24. Kapitel

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Zoes Sicht:

Wie gebannt starrte ich Salvan an, der längst aufgehört hatte zu reden. Er sah Saphira an und schien sich leise mit ihr zu unterhalten, doch ich konnte sie nicht hören, obwohl ich direkt neben ihr saß. Doch das interessierte mich auch gar nicht, ich wollte nur, dass er weiter erzählte.

"Mädchen?" Salvans Stimme war tief und rau, und gleichzeitig so ergreifend und klar. Ich schüttelte meinen Kopf und meine Gedanken ordneten sich wieder. Aby und Nelly sahen sich an, als hätten sie die letzten Minuten gar nicht realisiert, denn so ging es mir auch. Saphira sah besorgt zu mir, doch ich lächelte sie nur aufmunternd an.

Ich fühlte mich großartig! Auch wenn ich mitten in der Nacht in einer gottverlassenen Burg hockte, mit einem riesigen, hässlichen Monter, das uns gefangen hielt.

"Wie geht es weiter?", fragte Nelly.

Salvan blickte sie an, und Nelly sah schnell wieder auf dem Boden Man konnte dem Dämon einfach nicht lange ins Gesicht sehen. Das hatte nichts mit irgend einem Zauber zu tun, sondern die Angst hielt einem davon ab. Die Angst davor, dass er aufspringt und einem den Kopf abreißt. Doch das tat er nicht, sondern er erzählte weiter.

"Es war eine Kette. Sie ist wunderschön, und ich trug sie schon immer bei mir. Anabelle wusste, dass dies der Schlüssel zu meinem Untergang war. Also riss sie mir eines Tages das Schmuckstück vom Leib und verbannte mich hier her. Seit dem hatte ich sie nie wieder gesehen. Ich brauche die Kette wieder."

Salvan hob seine plumpen Hände und zeigte auf seine Brust. Er schob den Umhang ein Stück zur Seite und seine viel zu langen Finger berührten eine Art Narbe. Als er seine Hand zueück zog, konnte ich erkennen was es war. Es war wie ein Brandzeichen in seiner schwarzen Haut. In der Form einen kleinen Schwertes, mit einem Herzen darin.

Das musste der Kettenanhänger gewesen sein.

Saphira amete leise ein. "Du willst also, dass wir dir diesen Anhänger wieder bringen?"

Salvan grinste ganz leicht, bevor er wieder ernst wurde und nickte.
Aby schüttelte den Kopf. "Damit du weiter deine Gruselaktionen draußen weiter machst? Nein."

Salvan wurde leicht nervös, er baute sich auf und holte tief Luft. Aby dagegen sank beschämt den Kopf.

"Salvan, das werden wir nicht tun. Du hast vorher Angst und Schrecken verbreitet, und das darfst du nicht mehr tun. Das werde ich nicht machen, und du lässt uns jetzt sofort raus!" Ich sprang auf und bemerkte Saphira, die sich mit der Hand gegen die Stirn schlug. Was sollte das?!

"Zoe setz dich hin!", zischte sie.

"Du hast doch keine Ahnung! Wir sind hier gefangen!", rief ich fast schon hysterisch.

"Nein, sind wir nicht. Jetzt beruhig dich." Saphira schien sich ihren Worten ziemlich sicher zu sein, denn sie blickte mich warnend an und wandte sich Salvan zu.

"Wir werden dir diese Kette bringen." Schlagartig veränderte sich ihre Mine, sie grinste teuflisch und sah sehr gefährlich und fies aus. "Versprochen." Das sagte sie mit einer solchen Ehrlichkeit, dass ich vor ihr zurück wich. Und so schnell dieser Sinneswandel kam, so ging er auch wieder und Saphira sah wie immer etwas ängstlich drein. Was war das denn bitte?

Doch darüber konnte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, denn Salvan erhob sich und nickte uns allen zu.

"Dann dürft ihr jetzt gehen." Ich bildete mir ein, dass er Saphira noch einen letzten Blick zuwarf, bei dem er leicht grinste. Doch es ging alles so schnell, dass ich mir dessen nicht sicher war.

Salvan drehte sich um und verschwand mitten im Saal. Sein Umhang wehte ihm noch hinterher, dann war auch dieser auf einmal weg. Sogleich sprang das große Eisentor auf und Aby stürmte hinaus. Erleichtert folgte ich ihr und konnte die anderen hinter mir hören, wie sie ebenfalls durch den Saal in die kalte Freiheit rannten. Draußen hielten wir nicht an, sondern rannten einfach weiter, ohne ein Wort zu sagen. Es tat gut einfach durch die kalte Nachtluft zu rennen, sie im Gesicht zu spüren und einzuatmen. Das hohe Gras war nass, und wurde immer flacher, je weiter ich rannte. Ich schloss die Augen und wie erwartet kam ich keine fünf Meter und fiel hin.

Doch die anderen lagen ebenfalls am Boden. Nelly umarmte Aby fest und brach in Tränen aus. Diese legte erschöpft ihren Kopf auf Nellys Schulter ab und vergrub ihr Gesicht in ihren Haaren. Ich wusste nicht, ob Nelly aus Erleichterung, Angst, Freude oder Trauer weinte, doch sie tat es einfach. Tränen fanden den Weg aus ihren Augen, und sie sah irgendwie süß dabei aus.

Seufzend schaute ich zu Saphira, die traurig ihren beiden Freundinnen zusah. Ich stand auf, versuchte so viel Dreck wie möglich von meiner Jeans wegzuwischen, und ging zu Saphira. Vorsichtig nahm ich ihre Hand, die ganz kalt war. Besorgt blickte ich in ihre dunklen Augen.

"Es tut mir leid", flüsterte sie.

"Was tut dir leid?", fragte ich vorsichtig. Saphira antworte nicht, sondern half Nelly und Aby wieder auf die Beine, nachdem Nelly sich beruhigt hatte.

"Es tut mir leid", wiederholte sie.
"Aber wir müssen diese Kette finden." Sie sank den Blick, und im nächsten Moment schoss ihr Kopf wieder hoch. Wieder hatte sie dieses fiese Grinsen und die funkelnden Augen. "Auch wenn es das letzte ist was wir tun!"

Das Geheimnis der grünen InselWhere stories live. Discover now