir Gedanken über Saphiras Geburtstag. Eine Party konnten wir knicken, darauf hatte sie gar keine Lust. Aber vielleicht lässt sich ja da doch noch was machen. Meine Vorbereitungsmotivation hielt nicht lange an, da ich immer wieder an die vergangene Nacht denken musste. Eine Kette... Der Anhänger hatte sich in Salvans Haut gebrannt. Wie konnte das sein? Hatte er die Kette etwa solange getragen?

Plötzlich vibrierte mein Handy, Liam rief wieder an.

"Und?", meldete ich mich gleich. Vorhin, als wir draußen waren hatte er mich angerufen, wegen Saphiras Geburtstag. Er wollte ebenfalls eine Party für sie schmeißen. Vielleicht nicht unbedingt für sie, denn er wollte eigentlich nur feiern! Deshalb hatte er seine ganzen Freunde kontaktiert und wollte mir jetzt Bescheid geben ob sie kommen wollten.

"Sieht gut aus, Aby! Alle hätten Bock zu kommen, wo steigt denn die Party?"

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und holte aus meinem ganzen Kram eine hübsch verzierte Karte. Ich ging Saphiras Einladung noch mal kurz durch und stützte dann den Kopf in meine Hände.

"Keine Ahnung, Liam. Das haben wir noch nicht besprochen. Sorry, aber ich hab grad echt andere Sorgen. Gestern Abend war einfach zu viel. Und bevor du fragst, Nelly gehts gut."

"Hattet ihr denn gestern Abend eine Mädelsnacht?" Er grinste, das konnte ich spüren.

"So etwas in der Art", antwortete ich.

"Wurde wohl lang oder? Habt ihr über Jungs gesprochen?"

"Ja klar."

"Über mich?"

Ich seufzte genervt auf. "Man Liam. Bleib bei der Sache."

"Okay, ich hab aber auch keinen Plan wo die Party stattfinden soll."

"Wie wärs wenn du Nelly fragst, die macht sich da mehr Gedanken drüber. Vielleicht hat sie schon ein paar Ideen." In Wahrheit wollte ich ihn loswerden, und bei Nelly spielten seine Gedanken eh verrückt, wie bei ihr auch. Verrückt und verrückt, passt doch.

Er schwieg für eine Weile, dann antwortete er ganz selbstbewusst: "Okay, wenn du meinst." Dann legte er auf. Wow, ich hoffte nur er tat es wirklich.

Plötzlich kamen Mellow, Mia und Sammy zu mir ins Zimmer getappt. Alle drei setzten sie sich auf mein Bett und spielten ein wenig miteinander. Ich nahm Sammy hoch und musterte ihn. "Mein Süßer! Du wirst Saphira eine ganz große Freude bereiten. Ich hoffe ihr kommt beide gut miteinander zurecht. Du wirst das beste Geburtstagsgeschenk sein!" Mit großen blauen Augen sah er mich an, bevor ich ihn zurück zu seiner Schwester setzte. Sammy ist viel zutraulicher geworden, und Mia sowieso, aber die war ja eh neugieriger als alle zusammen.

Ich ging hinunter und suchte meine Mutter, die Abendessen machte. "Mama?" Sie drehte sich um und sah mich kurz an, bevor sie sich wieder ihren Salat widmete. "Kann ich was für dich tun?", fragte sie leicht gestresst.

"Nein, ich wollte dir nur mitteilen, dass ich Saphira zum Geburtstag Sammy schenken werde und Nelly bekommt Mia, okay?" Sie würdigte mich keines Blickes, sonders lief weiter durch die Küche, während ich nur im Türrahmen stand und auf eine Antwort wartete.

"Wenn du dir ganz sicher bist, dass die Eltern nichts dagegen haben und das die beiden sich gut um die Katzen kümmern, dann ist das für mich auch in Ordnung." Lächelnd nickte ich nur kurz und rannte wieder hinauf in mein Zimmer. Gerade als ich Nelly anrufen wollte, rief sie mich an.

"Nelly?"

"Ja, hey! Weißt du was? Ich darf Mia haben! Unsere Nachbarskatze freut sich auf Verstärkung!"

"Cool! Ich wollte dich gerade anrufen, meine Mum sagt, wenn es für deine Eltern okay ist, darfst du sie haben!"

Nelly kreischte vor Freude und wir telefonierten noch zwanzig Minuten, bis Luke herein kam.

"Es gibt Essen", sagte er.

Ich verabschiedete mich noch schnell von Nelly und ging dann hinunter zum Essen. Juniper aß ebenfalls mit uns, was mich etwas wunderte. Sie war jetzt schon zwei Tage hier, und war währenddessen kein einziges mal zu Hause. Ich freute mich ja für meinen Bruder, aber man musste mit 13 noch nicht übertreiben.

"Juniper, ich hab gehört du hast ein Zuhause."

Ungläubig starrte Luke mich an. Juniper sah mich aus ihren weichen braunen Augen an und lächelte zuckersüß. "Das hier ist auch mein Zuhause sagt Luke." Sagt Luke. Was für eine kleine Schlange!

"Das denk ich nicht. Soll ganz schön bei dir Zuhause sein. Schau doch mal vorbei." Ich lächelte sie kurz an und wurde dann wieder ernst.

"Abigail", die Stimme meiner Mutter klang warnend, doch der Blick war noch viel schlimmer. Mütter hatten immer diesen fiesen Killer-blick! Für den Rest des Abends war ich still, und ging nach dem Essen nach oben. Ich packte noch ein paar Sachen für morgen ein, denn morgen war wieder Schule. Deshalb ging ich heute auch etwas früher ins Bett, da ich jetzt schon todmüde war.

Bevor ich mich endlich unter meine warme Bettdecke kuscheln konnte, öffnete ich noch einmal das Fenster. Kalte Nachtluft schlug mir entgegen. Ich sog sie tief ein und ließ den kühlen Wind durch meine Haare wehen. Irland war toll, es war genau mein Ding. New York ist für jeden was, jedem gefällt New York. Aber nicht jedem gefiel Bray. Der Mond leuchtete hell am schwarzen Nachthimmel und tauchte die Baumspitzen in ein milchiges Licht. Vereinzelte Sterne funkelten herab, und ließen dieses unheimliche Schauspiel noch geheimnisvoller wirken. Bevor ich komplett in meinem Element versank schloss ich schnell das Fenster. Die warme Raumluft umhüllte mich wieder und ich ging ins Bett, wo meine Gedanken einzig und allein um die verschwundene Kette kreisten, und die geheimnisvolle Schwester Anabelle...

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now