2. Kapitel

60 10 2
                                    

Abigails Sicht:

Am nächsten Tag hatte ich meine ganzen Kartons und Taschen ausgeräumt. Mittlerweile fühlte ich mich sehr wohl in meinem Zimmer und auch das restliche Haus wurde immer gemütlicher. Meine Mutter hatte gute Arbeit geleistet.

Da morgen der erste Schultag an meiner neuen Schule sein würde, hatte meine Mutter Luke und mich dazu verdonnert, ein wenig Schulstoff zu wiederholen. Da ich nicht die geringste Lust dazu hatte, dauerte das Lernen bei mir zehn Minuten, bis ich mein Buch auf das Bett schmiss. Viel lieber wollte ich noch mal raus, zu den Ponys oder zu der Burg, die ich am vorherigen Tag gesehen hatte.

Also ließ ich all meine Schulsachen an meinem Schreibtisch zurück und zog mir eine Jogginghose an. Ich zog mir noch schnell ein T Shirt über und schnappte mir eine dünne Jacke vom Bett. Ich rannte die Treppe hinunter und zog mir schnell meine Turnschuhe an. "Bis später!", rief ich noch schnell ins Haus, bevor meine Mutter etwas erwidern konnte und ich im Freien war.

Ich ließ die kühle Luft durch meine Lungen strömen und schloss kurz die Augen. Dann joggte ich den selben Weg wie gestern entlang. Es war ein schmaler Feldweg, der nicht oft benutzt wurde. Während ich lief, band ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und konnte bereits von Weitem die Ponys erkennen, die wieder friedlich grasten. Doch diesmal bog ich nach rechts ab und joggte weiter.

Nach ungefähr zehn Minuten erkannte ich ein Mädchen, das mit ihrem Hund ein paar Tricks ausführte. Doch als der Hund mich erblickte, raste er in Höchstgeschwindigkeit auf mich zu und ich verlangsamte mein Tempo. Kurz vor mir kam er zum Stehen und sprang mich an.

"Sky!", schrie das Mädchen und kam auf uns zu gerannt. Verwirrt, da der Hund anfing mein Gesicht abzuschlecken, schob ich ihn von mir herunter.

"Komm sofort zurück!" Das Mädchen hatte uns fast erreicht, doch ihr Hund wollte sich immer noch nicht von mir lösen und gehorchte ihr ganz und gar nicht.

"Was machst du nur für Sachen? Ich kann dich ja nicht mehr von der Leine lassen, wenn du alle Leute so begrüßt! Was sollen die nur von uns denken?" Während sie mit ihrem Hund redete schnallte sie ihn wieder an die Leine und sah schließlich zu mir auf.

"Es tut mir wirklich leid! Das macht er manchmal wenn er andere Leute sieht, aber hier ist meistens nichts los, deshalb dachte ich, ich könnte ihn hier frei laufen lassen..."

Das Mädchen hatte lange blonde Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte. Sie sah so alt wie ich aus und hatte strahlend blaue Augen. Ihr war es sichtlich unangenehm, dass ihr Hund sich so daneben benommen hatte.

"Das macht nichts, wirklich!" Ich beugte mich zu dem Hund herunter und tätschelte ihm den Kopf.

"Wie heißt er denn?", fragte ich.

"Das ist mein Hund Sky und ich bin Zoe", sagte das Mädchen und gab mir ihre Hand. Ich schlug ein und sagte knapp: "Abigail."

Dann stand ich wieder auf und wollte weiter, als Sky mir hinterher lief. Er trabte leichtfüßig in meinem Tempo neben mir her und ignorierte Zoe, die ihn wieder zurück pfiff. Sie konnte ihn kaum halten, obwohl er an der Leine war.

Ich lachte und gab es schließlich auf zu joggen. Zoe stimmte mit ein und blieb wieder stehen.

"Wohnst du hier in der Nähe?", fragte Zoe.

"Ja, wir sind erst vor ein paar Tagen hierher gezogen. Wo wohnst du?" Zoe zeigte auf ein paar Bäume. "Dahinter ist ein Reithof, da wohne ich." Erstaunt riss ich die Augen auf.

"Wirklich? Das ist ja toll! Reitest du dort auch?" Zoe lief jetzt mit Sky neben mir und nickte. "Bei Gelegenheit. Meinen Eltern gehört die Reitanlage, also kann ich reiten wann ich will. Aber wie du vielleicht schon mitbekommen hast, Sky braucht meine ganze Aufmerksamkeit, denn sonst eskaliert er. Meine Mutter ist schwanger, also kann sie auch nicht viel mit ihm machen."

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now