45. Kapitel

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Nellys Sicht:

Nachdem ich schon ungefähr zwei Stunden über meinen Hausaufgaben hockte, stand ich schließlich auf und gab es auf. Mir fehlte nicht mehr viel, doch das konnte ich auch heute abend erledigen. Und abgesehen davon hatte ich ganz andere Sorgen als das, zum Beispiel Salvan und Annabelle.

Plötzlich stürmte Vanessa in mein Zimmer.

"Ich hab dir tausend mal gesagt, dass du dir nicht einfach Klamotten von mir nehmen darfst! Du sollst mich erst fragen, und dann würde ich zwar immer noch nein sagen, aber dann wüsste ich wenigstens bescheid wenn du mich beklaust!"

Wütend funkelte ich sie an. Was das anging war ich sehr reizbar. "Ich hab nichts von deinen Sachen genommen. Ich müsste ein ziemlich großes Problem haben, wenn ich Rettung in deinem Schrank suchen würde."

Vanessa schaubte. "Wenn ich mir deine Sachen so anschaue, ist mir klar warum du dich bei mir zu schaffen machst." Sie knallte die Tür hinter sich zu.

Mein Gott. Die braucht echt wieder einen Freund, dann lässt sie mich in Ruhe. Obwohl, hatte sie nicht wieder einen? Ich warf einen Blick auf die Uhr. 16.47 Uhr. Mist!

Schnell kramte ich meine Schwimmsachen hervor und verstaute sie in meiner Tasche.
Ich machte mir in Windeseile einen Pferdeschwanz und und schulterte meine Tasche.

Ich rannte den Flur entlang und hätte beinahe meine Mutter umgerannt.

"Nelly?" Verwundert sah sie mich an. "Solltest du nicht schon weg sein?"

"Ja!" Ich stürmte an ihr vorbei und schlüpfte in eine Jacke und Schuhe.

Kurze Zeit später saß ich auf meinem Fahrrad und ärgerte mich, keine Handschuhe und Mütze mitgenommen zu haben. Es war eiskalt. Jeden zweiten Tritt in die Pedale stieg mein Atem auf. Meine Finger wurden immer röter und tauber. Meine Augen tränten.

Schließlich stieg ich ab und schloss mein Fahrrad an einem der wenigen Fahrradständern ab. Ich betrat die Eingangshalle und ließ hinter mir einige Türen ins Schloss fallen. Der typische Geruch von Schwimmbad stieg mir in die Nase, und ich konnte nun durch eine Glasscheibe das Schwimmbecken sehen, dass komplett leer war. Das würde sich jetzt ändern!

Ich lief den Flur entlang und zog mich in der Umkleide schnell um.

Einige meiner Teamkollegen gingen an mir vorbei in die Duschen. Ich ließ kurz das Wasser auf meinen Kopf prasseln und huschte dann über die nassen Fließen an den Beckenrand. Meine Trainerin starrte ihre Uhr an, und warf mir dann einen strengen Blick zu, sagte jedoch nichts.

Mit einem eleganten Kopfsprung spürte ich das kalte Nass an meinem ganzen Körper und bekam für einen kurzen Moment eine Gänsehaut. Alles war still unter Wasser. Alles war friedlich. Keine Probleme. Keine Angst. Kein Salvan. Keine Schmerzen. Die Zeit. Sie verging wie im Flug. Oder doch elend langsam? Ich wusste es nicht. Meine Haare wogten wie schwerelos vor meinen Augen, die ich nur verschwommen wahrnahm. Mein Herz klopfte in regelmäßigen Abständen und klang dröhnend in meinen Ohren nach. Ich spürte nichts, doch meine Gefühle und Sinne waren viel sensibler. Ich schwebte im Nichts und mein Mund öffnete sich leicht. Vereinzelte Luftbläschen stiegen daraus hervor. Meine Brust zog sich zusammen, und ich merkte nicht, wie mein Atem schon längst aufgebracht war. Mit letzter Kraft drückte ich mich nach oben und mein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche.

Dankbar atmete ich soviel ich konnte Sauerstoff ein. Schweratmend schwamm ich an den Beckenrand. Meine Knochen fühlten sich schwer an und meine Muskeln waren kraftlos.

Wie lang bin ich unter Wasser gewesen?

Meine Trainerin kam auf mich zu und starrte auf mich herab. Sie war sauer. "Wer hat dir erlaubt einfach ins Wasser zu springen?" Ich antwortete nicht, ließ meine Hände nur wieder ins Wasser gleiten.

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now