22. Kapitel

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Abigails Sicht:

Ich konnte gar nicht beschreiben wie ich mich fühlte. Absolut nicht. Vielleicht sollte ich Angst haben, nachdem was das letzte mal passiert ist. Doch die würde ich erst wieder haben, wenn es so weit war. Aufregung? Ja, verdammte Scheiße!

Nun standen wir vier wieder in der riesigen, dunklen und verdreckten Eingangshalle. Mich würde wirklich mal interessieren, wie dieser Raum früher ausgesehen hatte.

Nelly knipste eine Taschenlampe an, die sie von Zoe bekommen hatte. Auch Saphira warf ihren Lichtkegel durch den Saal, und wie immer herrschte Totenstille. Mir ging die letzten Stunden schon ein Gedanke durch den Kopf, der mich nicht verlassen wollte. Es war die Szene, wie das Wesen auf uns treffen würde. Es würde kommen, ganz sicher. Und wie mich das Schicksal eben treffen musste, verwirklichte sich meine Angst.

Zu viert gingen wir langsam auf die hölzerne Treppe zu, die eigentlich keiner von uns betreten wollte. Saphira tat einen Schritt auf die Treppe, ein unglaublich lautes Geräusch zerriss die düstere Stimmung. Neben mir zitterte Saphira am ganzen Körper, und ich mochte mir gar nicht vorstellen, was sie gerade durchmachte. Ich biss mir fest auf die Unterlippe und hoffte inständig, dass sie uns nicht verraten hatte.

Kurz vor der Treppe quikte Saphira auf. "Halt!", flüsterte sie. "Ihr könnt machen was ihr wollt, ich werde da keinen Fuß drauf setzen. Ihr zwingt mich zu fast allem, aber das geht zu weit! Ihr werdet es nicht schaffen, dass ich mich noch mal vor diesen Horror-Spiegel stelle!" Ihre Stimme klang brüchig, dennoch fest entschlossen. "Denkst du das hatten wir vor? Ich wollte nur nicht die erste sein, die uns davon abhält", besänftigte Zoe ihre Freundin. Nelly atmete auf. "Dann bleiben wir einfach hier."

Das verwirrte mich jetzt schon ein wenig. Alle sahen zu mir, und ich war definitiv überstimmt, doch ich war dennoch überrascht. "Glaubt ihr ich will da unbedingt hoch? Sicher nicht. Aber ich meine-" während ich geredet hatte, drehte ich mich unabsichtlich um, sodass ich in den Saal blickte. Es war nur ein kurzer Augenblick, und mein Puls schoss von einer Sekunde auf die nächste in die Höhe. Ich fror mitten in der Bewegung ein und sah noch schnell zu den anderen, die genau so erschrocken waren wie ich. Langsam drehten wir uns um, und sahen es. Da stand das Wesen, mitten in diesem dunklen verdreckten Saal, und sah in unsere Richtung. Wobei ich die Augen nicht sehen konnte, denn es wirkte einfach nur wie die hässlichste Silhouette die es gibt. Soweit eine Silhouette hässlich sein kann.

Genau davor hatte ich Angst. Vor so einem Schockmoment. Das es einfach da war. Erst ist nichts, dann drehe ich mich um und es steht direkt vor uns, das war meine größte Angst an diesem Abend gewesen. Und ich hatte es soweit es ging überstanden. Jetzt musste ich nur noch überleben...

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now