47. Kapitel

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Flashback

Abigails Sicht:

"Sie regt mich so unglaublich auf!" Nelly marschierte zügig durch den Gang. Lächelnd lief ich neben ihr her. Nellys Wutattacken nahm ich nie wirklich ernst. Zoe und Nelly fanden immer irgend einen Grund zum streiten. Doch auch ich wusste, dass es diesmal anders war. Zoe machte gerade wirklich keine leichte Phase durch.

Als wir an den Spinden vorbei liefen blieb ich abrupt stehen. Nelly ging meckernd weiter. Ich ging auf einen grauen Spind zu und betrachtete ihn. Ein Lederband hing unten heraus. Ein mir sehr bekanntes Band. Das war Salvans Anhänger, und somit Saphiras Spind.

"Aby!" Nelly sah zu mir, von der Treppe. Mit schnellen Schritten war sie wieder bei mir. "Was machst du da?"

Ich antwortete nicht, sondern zupfte unruhig an dem Band. Wie konnte Saphira nur so dumm sein? Einen magischen Anhänger mit dunkler Magie mit in die Schule zu bringen!

"Ist das...?" Nelly beendete den Satz nicht, doch auch ihr war jetzt klar was das für eine Kette war.

"Ja!" Mit einem kräftigen Schlag mit der Faust auf den Spind, sprang die kleine Tür auf. Ohne darüber nachzudenken schnappte ich mir den Anhänger und verschwand mit Nelly auf dem Schulgelände.

"Komm wir gehen hier weg", sagte ich zu Nelly. Sie sah mich kurz irritiert an, nickte jedoch und wir verließen das Schulgelände.

"Was willst du denn jetzt machen?" Motzig lief Nelly neben mir und nahm sich den Anhänger aus meiner Jeanstasche. Sie wickelte das Band gedankenverloren um ihre Finger.

"Ich kann Zoes Verhalten einfach nicht mehr ertragen! Immer bin ich Schuld, immer bin ich die Böse." Sie ließ den Anhänger hin und her baumeln.

"Ihre ständigen Vorwürfe! Sie dreht das Ganze immer um!" Nelly stoppte und sah mich enttäuscht an.

Der kleine Rubin glitzerte gefährlich in den wenigen Sonnenstrahlen Brays. "Nelly, der Anhänger..." Sie hörte mir gar nicht zu, sondern lästerte nur weiter. Doch da hörte ich nicht zu. "Nelly..."

"...und letztens weißt du! Da ist die wieder so ausgerastet. Wir schreiben so, also ich..."

Die Kette flog nun wild durch Luft.

"Es war eigentlich nicht sooo schlimm, trotzdem, die Art wie sie sich formuliert hatte..."

Ich wollte die Kette wieder aus ihrer Hand nehmen, doch aus irgend einem Grund klappte dies nicht.
"Nelly!"

"Was?!" Sie drehte sich abrupt zu mir um und schlug dabei mit dem Anhänger gegen eine Straßenlaterne. Es klirrte und der Rubin zersprang in tausend kleine Splitter.

Entsetzt starrte ich meine Freundin an. Nelly schlug sich die Hand vor den Mund.

Wie konnte das passieren? So schnell in so kleine Teile, hatte Nelly wirklich so fest dagegen geschlagen?

"Oh Gott", murmelte sie. Sofort kniete sie sich hin und sammelte die kleinen Scherben auf.

"Spinnst du?" Genervt richtete ich mich auf, anstatt ihr zu helfen.

"Sorry! Aber jetzt chill mal und hilf mir lieber." Den größten Teil des zerstörten Rubins hatte sie sorgfältig zusammen geschoben.

"Sorry repariert den Stein auch nicht", murmelte ich.

"Aby!" Nelly war aufgesprungen und hatte die Hand schwungvoll auf meiner Schulter platziert.

"Was?!"

Irritiert wich Nelly zurück. "Schau!" Ich folgte ihrem Blick, zu den Scherben hinunter, die allesamt auf dem kleinen Haufen leuchteten. Sie wurden nicht angestrahlt oder so, nein, sie strahlten aus eigener Kraft. Das Licht war so hell, dass die Scherben nicht mehr zu sehen waren, sondern nur noch wie ein strahlender Fleck am Boden aussahen.

"Was passiert hier?" Nelly schien leicht panisch zu sein.

Plötzlich wurde das Licht heller und verschwand zwei Sekunden darauf wieder. Und zwar komplett. Es war vorbei.

Der Scherbenhaufen war verschwunden und das Licht ebenfalls. "Was..."

Nelly kniete sich wieder hin und strich mit ihren Fingern über die Straße, wo gerade eben noch die Splitter des Rubins lagen.

Ich hob schnell mein Handy heraus und wollte Zoes Nummer wählen, doch da rief diese mich bereits an.
Ohne abzuwarten was Zoe zu sagen hatte, nahm ich ab und plapperte drauf los. "Zoe! Ihr müsst schnell herkommen, es ist etwas ganz komisches passiert!"

Flashback Ende:

Abys Sicht:

Ich bemerkte erst jetzt die Kette in meiner Hand, Nelly hatte sie mir unbewusst gegeben.
Das silberne Schwert blitzte gefährlich, und darin war ein kleines Loch zu sehen, in dem der Rubin verankert gesessen hatte. Sanft fuhr ich mit meiner Fingerspitze über das Schwert und spurte ebenso das Loch nach.

Auf einmal drehte sich die Straße vor mir und meine Knie wurden weich. Kraftlos sank ich zu Boden und hielt mich an Nelly fest, die mich erst stützte, dann allerdings selbst schwankte. "Mir ist schwindelig", murmelte sie.

Schmerzen durchzogen meinen Kopf und ich kniff die Augen zusammen.

"Der Anhänger!", rief eine weibliche Stimme in meinem Kopf. Es war nicht Nelly. Ich kannte diese Stimme, nur unter diesen Schmerzen fiel mir nicht ein, wer es war.

"Er ist zerstört...", redete die Stimme weiter. Sie kam mir sehr vertraut und doch so fremd vor. So zart und vertrauenswürdig, und gleichzeitig so verletzt und ängstlich.

Nellys Sicht:

Meine Hände verkrampften sich und ich bohrte unabsichtlich meine Finger in Abys Arm. Ich konnte nichts sehen, alles war schwarz. Mein Kopf drohte zu zerspringen. Schmerzen. Und diese Stimme eines Mädchens, dass ich sehr gut kannte.

"Mädchen... Ihr habt den Anhänger zerstört! Das war dumm von euch aber recht nützlich für uns! Die wenige Kraft die jetzt noch vorhqnden ist kehrt zu dem zurück, der am Mächtigsten zurzeit ist. Erst seid ihr das gewesen doch jetzt nichr mehr...Wir haben jetzt die Scherben, also kommt und holt sie euch..."

Es war Annabelle, natürlich! Ich konnte ihre Worte hören doch den Zusammenhang Verstand ich nicht. Nicht unter diesem Druck in meinem Kopf. Mein Atem wurde flach und ich wurde wie von selbst auf den Boden gedrückt.

"Ihr habt verloren."

Abys Sicht:

Vorbei. Es war vorbei. Wie ein sehr kräftiger Luftdruck auf den Ohren ließen die Schmerzen von meinem Kopf ab. Ich wollte die Augen öffnen, doch ich war zu erschöpft. Ich wusste nicht, wo ich war, und was geschehen ist. Oder ob Nelly noch neben mir lag. Mein letzter Gedanke war Annabelle, bevor ich aufhörte zu denken...

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now