Das Urteil

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"Hey! Ähm, wollen wir die Übung vielleicht zusammen machen? Man braucht da ja einen Partner." Ja, es war wirklich Linda, die vor mir stand während sie sich diese Worte mühevoll abrang. Ich konnte es nicht glauben. Was war denn plötzlich mit der los? Sie war ja geradewegs auf Versöhnungskurs aber so aus heiterem Himmel dass ich mich darüber eher wunderte als freute. Gefreut hätte ich mich sowieso nicht. Ich war nicht so jemand, der krankhaft nach Harmonie, Friede-Freude-Eierkuchen und "Wir haben uns alle lieb" strebte, wenn jemand meinte, fies zu mir sein zu müssen dann hatte diese Person ein Problem und das hatte Linda ja ganz offensichtlich. Natalie hatte ja schonmla angedeutet dass ihre taffe und unfreundliche Fassade nur Unsicherheit verbergen sollte.
Aber warum, warum fragte sie mich jetzt? Das ergab für mich gar keinen Sinn. "Äh, ich mache mit Stormi, denk ich mal!", antwortete ich frostiger als beabsichtigt, die sollte ja nicht denken, ich würde jetzt Freudentänzchen aufführen! Außerdem stimmte es doch, es war ungeschriebenes Gesetz dass ich alle Partnerübungen jetzt mit Stormi erledigen musste, immerhin hatte ich sie angeschleppt. Das waren simple Trainingsregeln.
"Nur damit du's weißt, ich war nicht scharf darauf, mit dir zu machen!", kam direkt die alte Linda wieder durch. Oder die Fassade, je nachdem. Ach, konnte mir ja auch egal sein. "Deine Freundin macht mit Radieschen und Natalie meinte ich soll dich fragen, ihr tut nämlich der Knöchel weh!"
Und ja, tatsächlich, Natalie stand da und war mit Dennis in ein Gespräch verstrickt, scheinbar ging es um ihre Verletzung.
Oh nein, sie tat mir zuerst leid bis ich sah, dass sie weniger mit Dennis beschäftigt war als dass sie die ganze Zeit zu uns rüberspitzelte. Und plötzlich klingelte es. Sie hatte Linda zu mir gelotst und sich sogar verletzt gestellt, um uns zusammenzuschweißen! Ich mochte Natalie echt gern, aber manchmal musste sie ja einfach maßlos übertreiben! Und nun hatte ich den Salat und Linda an der Backe!
Alle anderen Paare sahen deutlich vergnügter aus als wir, kein Wunder, die hatten einander ja auch selbst ausgesucht. Sogar Stormi und Radieschen zählten dazu, obwohl, bei näherem Hinschauen stellte ich fest dass Stormi eigentlich nur müde lächelte während Radieschen die ganze Zeit auf sie einlaberte. Die blöde Funz! Konnte ich nicht einfach gegen meine Freundin spielen?
Aber nein, da hielt eine Stimme der Vernunft mich zurück. Wenn ich mit Stormi machen würde wäre ich zu sehr dazu geneigt, mich mit Absicht schlecht zu stellen damit sie glänzen konnte und das konnte ja nur in die Hose gehen. Und wenn ich gewinnen würde, hätte ich ein komplett schlechtes Gewissen. Nein, es war schon besser so.
Dennis erklärte die Übung doch diesmal war sie so simpel dass es kein Vertun gab. Der eine dribbelte den Ball von einem Hütchenquadrat aus, wenn er eine Linie passiert hatte durfte der nächste angreifen und so weiter. Optimal! Ich konnte sehen, dass Stormis Miene sich entspannte, davor sah sie doch schon ziemlich aufgeregt aus.
Und das zurecht! Ich freute mich fast mehr als sie als ich sah, dass sie mit Radieschen, die zugegebenermaßen ziemlich wendig war weniger Probleme hatte als erwartet und dass sie ihre Dribbeleien und Tricks mit beherztem Körpereinsatz ziemlich gut im Griff hatte, auch wenn Radieschen es einmal gelang sie zu umkurven setzte sie sofort nach.
