Kapitel 38)

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Wir standen neben einander an der Tür, die einen winzigen Spalt geöffnet war. Victors Teamkameraden hatten sich im Raum verteilt. Zwei machten sich an der letzten Tür zu schaffen, die zu dem Raum führte, in dem die Organisation alles aufbewahrte. Zwei hatten sich an den Türen positioniert, die zu den Schlafzimmern führten.
Ich hatte ihnen den Code über Victors Handy geschickt, sodass sie in die Gänge eindringen konnten. Doch da niemand sich sicher war, ob sich alle Mitglieder wieder in ihren Betten befanden und sich nicht irgendjemand rausgeschlichen hatte, der von hinten angreifen konnte, gingen sie das Risiko, in die Gänge zu gehen und sich von hinten überrumpeln zu lassen, nicht ein.
Die zwei an der Tür zum Raum, in dem sie alles aufbewahrten, gaben das Signal, tippten den Code ein und rissen die Holztür auf. Zum zweiten Mal an diesem Morgen ging der Alarm los.
Wir mussten nicht lange warten, bis die Schritte abermals erklangen.
Die Tür wurde aufgerissen.
"Was ist jetzt schon wieder?", bellte Sergio und sah sich um.
Ihm wurde eine Pistole auf die Stirn gerichtet. Sergio blieb abrupt stehen, machte keine Bewegung, atmete durch die Nase. Ich konnte nicht sehen, was hinter ihm passierte.
Dann kam ein Schlagstock und mit ihm der dicke Arm von Pjedro in Sicht, der Victors Teamkameraden die Waffe aus den Händen fegte.
Schüsse hallten.
Doug und Mustaf stürzten Schulter an Schulter aus dem Gang, brüllend und beide mit Pistolen bewaffnet. Sergio griff den Teamkameraden ohne Waffe an, während der Rest Victors Kameraden sich damit beschäftigen musste, ihre eigenen Leben zu retten. Daran, dass sie nur noch zu dritt waren, erkannte ich, dass einer von ihnen in den Lagerraum vorgedrungen sein musste, um die Waffen vor ihren Besitzern zu verteidigen.
Jemand stürzte mit einem Schrei zu Boden, als die Kugel durch das Oberbein drang. Victor warf mir einen kurzen Blick zu, überprüfte mein Gesicht auf eine Reaktion. Ich blieb kalt.
Es war Doug, der gestürzt war, doch er rappelte sich auf, belastete nur das andere Bein und hob seine Waffe. Er feuerte wieder. Der Schrei einer Frau aus Victors Reihen hallte durch das Haus.
Larsa und der alte Mann waren noch immer nicht aufgetaucht. Was auch immer sie taten, sie hatten offenbar vor, ihre Mitstreiter für sich kämpfen zu lassen. Vielleicht hatte Larsa Hall überwältigt und wartete jetzt darauf, dass die Schüsse aufhörten. Vielleicht war es auch das Gegenteil.
Ich konnte Victor ansehen, wie sehr es ihn verlangte, aus der Deckung zu kommen, für seine Kollegen einzutreten. Seine Hand lag verkrampft um den Griff seiner Pistole, er hatte den Oberkörper leicht gebeugt, jederzeit bereit, loszurennen und sich in den Kampf einzumischen. Doch wenn er die Deckung verließ, stellte er damit auch mich bloß. Das wäre es dann mit dem Hinterhalt.
Niemand kam auch nur für eine Sekunde auf die Idee, unsere Tür darauf zu konzentrieren, ob sie offen oder geschlossen war. Die Organisation hatte Besseres zu tun.
Pjedro schleuderte einen Stuhl durch den Raum, der noch im Flug von zwei Schüssen durchlöchert wurde. Sergio verteidigte sich inzwischen mit bloßen Fäusten gegen eine Messerattacke.
Beide Seiten standen unter ständigem Beschuss, sodass niemand vordringen konnte. Die Frau, die angeschossen worden war, kämpfte mit allen Mitteln, konnte ihre rechte Schulter jedoch nicht mehr benutzen. Ihr Arm hing schlaff an ihrer Seite herunter, Blut tropfte von ihren Fingern auf den Boden.
"Wo ist Hall? Wo ist Larsa?", keifte Mustaf auf Persisch.
>Was sagt er?<, verlangte Victor zu wissen.
Ich wartete auf eine Antwort, bevor ich übersetzte.
"Kämpf', du Idiot!", brüllte Pjedro, der inzwischen dazu übergegangen war, mit abgebrochenen Stuhlbeinen zu kämpfen.
>Sie wissen nicht, wo Hall und Larsa bleiben<, übersetzte ich.
Der lange Tisch fiel um und barst krachend in Einzelstücke, als einer von Victors Gefährten dahinter Deckung vor Mustafs Schüssen suchte.
Ich war in einem Kriegsgebiet aufgewachsen. Ich kannte Schüsse, ich kannte Bomben. Ich hatte gesehen, wie eine explodierende Bombe meine beste Freundin in Fetzen riss, ich hatte selbst mehrmals unter Beschuss gestanden, bevor ich 18 geworden war. Ich hatte keine Angst vor Schüssen.
Vielleicht wusste ich genau wegen dieser Bekanntschaft mit solchen Situationen, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte. Es war die Tatsache, dass Hall und Larsa nicht auftauchten. Es war die Tatsache, dass zu wenig Menschen starben. Normalerweise dauerten Schießereien wenige Minuten, wenn nur so wenig Menschen beteiligt waren.
Doch keine der beiden Seiten wollte die andere töten.
Und ich verstand nicht, was der Organisation daran lag, dass das FBI überlebte.
Es sei denn, sie gingen davon aus, dass sie die Amerikaner anders überwältigen und danach auf ihre Seite ziehen könnten.
Ihnen musste klar sein, dass dies hier eine Sonderabteilung war. Vielleicht war es ihnen aufgefallen, als einer der Männer der angeschossenen Frau die Hand auf die Schulter legte, ihr ein langes Messer mit Zacken in die Hand drückte und sie ihren Arm plötzlich wieder problemlos benutzen konnte. Vielleicht schon früher.
Jedenfalls wusste die Organisation, dass sie es nicht mit der normalen US-amerikanischen Behörde zu tun hatten sondern mit einer Abteilung, die Savants beschäftigte.
Sergio wurde von dem Mann, mit dem er gekämpft hatte, überwältigt, doch Pjedro stürzte sich von hinten auf diesen und schlug ihn mit einem Stuhlbein nieder.
Die Frau, die sich in den Lagerraum geschlichen hatte, kam heraus, eine Pistole in der einen, ein beidseitig mit Schneiden bestücktes Messer in der anderen Hand. Die Tür schlug hinter ihr lautkrachend zu, doch niemand achtete darauf.
Die Frau krachte mit Mustaf zusammen, entwaffnete ihn mithilfe ihres Messers, das sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit um ihre Hand wirbeln ließ. Mustaf zahlte es ihr heim, indem er ihr die auf die kurze Distanz nutzlose Pistole aus der Hand schlug.
>Sie warten auf etwas<, erklärte ich Victor knapp.
Seine Antwort kam unvermittelt. >Auf was?<
Ich starrte auf die Kampfszene, versuchte, aus dem Verhalten der Organisation schlau zu werden. Sie warteten nicht darauf, dass jemand von ihnen einen Agent als Geisel nahm; sie waren nicht darauf aus, irgendjemanden genug zu verletzen, um die anderen davon abzubringen, ihnen jemals zu helfen.
>Solltest du mir das nicht sagen?<, fragte ich.
Victor antwortete nichts. Ich wusste, er würde mich gleich wegschicken. Ich musste ihn so lange wie möglich hinhalten. Wenn ich ihm jetzt offenbarte, dass er mich nicht unter seiner Kontrolle hatte, würde er es noch einmal versuchen, besser. Wenn er erst einmal darauf aufmerksam gemacht worden war, dass ich mich seinen Befehlen bis jetzt widersetzen konnte, würde er es mit härteren Mitteln versuchen.
Dazu durfte ich es niemals kommen lassen.
Wenn ich tatsächlich fliehen musste, war es mir nicht mehr möglich, ihn zu beschützen. Doch das hatte Priorität.
Lange mussten wir auf die Antwort nicht warten.
Joseph Murphy zitterte am ganzen Leibe, als Hall ihn mit der Pistole in seinen Rücken gebohrt in den Raum bugsierte. Larsa folgte mit Liam, der etwas gefasster wirkte als sein kleiner Bruder. Angesichts der zivilen Geiseln hörte Victors Team augenblicklich auf zu schießen.
