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Stormi trabte auf den Platz, wie immer ein Quell der Energie: hängende Schultern, trüber Blick, wenig aufrechter Gang, eher so, wie man es von linkischen Computer-Nerds kannte. Die Aussicht darauf, mit mir gemeinsam zu spielen und dann auch noch auf einer ungewohnten Position hatte ihr wohl ziemlich die Laune vermiest. Eigentlich konnte ich ihr das nicht verübeln, wenn ich nicht so einen Hals auf sie gehabt hätte.

Was hatte die Zwiebel sich nur dabei gedacht?

Das Spiel ging weiter und wir beide standen rum wie bestellt und nicht abgeholt. Stormi hatte keinen Schimmer, was sie machen sollte da unsere Gegner mindestens genauso zweikampfstark waren wie sie und sie ihren einzigen Trumpf nicht ausspielen konnte. Und ich fühlte mich als Sechser völlig orientierungslos. Langsam konnte ich auch die Rügen von Ann-Mareen und Co nicht mehr hören. Natürlich war das ein wichtiges Spiel und es war blöd wenn ausgerechnet der Sechser so überhaupt nicht reinkam, aber dachte sie dass ich das nicht selber wusste? Was sollte ich denn machen? Was die Trainer sagten galt immer, auch wenn es sich bei ihnen um verschrobene Waldschräte mit knittrigem Dreitagebart und rahmenlosen Brillen handelte.

Ich seufzte.

Da, endlich, Stormi hatte einen Pass gescheit angenommen und nicht direkt zu einem Gegner prallen lassen. Hilflos sah sie sich um, da wurde sie auch schon bedrängt. "Hier!", rief ich laut und unwillkürlich. Stormi spitzelte den Ball gerade noch so zu mir und nur weil ich so fix reagierte konnte ich ihn überhaupt noch annehmen.

Mit dem Ball am Fuß übernahm ich als Sechser die Führung, trieb ihn vor mir hin, schirmte ihn bestmöglich vor den Gegnern ab, kam jedoch nicht wirklich voran. Und von den anderen war niemand mitgelaufen. Da musste ich es alleine versuchen.

Von einem plötzlichen Ehrgeiz gepackt preschte ich los, trieb ihn vor mir her in kleinen, schnellen Schritten und konnte mich gegen zwei Gegnerinnen durchsetzen.

Die dritte stampfte mit Riesenschritten auf mich zu, den Körper so ausgerichtet dass ich praktisch nur auf der linken Seite an ihr vorbeilaufen konnte. Ich verlor die Kontrolle über den Ball, legte in mir zu weit vor, da...

Ein Schatten flog von hinten heran, da, etwas Schweres brachte mich zu Fall..

Ich war ganz benommen, als ich mich vorsichtig wieder aufrappelte. Für einen kurzen Moment wusste ich gar nicht, wo ich war, war völlig orientierungslos..

"Foul!" "Schiebung!" Laute Schreie erinnerten mich daran, dass ich mich gerade auf einem Fußballplatz befand. Und auf welchem, das wurde mir spätestens klar als ich zwischen ihnen ein heiseres Krächzen wahrnahm: "Foul! Eyyy! Schiriiii!"

Die Zwiebel, wer sonst! Doch die Gegnerinnen waren nicht so rauh wie ihr Aussehen vermuten ließ. Ein besonders kräftiges Mädchen reichte mir ihre schweißnasse Hand und half mir, mich wieder aufzurichten.

"Sorry. Alles okay?"

Ich nickte. Bis auf eine leichte Verwirrzung fehlte mir nichts. Außerdem hatte ich es auch gar nicht nötig, hier den sterbenden Schwan zu spielen denn der Schiri zeigte schon von sich au auf den Elfmeterpunkt.

Aprubt ließ das Mädchen mich los. Und auch ich wusste, was das bedeutete: das war unsere Chance zum Sieg, unsere Eintrittskarte ins Finale! Denn viel war bestimmt nicht mehr zu spielen.

Unser Team fand sich sofort zusammen. Wir mussten uns schließlich beraten, wer den Elfer schießen sollte!

"Ey! Zeitspiel!", pöbelte der Trainer von den Gegnern. Das zwang uns dazu, uns noch schneller zu entscheiden. "Lucy, schieß selber!", empfohlen mir einige während andere dafür waren, unserer Kapitänin das Feld zu überlassen.