Bei meinem eigenen Duell mit Linda dagegen war ich übermotivert. Zeit, dieser blöden Schnepfe zu zeigen wo der Hammer hing! Aber Körpereinsatz war immer noch nicht meine Stärke. Zum Glück war Linda nicht gerade wendig am Ball und meine mangelnde Zweikampfstärke machte ich durch intensives Versuchen wett, sie wollte ich nicht ungeschoren davonkommen lassen. Umgekehrt stocherte sie immer wieder verzweifelt mit dem Fuß herum, wenn ich mit dem Dribbeln an der Reihe war, ja, nach einer Runde wurde auch mal getauscht. Doch Linda schien das hier genauso ernst zu nehmen wie ich, denn sie rempelte mich nach einer Weile weg, verlor immer mehr Hemmungen und angelegt war ihr Arm am Ende auch nicht immer, zumindest kam es mir so vor.
Frustriert und abgekämpft trennten wir und und ich konnte währendessen beobachten wie Radieschen Stormi mit Leichtigkeit den Ball abnahm. Tja, man konnte eben nicht alles können. Hoffentlich würde der Trainerstab das nicht als Grund sehen, sie rauszukicken!
Nach dieser Übung war Natalie, die langsam Runden gelaufen war wegen ihrer "Verletzung" auf magische Art und Weise wieder genesen uns stieß wieder zu uns Spielerinnen. Linda rauschte sofort auf sie zu und nahm sie beiseite, Dennis baute gerade nämlich eine Übung auf und ich konnte sehen, dass sie ganz schön mit Natalie ein Hühnchen rupfte. Was lief da denn schon wieder ab? Zumal da Natalie nicht so gelassen wie sonst reagierte, sondern offensichtlich auch in Fahrt war.
Ob ich sie gleich mal unauffällig fragen könnte? Nein, sicher nicht. Den Gedanken verbot ich mir schnell wieder. Von einem dämlichen Zickenkrieg durfte ich mich nicht vom Wesentlichen ablenken lassen, da hieß es raushalten. Am Ende gab es noch das altbekannte Abschlussspiel, Stormi hatte das Glück mit Natalie in einer Mannschaft zu sein. Obwohl, Glück? Nein, die hatte natürlich die Leibchen verteilt und sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Stormi unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie überließ wirklich nichts dem Zufall und so war sie auch immer zur Stelle und konnte der immer noch sehr orientierungslosen Stormi Tipps, Ratschläge und Anweisungen geben, die sie jemand anderem vielleicht krumm genommen hätte.
Nach dem Spiel waren die Gemüter erregt, immerhin stand das Derby an. Ich war aber noch wegen etwas ganz anderem hochgradig aufgeregt: jetzt würde es sich entscheiden, würde Stormi beim CSF spielen dürfen? Als alle etwas tranken, die Bälle einsammelten und abbauten riefen die beiden Stormi zu sich.
Selbstverständlich, dass ich da nicht beim Abbauen helfen konnte wie sonst sondern mich möglichst unauffällig in der Nähe aufhielt und die Ohren spitzte.
"Machen wir, bilden wir aus!"
Das waren die ersten und einzigen Wortfetzen, die zu mir drangen. Kaum waren die Trainer einige Meter weggeschlendert konnte ich nicht anders, als auf Stormi zuzulaufen und ihr um den Hals zu fallen.
Sie hatte es geschafft! Wir hatten es geschafft! Mein Plan war ein voller Erfolg gewesen! Nur die Worte die er zu mir damals gesagt hatte, dasselbe mit dem Ausbilden sah ich jetzt in einem ganz anderen Licht.

Hey Leutz :/
Bisschen wirres Kapi sorry :/
Heute keine Au muss ins Bett
Eure Mila

Wahrheit ist auf'm PlatzWhere stories live. Discover now