>Darauf.<
Ich konnte nicht verstehen, wie es dem FBI entgangen sein konnte, dass Larsa und Hall das Haus verlassen hatten. Oder wie so viel Zeit vergangen sein konnte, dass sie es geschafft hatten, die Murphy-Brüder einzusammeln.
Doch es war passiert. Und Larsa hatte Hall nicht davon abgehalten. Ich erkannte in ihr einen Teil von mir wieder. Wäre Victors Leben mir nicht wichtiger als meines, hätte ich mit ziemlicher Sicherheit genauso gehandelt. Sie blieb auf der Seite, die gewinnen würde, sie blieb auf der Seite, die sie am Leben erhalten würde.
Das mochte vielleicht illoyal, unmoralisch und verräterisch sein, doch sie stellte ihr eigenes Leben über ihre Tugenden.
"Waffen runter", befahl Hall. "Waffen runter oder einer der Brüder stirbt."
Die Verrücktheit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er hielt seine Waffe fest in der Hand, ohne zu zittern, er sah sich bedacht im Raum um. Larsa stieß Liam unsanft vor sich her.
Zögerlich legte Victors Team die Waffen auf den Boden. Sie mochten eine Sonderabteilung sein, doch im Angesicht von Geiseln konnten sie nicht die Kooperation verweigern.
"Ich war mir sicher, dass ihr mir in die Falle geht", sagte Hall mit einem Grinsen. "Ich war mir sicher, dass Victor Benedict sich nicht ohne Rückhand in Gewahrsam begeben würde."
Noch war Victor zu sehr auf alles fokussiert, das draußen passierte. Er achtete nicht darauf, dass ich mich noch immer neben ihm befand. Außerdem wäre es für mich deutlich gefährlicher, jetzt loszurennen.
"Victor, Tiger, ihr könnt rauskommen." Hall richtete seine schwarzen Augen auf die Tür, hinter der wir uns verbargen.
Victor sah mich kurz an, dann stieß er die Tür auf. Es hätte nichts gebracht, wenn wir so täten, als würden wir hier nicht stehen. Hall wusste ganz genau, dass wir einen Weg gefunden hatten, unserer Zelle zu entkommen. Wenn Victors Team den Code kannte, um den Alarm auszulösen, dann kannten wir ihn auch, um die Türen aufzukriegen.
Ich sah Larsa nicht an, wartete nicht auf ein Zeichen von ihr, ob sie uns verraten hatte oder nicht. Sie war es nicht gewesen. Vielleicht war Hall wirklich intelligent, vielleicht war die verrückte Masche nur gespielt gewesen.
Doch Larsa hielt sich alle Möglichkeiten offen, und es hätte ihr nur eine versperrt, wenn sie uns verraten hätte. Ich hielt meinen Kopf hoch erhoben, als Sergio mir eine Pistole an den Kopf presste, die er vom Boden gefischt hatte.
Victor wurde neben mir von Pjedro und Mustaf in Schach gehalten.
"Judith?", keuchte Joseph auf.
Liam starrte mich voller Verachtung an.
Ich warf einen Blick auf Hall, der mich grinsend aufforderte, eine Unterhaltung mit den Brüdern zu beginnen.
"Bleibt ruhig", sagte ich. "Wenn einer von euch jetzt Dummheiten macht, gehen wir alle drauf."
Pjedro sah mich mit fast beleidigter Enttäuschung an. "War alles gelogen?"
Ich schluckte und schloss die Augen, als sei ich beschämt. Ich hatte einmal angefangen zu spielen. Ich konnte es genauso gut so zu Ende bringen. "Es tut mir leid", sagte ich an ihn gewandt. Immerhin konnte niemand der Amerikaner mich verstehen. Dazu reichte noch nicht einmal Liams Grundkenntnisse in Persisch. "Ich kann mich daran erinnern, wie ich vergewaltigt wurde. An jedes einzelne Mal. Ich kann mich an jeden einzelnen Schlag erinnern, den ich einstecken musste. Ich kann mich an alles erinnern, Pjedro. An jede einzelne Sekunde Schmerzen, die ich wegen euch erdulden musste. Ich habe versucht, daran zu glauben, dass Allah uns gesendet hat. Wirklich, ich habe es versucht. Vielleicht tue ich das falsche - aber ich kann diese Schmerzen nicht mehr ertragen."
"Haltet ihr den Mund zu!", fauchte Hall. Victor wollte sich von Mustaf losreißen, als Sergio mir unsanft die Hand auf den Mund presste, doch er wurde von Pjedro zurückgehalten.
"Ihr hattet die Chance, bei etwas Großem zu helfen. Wir haben euch die Möglichkeit gegeben, euch frei dafür zu entscheiden. Ihr hättet die Zelle verlassen dürfen, ihr hättet freiwillig Allahs Willen erfüllen können. Stattdessen habt ihr euch gegen uns gewandt."
Während Hall sprach, wanderte der Pistolenlauf achtlos über Josephs Rücken. Der Student stieß ein erstickes Schluchzen aus.
Ich ließ Hall reden. Statt mich gegen Sergios Hand zu wehren, suchte ich Larsas Blick. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob sie es bemerkte, weil ich ihre Augen hinter dem Sichtgitter nicht erkennen konnte, doch wenn ich darauf setzte, dass sie mir ähnelte, dann achtete sie auf jegliche Zeichen von Kontaktaufnahme aus meiner Richtung.
Victors Team wurde nur von dem verletzten Doug bewacht. Kein Mitglied der Orginisation dachte daran, dass sie noch etwas tun würden, solange Geiseln im Spiel waren. Zudem waren nun sowohl Victor als auch ich unter direkter Bedrohung. Sie könnten sowieso nichts ausrichten.
"Jetzt werdet ihr wohl dazu gezwungen werden müssen, für uns zu kämpfen", meinte Hall und zuckte die Achseln. Vielleicht war seine Verrücktheit doch nicht nur gespielt gewesen. "Ihr seid Allahs Gesandte. Ihr habt euch geweigert, eure Segnung für das richtige einzusetzen, also werden wir euch jetzt auf den richtigen Weg zwingen."
>Hol mir Zeit raus<, verlangte ich von Victor.
"Ihr habt nie etwas Anderes getan als uns zu zwingen", erwiderte Victor.
Hall verzog den Mund. "Wir haben euch nicht gezwungen, wir haben euch den richtigen Weg gezeigt, aber ihr habt die Augen zugemacht und uns den Rücken zugekehrt."
Ich starrte noch immer an Hall vorbei zu Larsa. Sie zeigte mit dem Daumen eine winzige Bewegung - und sicherte ihre Pistole. Mein Zeichen.
Sergio wich mit einem Schrei zurück, als ich ihm mit einem Impuls den Eindruck sendete, ich würde mich in seinen Armen verändern. Sobald die Pistole sich nicht mehr unmittelbar an meinem Kopf befand, wirbelte ich herum, entriss sie ihm. Larsa hielt Liam wie ein Schutzschild vor sich und schoss auf Hall, bevor dieser Joseph verletzen konnte.
Victor riss den Kopf noch rechtzeitig weg, weniger als eine Sekunde bevor eine Kugel durch die Luft zischte, an der Stelle, an der er zuvor gewesen war. Sein Team reagierte augenblicklich.
"Tiger, renn", befahl Victor, während er sich mit Mustaf um die Pistole prügelte.
Pjedro wurde von der Frau aus Victors Team attackiert, die eigentlich eine Schussverletzung im Arm hatte. Ich überwältigte Sergio, indem ich ihm pausenlos verschiedene Illusionen vorgaukelte. Er war zu verwirrt, als dass er ausweichen könnte, als ich ihn mit meiner Waffe niederschlug.
>Renn!< Seine Stimme machte deutlich, dass es ein Befehl war, keine Bitte.
Ich hielt es nicht einmal für nötig, ihm zu antworten. Larsa, die Hall überwältigt und blutend auf dem Boden hatte liegen lassen, packte Liam und Murphy auf mein Zeichen hin und rannte an meiner Statt zum Ausgang.
Der Rest dauerte nicht mehr lange.
Nacheinander landeten die Mitglieder der Organisation auf dem Boden. Ein Mann aus Team fiel mit einem Messer in der Brust, lebte jedoch noch, als der Heiler sich neben ihm zu Boden warf und anfing, die Wunde zu versorgen. Die unverletzte Frau entwaffnete Pjedro als letzten, legte ihm Handschellen an und stieß ihn auf den Boden, wo er liegen blieb.