"Mach du!", beendete ich die hitzige Diskussion und deutete gnädig auf Ann-Mareen. Wirklich in Form und diesem unmenschlichen Druck gewachsen fühlte ich mich wirklich nicht.

Sie zögerte. Nachdem sie heute morgen noch den Drill-Instructor rausgelassen hatte, wirkte sie jetzt fast verunsichert. Nein, nicht fast. Sie war nervös, sehr nervös.

"Okay", Ann-Mareen zog die Schultern hoch was wohl gleichgültig wirken sollte aber nur noch weiter unterstrich, dass sie gerade so klein mit Hut war.

Wieder einmal bewies sie, wie ungeeignet sie für ihren Posten war. Eine richtige Kapitänin sollte meiner Meinung nach auch in Gefahrensituationen immer einen kühlen Kopf bewahren und Ruhe ausstrahlen.

Unter den lautstarkenn Protesten des gegnerischen Trainers, der immer noch etwas von "Zeit schinden" faselte legte sie sich den Ball auf den Elfmeterpunkt.

Ann-Mareen nahm Anlauf, kaum zwei Schritte. Ich hatte mich knapp hinter ihr positioniert, um im Falle eines Abprallers noch mit hineinlaufen zu können. Sie nahm Anlauf und... hämmerte den Ball knapp und entschlossen, genau so trocken wie sie selbst immer war ins rechte untere Eck.

Doch zu früh gefreut: während jeder den Ball schon im Netz wähnte, flog die gegnerische Torhüterin mit einer beinahe akrobatischen Bewegung mit dem rechten Fuß den Ball noch aus der Ecke schoss. Ja, nicht faustete, sondern schoss!

Und was dann geschah war noch viel unglaublicher: der Ball flog durch die Luft, prallte hart gegen Stormis Knie, die erstaunlich geistesgegenwärtig in den Strafraum gelaufen war... und von da aus unhaltbar ins Netz!

Einen Augenblick lang standen alle wie versteinert da.

"Toooor!" Ich wusste nicht, wer es war, der da so rief aber es war wie der Weckruf und mit einem Mal schallte es von überall: Toooor!

Im Nullkommanichts war Stormi umgeben von einer Traube jubelnder Spielerinnen, wurde umarmt und beglückwünscht als hätten wir das Ding schon in der Tasche.

Ich stand ein paar Meter abseits. Jetzt mitzujubeln kam mir heuchlerisch vor. Außerdem bedeutete uns der Schiedsrichter energisch, in unsere Hälfte zu gehen damit es weiter gehen konnte.

Noch wenige Minuten, noch ein paar Angriffe der Gegner standhalten, die jetzt mächtig unter Strom standen, dann war es geschafft... wir waren im Finale!

Wieder einmal durch ein bequemes 1:0 und ein absolutes Glückstor aber danach fragte ja später keiner mehr.

Jubelnd und überdreht verließen wir den Platz und gingen zu Dennis und der Zwiebel, die ebenfalls schon in Pokalstimmung waren. "Das war das Tor des Jahres!", gluckste Radieschen und wich Stormi mal wieder nicht von der Seite.

"Echt super!", pflichtete ihr auch Alison bei. Und auch Natalie ließ es sich nicht nehmen, Stormi kräftig auf die Schulter zu klopfen. Die Zwiebel tat dasselbe, nur Dennis richtete keine direkten Worte an sie und schwalbaderte nur von dem "tollen Spiel".

Stormi selbst platzte fast vor Stolz, etwas, was ich in dieser Situation nicht gerne bei ihr sah. Ich wusste generell nicht, ob ich mich für sie freuen sollte oder ob es mich unheimlich annervte, dass sie nach ihrer Lügerei und Intrigenspinnerei auch noch die ganzen Lorbeeren für ihr "tolles Tor" erntete, obwohl sie nur zufällig im Weg stand und angeschossen wurde.

"Ich bin mal kurz was zu trinken holen!", sagte Stormi schnell und zog sich aus der Affäre.

Okay, die Wut überwog, nicht die Freude.

Hey Leutz

Na was geht? Alles Fresh? bei mir schon soweit... Ferien halt... finds auch nicht mehr so schlimm dass ich mit der Geschi nicht zur Potte komme... dann dauerts halt länger :) trotzdem würde ich es echt feiern wenn ihr mir ein paar Ideen in die kommis schreiben würdet... betteln soll man nicht ;D

Eure böse Mila

Wahrheit ist auf'm PlatzTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang