13. Kapitel

21 8 2
                                    

Saphiras Sicht:

Mittlerweile hatten wir vier unseren ersten Schock recht gut überwunden. Wir liefen die restlichen Stufen der schrecklich gruseligen Burgruine hinauf, immer mit dem Gedanken im Kopf, das Wesen könne wieder auftauchen.

Normale Menschen hätten sofort die Flucht ergriffen, nach so einem Erlebnis.

Abigail und Nelly hatten jedoch darauf bestanden, weiter zu gehen. Und auch Zoe hatte die Neugier gepackt. Sie führten mich in einen weiteren Raum, in dem ein riesiger Spiegel vorzufinden war. Er war verdreckt und kaputt.

Zielstrebig ging Abigail darauf zu und straffte die Schultern. Nelly stellte sich hinter sie und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie posierte aus Spaß und flechtege Abigail dann einen Zopf, wobei sie sich beobachteten und sich leise miteinander unterhielten. Zoe zupfte ihre Haare zurecht, während ich ihnen nur kopfschüttelnd zusah.

Wie konnten sie alle nur so selbstbewusst sein? Mir stand die Angst ins Gesicht geschrieben und ich hatte nicht vergessen, was zehn Minuten zuvor passiert ist.

"Saphira, gehts dir gut?", fragte Nelly. Ihre Stimme klang normal wie immer, doch sie durchbrach die erdrückende Stille.

"Ja klar, gehts ihr gut. Ist doch noch nichts passiert", antwortete Zoe schulterzuckend. "Mein Gott, meine Haare sehen wieder aus..."

Abigail drehte sich ruckartig zu uns um, sodass sie mit dem Rücken zum Spiegel stand.

Bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, schossen zwei unnatürlich lange Arme aus dem zerbrochenen Glas und eine weiße Hand presste sich auf Abigails Mund. Vor Schock weiteten sich ihre Augen, doch es kam kein Laut über ihre Lippen.

Ich schnappte nach Luft und wollte eigentlich zu ihr, doch diese Szene lähmte mich wortwörtlich.

"Nein! Lass sie los! Nimm... deine dreckigen... Finger... von ihr!" Krampfhaft versuchte Nelly die zwei Hände von Abigails Gesicht zu reißen, doch sie entfernten sich nur, und rissen unsere Freundin rückwärts durch den Raum.

"Mmmmm! Mmmm!", machte diese.

Ich versuchte wirklich mit aller Kraft mich zu bewegen, doch ich konnte nicht. Meine Arme waren wie festgeklebt, nicht mal meinen Kopf konnte ich drehen. Ich zweifelte daran, dass es sich hier um eine normale Schockstarre handelte. Irgendwas war anders mit mir. Und es fühlte sich verdammt unangenehm an.

Neben mir fing Zoe an zu zittern. Ihre Augen huschten panisch von Nelly zu Abigail und wieder zurück. Ihre Hände zitterten so stark und unkontrolliert, dass ich dachte, sie würde gleich wieder umkippen. Wenn sie jetzt wieder in Ohnmacht fiel, hätten wir ein Problem.

Nicht das wir jetzt auch schon eines hätten, nicht wahr?!

Abigail wurde von den fremden Händen mit dem Rücken an den Spiegel gepresst, und atmete sehr flach und hektisch, da sie kaum Luft bekam.

Zu meiner Überraschung lockerte sich der Griff um Abigails Mund. Nelly ergriff die Chance und schnappte sich eine große Glasscherbe vom Boden und rammte sie in die Hände, an Abys Lippen.

Sofort quoll schwarzes dickflüssiges Blut aus der tiefen Wunde. Angeekelt wich ich ein paar Schritte zurück, und stellte fest, dass ich mich aus meiner Starre gelöst hatte. Mit klopfendem Herzen versuchte ich meine Freundinnen auszumachen. Doch das einzige was ich sah, war Abigail, die stumm gegen die verletzten Hände ankämpfte.

Die Hände wichen von ihrem Gesicht, wobei die schwarze Flüssigkeit in ihrem Gesicht verteilt wurde, und verschwanden wieder im Spiegel.

Keuchend stolperte sie weg von dem lebensgefährlichen Glas. Sie stützte sich am Boden ab und schnitt sich dabei die ganzen Hände auf. Doch davon ließ sie sich wenig beeindrucken und übergab sich.

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt