8. Kapitel

26 8 0
                                    

Abigails Sicht:

Mit quitschenden Reifen kam ich auf dem Putzplatz zum Stehen. Ich lehnte mein Fahrrad an der Stallwand ab und lief an den Boxen vorbei, auf eine ganz Bestimmte zu.

Prencer stand auf dem Schild an der Box. Vorsichtig streckte ich meine Hand hinein.

"Hey!", kündigte ich leise mein Kommen an. Schnaubend schoss ein mächtiger Kopf in die Höhe.

Er ging ein paar Schritte zurück und beobachtete mich und streckte seinen Hals in meine Richtung, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.

"Wenn du was willst musst du schon herkommen", sagte ich lächelnd. Er tat einen Schritt und berührte ganz leicht meine Fingerspitzen.

Schnell zog er seinen Kopf zurück und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Er verursachte einen ohrenbetäubenden Knall und ließ die anderen Pferde erschrocken wiehren.

Kurze Zeit später ging die riesige Schiebetür auf und eine aufgebrachte Zoe kam herein.

"Was ist los?", fragte sie hysterisch.

Sie wusste nicht, dass ich heute herkommen wollte, da ich meine Pläne ohne sie durchführen musste.

"Alles gut, ich hab nur... also..." Ich versuchte Zoe zu beruhigen, doch aus ihrem Schock wurde Wut.

"Ich hatte dir doch gesagt, du sollst nicht zu ihm! Nur unter meiner Aufsicht!"

Sie eilte zu Prencer der wieder gemütlich und entspannt an seinem Heu knabberte. Alles war okay.

"Es ist doch gar nichts passiert. Er hat nur gegen die Box getreten."

Zoe funkelte mich wütend an.

"Das kannst du nicht beurteilen." Sie griff nach meiner Hand und zog mich hinaus.

"Wie gehts euch allen denn? Wann kommst du wieder zur Schule?"

Zoe zuckte nur mit den Schultern. "Als ob dich das interessiert, du hast ja deine Nelly." Wie bitte?

"Würde ich dich fragen wenn es mich nicht juckt?" Trotzig sah ich sie an.

"Du stellst gerne unnötige Fragen, wie Nelly."

Mein Herz zog sich zusammen, ich konnte Streit jetzt gar nicht gebrauchen.

"Was ist denn dein Problem...?

"Du kannst jetzt gehen, ich muss wieder hoch", befahl Zoe mir.

Ich kniff die Augen zusammen und hob mein Kinn. Dann drehte ich mich um und ging um den Stall herum. Ich wartete noch ein wenig um sicher zu sein, dass Zoe wieder im Haus verschwunden war. Dann schlich ich mich in den Hintereingang wieder in den Stall und schnappte mir von einem Tisch ein paar Bürsten. Prencer richtete ich in seiner Box her und nach zehn Minuten war ich fertig.

Ich führte ihn aus seiner Box heraus und stieg auf.

Als wir im Freien waren atmete ich erleichtert auf. Da ich keine Zeit verlieren wollte, schlug ich gleich einen leichten Galopp an. Ich hatte nämlich ein Ziel, die alte Burg an der Klippe.

Kalter Wind peitschte mir ins Gesicht, den ich zufrieden einatmete. Auch Prencer schnaubte glücklich, denn der schnelle Ritt tat ihm gut. Ich war mir sicher, dass Zoe ihn eingeritten hatte. Diese weiche Gangart die er hatte, hatte auch Bailey bei unserem ersten Ausritt gehabt.

Ich ritt über Wiesen und Felder und an ein paar vereinzelten Häusern vorbei.

In weiter Enferung ragten die Umrisse der alten Burg auf. Ich galoppierte immer schneller und schneller.

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now