"Wo ist die Frau?", fragte die angeschossene Frau und sah sich um.
"Geflohen", antwortete ich, kniete mich neben Hall auf den Boden und verband seine blutende Wunde mit einem Stofffetzen seines T-Shirts. "Mit den Murphy-Brüdern. Die war hier auch nicht freiwillig."
Victor half seinen Kameraden, die überwältigten Mitglieder in Handschellen zu legen und die Waffen wegzuräumen.
Die angeschossene Frau gab ihrer Gefährtin ein Zeichen, Larsa zu folgen. Ich erhob mich auf die Füße, stelte mich ihr in den Weg. Eiskalt fixierte ich sie.
"Was soll das?", knurrte sie, bereit, mich aus dem Weg zu schaffen.
Ich hatte keine gute Erklärung. Ich könnte anfangen zu lügen, aber ich hatte nicht vor, dem FBI lauter Lügen zu erzählen, bevor ich nach Amerika zog und mein Leben vor ihrer Nase verbringen würde.
"Lasst sie gehen", verlangte ich.
Die Frau warf einen fragenden Blick nach hinten. "Wenn wir sie jetzt davonkommen lassen, fängt sie gleich danach wieder damit an, andere Menschen gefangen zu halten."
Ich straffte die Schultern. "Wird sie nicht. Glaub mir, ich weiß deutlich mehr als darüber, wie Menschen sich in einer solchen Situation verhalten. Sie wird nie wieder etwas tun, das sie das Leben kosten könnte."
"Lass sie gehen", entschied Victor. Die Frau knirschte mit den Zähnen, ließ aber von mir ab.
Ich kniete mich wieder neben Hall, befestigte den provisorischen Verband, warf seinen Oberkörper über mein Knie und stemmte ihn so hoch, dass Victor ihm Handschellen anlegen konnte.
"Aufstehen", verlangte die angeschossene Frau und deutete mit ihrer Pistole nacheinander auf die knienden Mitglieder. Doug wurde von Sergio und Mustaf auf beiden Seiten gestützt, als er sich schwerfällig auf die Beine erhob.
"Sie können sich nicht gegen Allahs Willen wehren", zischte Mustaf im Vorbeigehen.
"Ja, ja. Klar. Weitergehen."
Die beiden Mänenr und die angeschossene Frau, die das Kommando übernommen hatte, trieben Sergio, Doug, Mustaf und Pjedro vor sich her zum Ausgang. Der Heiler wuchtete im Vorbeigehen den bewusstlosen Hall auf seine Schultern.
Die Frau, die Larsa hatte verfolgen wollen, bleckte die Zähne in meine Richtung. "Raus hier. Ich sprenge den Scheiß in die Luft."
Also hatte sie sich nicht nur Waffen geholt, sondern auch eine Bombe im Computerraum platziert.
Victor sah mich nicht an, legte aber seine Hand auf meine Hüfte und schob mich mit sich aus dem Raum, seinen Kameraden hinterher. Wir kletterten zusammen auf die Rückbank des Fluchtwagens, nebeneinander.
Der Heiler startete den Wagen, während die angeschossene Frau und der andere Mann, der verletzt worden war, hinten bei den Gefangenen hockten. Die Sprengerin wartete, bis der Wagen sich vom Radar entfernt hatte, dann drückte sie mit einem grimmigen Lächeln den Auslöser.
Ich sah aus dem Fenster, als das Haus mitsamt seinem Inhalt endlich in die Luft ging.
Das Feuer, das damals meine beste Freundin verschlungen hatte, war heute das, was mich aus jahrelangem Horror befreite.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich vollkommen, bedingungslos frei.

A/N: Falls in diesem Kapitel oder in einem der folgenden die Frage auftauchen würde, ob es das letzte sei, möchte ich hier schon sagen, dass es es nicht ist. Das letzte Kapitel wird, wie schon bei Relieving Lake, mit 'Epilog' gekenntzeichnet sein. Nur hören sich meine versuchten (und misslungenen) Endsätze häufig an, als ob ich damit das Buch beenden wollte.

Reaching Tiger (Die Macht der Seelen-FF)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora