Gesprächststoff

11 0 0
                                    

Tja, ich wurde ziemlich verlegen. Immerhin wusste ich genau, dass ich den beiden, beziehungsweise nur Anwar einen Bären aufgebunden hatte, dass sie erst in ein paar Tagen zurückkommen würde wusste ich schließlich nur allzu genau.
Schnell riss ich das Post-it ab, meine Bewegung sollte unauffällig sein, doch leider blieb mir dieses braune Paketband so eklig an den Fingern kleben.
Doch die beiden waren viel zu beschäftigt damit, zu seufzen und sich bedauernd anzugucken, allzu viel kriegten die da sowieso nicht mehr mit. Die Stimmung war also genauso im Keller als ob Zayn und Mom noch da wären, zu Problemen mit holländischen Schwiegereltern fiel mir einfach beim besten Willen nicht viel ein, so erfahren war ich dann doch noch nicht mit meinen zwölf Jahren.
"Ach, Anwar, ich wollte dir noch was erzählen!", sagte ich deshalb, um die Stimmung aufzulockern. Das war vielleicht ein bisschen unverschämt, weil Mila da null mitreden konnte und gleich bestimmt total fehl am Platz rumsitzen würde, aber es war ja als Aufmunterung gemeint. "Was ich dir ja noch erzählen wollte, ich war tatsächlich bei der Potentialfabrik!"
Ich sagte es jubelnd in der Hoffnung, meine Euphorie würde ein bisschen auf ihn abfärben. Und tatsächlich, alle Sorgen mal beiseite geworfen, eine Spur eines Lächelns entstand auf seinem Gesicht und das war bei Anwar echt selten, der verzog seinen Mund höchstens, wenn er sich mal den Zeh stieß, wirklich, meistens hatte er denselben Gesichtsausdruck auf Lager. Deshalb war seine Modelkarriere auch irgendwann beendet, Dior hatte ihn einfach nach Hause geschickt und gesagt, er wäre einfach nicht abwechslungsreich genug. Das war auch der Tag, an dem Anwar die Nase vom Modeln gestrichen voll hatte und noch am selben Tag war seine Bewerbung zu Frau Phasocle rausgegangen, er wollte einfach mal etwas in seinem Leben verändern.
Und so plauderte ich drauflos und ließ kein Detail aus, ich beschrieb Dennis und die Zwiebel haargenau und auch wenn Mila mir kaum zuhörte und nur hungrig durch die Küche blickte, konnte aber auch sein, dass sie eigentlich besorgt guckte, aber Anwat hing an meinen Lippen auch wenn die nicht so wulstig wie Kylies waren, nickte immer, brüllte laut "Ehrenfrau!", als ich ihm erzählte, wie Natalie mich rekrutiert hatte so laut, dass Mila sich erschrak und er sich direkt achtzig Mal entschuldigte, lachte über die Zwiebel und fragte mich aber auch unzählige Male, ob ich denn auch gelobt wurde und mich gut angestellt hatte.
"Joa", sagte ich. Zur Nationalspielerin hätte es wohl nicht getaugt, aber es gab wirklich Leute, die sich schlechter angestellt hatten als ich und gelobt wurde ich auch, das "Geil!", der Zwiebel klang mir immer noch in den Ohren. "Geil!", kam es auch prompt von Anwar und er legte einen Arm um mich und lauste mich zärtlich.
"Aus dir wird mal ne ganz Große, ich bin so stolz auf dich, dass die dich da ausbilden wollen und dass du den Mumm gehabt hast, überhaupt zum Training zu gehen!"
Aber ein Detail hatte ich ihm verschwiegen und zwar die Rhinosache, also ihn hatte ich komplett aus dem Bericht rausgelassen.
Ich wollte ja auch nicht, dass Anwar ein schlechtes Bild von Stormi gewann, denn ob er ihr Trainer werden würde, die Frage wollte ich ihm auch noch stellen.
Die einzige, die mich da störte, wenn ich das mal so gemein sagen durfte, war Mila, die mit ihrem hektischen Rumgezappel, Ihrem "Ohgottohgott"- Gemurmel und panischen Blicken und mit ihrem Rumgegegrabbel an Anwars Arm auch mich ganz verrückt machte.
Wie sollte ich denn da auf die richtige Gelegenheit warten, Anwar zu fragen? Gerade, als ich schon einen Plan schmieden wollte, entschuldigte sie sich mit einem "Ich muss mal kurz austreten" und verschwand auf der Gästetoilette.
Endlich, die Zeit war gekommen! Und als seine kleine süße Nichte, den Status hatte ich immer noch, konnte Anwar mir auch keinen Wunsch abschlagen, bei ihm zu Hause durfte ich mal Fernsehen gucken bis meine Augen viereckig wurden weil er meinen süßen Kulleraugen, wie er sagte, nicht wirderstehen konnte die ich immer aufgerissen habe, wenn er die Flimmerkiste ausschalten wollte. Natürlich, mit den Jahren bin ich da ein bisschen außer Form gekommen, da ich ja leider nicht mehr aussah wie eine niedliche Vierjährige (okay, was hieß leider), aber jetzt galt es nochmal alle Kräfte zu mobilisieren.
"Du, Anwar?", fragte ich also nochmal, weil er gerade auf seinem Handy irgendetwas daddelte, Clash Royale. Spielte diesen hobbylosen Müll eigentlich jeder?
"Ja?", fragte er, guckte aber nicht auf. Menno!
"Potentialfabrik!", murmelte ich deshalb einfach vor mich hin, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten und tatsächlich, es funzte.
"Anwar, mich stört nur noch eine Sache bei der Potentialfabrik: ich bin irgendwie noch nicht so richtig in der Mannschaft drin. Natalie ist zwar nett, aber beim Training hängt die meistens mit ihren Freundinnen rum und beachtet mich nicht!" Das war zwar geflunkert bis gelogen, aber egal, manchmal musste man halt auf die Tränendrüse drücken. "Und deshalb wollte ich halt Stormi nochmal mit zum Fußball nehmen, die hat jetzt richtig Lust!" Das letzte musste ich noch hinterherwerfen, weil er mich so skeptisch anguckte als hätte ich gerade meine Schwangerschaft verkündet. "Ja...", sagte Anwar gedehnt. "Und da soll ich jetzt wieder den Trainer machen und die Dicke fit kriegen, stimmts?"
"Hey, nenn Stormi nicht dick!", brauste ich auf. Ich war nämlich immer noch total gerührt von dem Telefonat und da brach es mir das Herz dass jemand, den Stormi so toll fand so über sie abkotzte, aber vom Feinsten. "Sie ist nämlich ein Riesenfan von dir und will nur spielen, wenn du ihr die Grundlagen beibringst. Also, bist du dabei?"
Anwar zögerte, deshalb machte ich meine berühmten Kulleraugen. Und, tatsächlich, es funktionierte. "Okay, das war eben echt nicht so gemeint, sorry. Und wenn ihr das so gerne wollt, können wir es ja nochmal probieren." Er versuchte ein Lächeln. "Ich geh jetzt aber erstmal nach Mila gucken, nicht, dass sie in die Toilette gefallen ist!"
Er lachte ein nervöses Lachen, scheinbar hatte er wegen dem Stormi-Spruch ein richtig schlechtes Gewissen. Doch bald wurden noch heftigere Beleidigungen fallen, das hatte ich im Urin. Denn aus dem Küchenfenster sah ich Zayns Auto vorfahren.

Hey Leutz
Heute keine Au weil stress 😕❤️
Eure Milaaaa 🦄🖤🔥

Wahrheit ist auf'm PlatzUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum