Kapitel 28)

251 11 3
                                    


Um Liam zu finden, benötigte ich nicht viel Zeit. Ich wurde mit einem SUV in die Stadt gebracht, damit ich keine Chance hatte, das Quartier zu orientieren. Mithilfe eines Instagram-Profils, das ich mir erstellt hatte, konnte ich herausfinden, wo er war - er hatte nicht vor allzu langer Zeit ein Foto eines Cafés gepostet, das ich vom Sehen kannte.
Er saß dort am Fenster, trank einen Kaffee. Sein Bruder war bei ihm. Ich erwischte sie beide auf einen Schlag.
Ich öffnete die Tür und betrat das Café. Der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, hauptsächlich aus Honig und Datteln bestehenden arabischen Spezialitäten und vielen Menschen schlug mir entgegen. Das hölzerne Windspiel, das an der Tür hing, fing an zu bimmeln, als ich diese aufzog und hinter mir wieder zufallen ließ.
Joseph registrierte mich als Erster. Sein Bruder saß mit dem Rücken zu mir, doch als das Windspiel erklang, sah Joseph mich an. Er lächelte leicht.
Ich setzte mich an den Tisch, der ihnen am nächsten gelegen war. Ich hatte einen guten Blick auf die Brüder, doch der Raum selbst war von meiner Position aus mehr oder weniger nicht einsehbar. Einen besseren freien Tisch gab es allerdings nicht mehr.
"Deine Semesterferien sind nur noch eine Woche, Joseph!" Liam hatte mich immer noch nicht bemerkt, doch Joseph hielt seinen Blick auf mich geheftet, während sein älterer Bruder auf Englisch auf ihn einredete. "Du musst noch drei Essays schreiben!"
Josephs Mundwinkel zuckte und er verdrehte die Augen in Richtung seines Bruders. Ich versuchte mich an einem verhaltenen Kichern. "Ich schaffe das schon noch alles, Liam", erwiderte Joseph abgelenkt. "Stress mich nicht so, du bist nicht unser Vater."
Liam schnaubte. "Ich wünschte, du wärest mehr wie unser Vater! Hey, Joseph, ich rede mit dir, guck mich  bitte an. Als du PPE gewählt hast, dachte ich schon, du wärst noch zu retten, aber- Joseph!"
Liam folgte Josephs Blick zu mir. Ich hob eine Hand zum Gruß, langsam und neckisch.
"Du lässt dich von einer Frau ablenken?", fragte Liam wütend. "Joseph, werde endlich erwachsen! Du versaust dir dein ganzes Leben, wenn du jetzt nicht dranbleibst!"
Joseph seufzte. "Du versaust dir dein ganzes Leben, Bruderherz. Wenn du nur entspannter wärst! Was hast du vom Leben, wenn du nicht einen Tag genießen kannst?"
"Ein langes und gesundes Leben, hoffe ich, weil ich es mir leisten kann", giftete Liam zurück. Dann wandte er sich an mich. "Es tut mir leid, Ma'am", sagte er in holprigen Persisch.
"Keine Ursache", antwortete ich auf Englisch, wobei ich versuchte, einen deutlichen Akzent zum Vorschein kommen zu lassen. "Ich wollte Sie nicht stören."
Joseph lächelte mich breit an. "Sie stören nicht, Ma'am. Ganz das Gegenteil. Sie erheiteren mir meine Unterhaltung fundamental."
Liam langte über den Tisch und stieß seinen Bruder, als wären sie wieder zehn Jahre alt. "Sie sprechen gutes Englisch, Ma'am. Sind Sie von hier, wenn ich fragen darf?"
Offenbar fand auch er den Streit mit Joseph eher ernüchternd und hieß eine schöne Abwechslung willkommen. Ich rückte mit meinem Stuhl ein Stück näher an ihren Tisch.
"Sie dürfen. Meine Mutter kam aus Nigeria und hat versucht, so viel ihrer Heimat wie möglich herzubringen."
Liam lächelte nun auch. "Nigeria? Das ist mein nächstes Reiseziel, wenn mein Bruder mich nicht wieder aufhält, weil ich mich um ihn kümmern muss."
Ich rückte noch ein Stück näher. Unterhaltungen zu knüpfen war so viel leichter, wenn nur die eine Partei nichts über sich preisgeben wollte. Victor wäre schon Hals über Kopf in mich verliebt, hätte er mir mehr Anhaltspunkte geliefert.
"Nigeria? Erst Afghanistan und dann Nigeria?" Ich brachte mein erlogenes Erstaunen besser rüber als ich vermutet hatte. "Sie sind ein abenteuerlustiger Mann!"
Joseph winkte mit der Hand. "Kommen Sie, setzten Sie sich zu uns, Ma'am. Je länger wir nur zu zweit sind, desto weniger können wir uns leiden."
Ich fälschte ein Lachen und rückte mit meinem Stuhl die letzten paar Meter zu ihnen. Liam streckte mir seine Hand entgegen. "Liam Murphy, Ma'am, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."
"Sind Sie Brite, Mister Murphy?", witzelte ich und nahm seine Hand entgegen. "Sie sind so höflich! Judith Austrey, es freut mich ebenfalls."
Joseph bleckte seine Zähne, als er grinste. "Brite? Huh. Ganz im Gegenteil, Mrs Austrey, Liam ist bloß ein galanter Charmeur. Joseph Murphy, aber bitte nennen Sie mich Joseph."
Ich schüttelte auch seine Hand und lächelte verschwörerisch zurück. "Nennen Sie mich Judith, aber es ist Ms Austrey."
"Sie sind nicht verheiratet? Eine Frau von Ihrer Schönheit!"
"Entschuldige meinen Bruder, Judith. Joseph hält sich selbst für einen Charmeur. Arbeitest du hier in Kabul?"
"Ich bin Anwältin. Mein Klient hält sich derzeitig aus beruflichen Gründen hier auf."
Joseph mischte sich wieder ein. "Wo hast du Jura studiert?"
Ich hob eine Hand, um mir einen Kaffee zu bestellen. Es sähe alarmierend aus, wenn ich in ein Café käme und nichts bestellen würde. Geld hatte ich keines, aber wenn ich mich nicht täuschte, würde Joseph sich darum reißen, für mich zu zahlen.
"In Cambridge", antwortete ich beiläufig. "Das waren tolle Zeiten, aber ich bin froh, es hinter mich gebracht zu haben. Neun Semester! Kannst du dir das vorstellen?"
"Cambridge?" Er klang zugleich erstaunt und erfreut. Vermutlich dachte er, er könnte durch die Gemeinsamkeit Verbindungen knüpfen. Den gleichen Gedanken verfolgte auch ich. "Ich studiere derzeitig in Oxford PPE!"
Ich lehnte mich vor. "Wirklich? Das ist ja unglaublich!" Vielleicht wirkte ich etwas zu affektiert. "Dass wir uns hier treffen!"
Liam grunzte belustigt, Joseph aber bekam nicht mit, wie aufgesetzt ich mich benahm. "Ich habe eine Freundin, die in ihrem fünften Semester Jura ist", berichtete Joseph. "Wie lange bist du denn schon fertig?"
Gemeinsame Freunde finden. Die nächste Stufe. Wäre ich eine Telepathin, würde ich auch hier über eine Lüge Kontakt knüpfen, doch da ich keine Chance hatte, in seinen Kopf zu kommen, war es mir zu riskant. Sicherlich könnte ich bis zu einer gewissen Grenze spielen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass Liam als Außenstehender eine andere Sichtweise hatte, würde ich vermutlich nicht damit durchkommen.
Ich verlieh meinem Gesichtsausdruck eine enttäuschte Note. "In ihrem 5.? Das ist ja schade. Ich bin schon seit drei Jahren durch."
Liam runzelte die Stirn. "Wie alt bist du denn?"
"Fast 27", antwortete ich mit einem strahlenden Lächeln. "Und Sie?"
Joseph presste die Lippen zusammen. Offenbar hatte er mich für jünger gehalten.
"Nila?"
Ich musste mich zwingen, nicht sofort Deckung zu suchen. Ich hatte meine Reflexe eigentlich für verschwunden gehalten.
"Gerade 23 geworden", antwortete Liam, der beruhigt wirkte. Vielleicht, weil er mich für zu alt hielt, um seinen Bruder noch weiter von dessen Studium abzulenken.
"Nila!"
Ich drehte mich immer noch nicht um. Joseph sah über den Tisch hinweg zu der Person, die uns ansteuerte, doch ich tat noch immer so, als wäre ich nicht gemeint und würde nichts mitbekommen.
"Sie wirken nicht so, als seien Sie erst 23 geworden", flötete ich an Liam gewandt. "Als ich in Ihrem Alter war, war ich noch nicht so erwachsen."
Liam lachte geschmeichelt. "So viel älter bist du auch nicht."
Eine Hand packte mich an meiner Schulter. Ich gab ein keuchendes Geräusch von mir und wirbelte herum, wobei ich mich meinem Bruder grob entriss.
"Nila, ich dachte, du seist tot!"
Ich starrte den Mann an, als wäre er ein verrückter. "Wer bitte sind Sie? Lassen Sie mich in Ruhe! Was fällt Ihnen ein?"
Roman spuckte auf den Boden. "Ich erkenne meine Schwester, wenn ich sie sehe!"
Liam stand auf. Er verstand nicht, was wir sagten, dazu konnte er nicht gut genug Persisch, doch er konnte sehen. "Sir, bitte lassen Sie die Frau los", bat er diplomatisch.
Roman starrte ihn an. "Und wer bitte sind Sie?"
Liam näherte sich mir. Joseph saß auf seinem Stuhl, wirkte verängstigt und bewegte sich keinen Zentimeter. "Liam Murphy, Sir. Lassen Sie die Frau in Ruhe."
Ich rührte mich nicht.
Roman ließ mich los, trat aber nicht zurück. "Das ist meine Schwester, Mr Murphy."
Liam sah mich kurz fragend an. Ich könnte den Kopf schütteln und er würde weiterhin versuchen, mir zu helfen. Aber die Gefahr, dass Roman mich verraten würde und ich an dieser Mission scheitern würde, war zu groß. Ein Scheitern wäre fatal für Rahel. Und damit auch für mich.
"Er ist mein Bruder", seufzte ich, als wäre nichts Schlimmes dahinter. "Wir haben uns gestritten."
Keine Lüge bis jetzt. "Es tut mir leid, dass ich Unannehmlichkeiten bereite. Ich muss das kurz klären gehen."
Die angriffslustige Haltung fiel von Liam ab. Er war hier mit seinem Bruder, und auch wenn sie stritten, würden sie sich niemals ernsthaft verletzen. Liam war Amerikaner. Auch wenn es selbst in der Westlichen Welt familiäre Ausnahmen gab, war dies hier anders. Er kam nun mal nicht aus Afghanistan. Für ihn war es undenkbar, dass ein Bruder seine Schwester verprügelte.
"Wir bleiben wohl noch eine Weile", sagte er und setzte sich hin. "Wenn du Hilfe brauchst, sagst du einfach Bescheid, nicht wahr?"
Ich nickte lächelnd und zog meinen imaginären Hut. "Wir sehen uns."
Roman wartete ungeduldig und stumm ab, bis ich mich zeitweilig von den Brüdern verabschiedet hatte und ihm aus dem Café auf die dicht bevölkerte Straße folgte. Er zog mich in eine Seitengasse.
Wir standen uns gegenüber, ich mit dem Rücken zur Straße, jeder Zeit bereit, umzudrehen und so schnell es ging die Flucht zu ergreifen. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich meinem Bruder mit erhobenem Kopf gegenüber, als erwachsene Frau, mit Erfahrung und Stärke.
"Wir dachten, du seist tot", wiederholte Roman, als käme er nicht darüber hinweg. Vielleicht tat er das auch nicht. Er hatte mich wirklich geliebt. Das wusste ich. Er hatte mich geliebt, nur hatte er das falsche unter Liebe verstanden. Doch dennoch hatte er mich geliebt und ich war vor vielen Jahren spurlos verschwunden.
Ich schwieg. Auf eine seltsame Art und Weise war ich die Frau geworden, als die mich meine Brüder und mein Vater immer hatten haben wollen. Schweigsam, in sich gekehrt. Ich hatte die Wildheit verloren, die sie mir ausprügeln wollten. Ich hatte diese Wildheit gehütet wie einen Schatz, hatte Schläge und Tritte kassiert und emotionale Folter überstanden, diese Wildheit aber behütet und gehalten. Und dann war sie mir irgendwann abhanden gekommen. Ich hätte Jahre lang ein Leben ohne physischen Schmerz haben können. Ich wäre nie zu Bohrak und damit nie in diese Lage geraten, hätte ich meine Wildheit schon früher verloren.
Ich hätte die Benedicts nie kennen gelernt.
"Hast du etwas von Rahel gehört?", fragte Roman.
Auch er hatte sich verändert. Weniger körperlich als charakteristisch. Meine Brüder hatten meine Schwester vergöttert, doch der Roman, den ich gekannt hatte, hätte niemals so auf meine Anwesenheit reagiert. Er hätte mich angeschrien. Hätte mich geschlagen, bis ich reagierte. Er hätte nach Rahel gefragt, ja, mit ernsthafter Besorgnis, aber niemals bevor ich ihm erklärte, was gerade abgelaufen war. Wieso ich abgehauen war. Wo ich gesteckt hatte.
Während ich ihn beobachtete, fühlte ich, wie sich tief in meinem Innersten etwas regte. Ich hatte diese Regung gespürt, als ich Victor geküsst hatte, und ich spürte diese Regung jetzt. Es war ein anderes Gefühl, doch es war ein Gefühl.
Ich konnte immer noch nicht zuordnen, was ich gefühlt hatte, als ich Victor geküsst hatte. Was mein Kopf daraus gemacht hatte. Aus den Erfahrungen mit ihm. Mein Kopf hatte daraus nichts wie Liebe gemacht. Keine so starken Gefühle. Vielleicht Sympathie. Vielleicht auch weniger. Es war positiv gewesen.
Ich hatte über die langen Jahre, in denen mein Innerstes eingefroren war, das Gespür dafür verloren, wie sich welches Gefühl ausdrückte. Was es war.
Deshalb wusste ich nur, dass ich für Roman nur Negatives fühlte.
"Rahel ist in Gefangenschaft", erklärte ich. Er würde mich dafür verantwortlich machen, denn ich war verantwortlich. Seine Wut auf mich könnte mich weiterhin daran hindern, meine Mission vernünftig auszuführen, doch vielleicht würde er verstehen, dass ich meine Aufgaben zu erfüllen hatte. Vielleicht stände es dann auch in seinem Interesse, mich freizugeben, nicht an meinen Vater zu verraten. Nicht meinen zweiten Bruder zu verständigen.
Roman gab ein ersticktes Geräusch von sich. "Rahel ist - was? In Gefangenschaft? Was ist passiert? Wo ist sie? Woher weißt du das? Warum? Ehrlich?"
Ich hatte früher schon gesehen, wie Roman sich Sorgen um Rahel machte, aber noch nie hatte ich gesehen, wie er die Kontrolle über sich selbst verlor. Er war nicht auf die Art kontrollsüchtig wie Victor Benedict es war. Roman lachte und ließ sich gehen, er war aufbrausend und urteilte zu schnell. Doch noch nie war er ehrlich geschockt gewesen, entsetzt. Noch nie hatte er auf diese Art und Weise beunruhigt, nahezu verängstigt gewirkt.
Es ließ ihn fast menschlich wirken.
Offenbar war Ehrlichkeit mein neuer bester Freund. Erst hatte ich Victor Benedict und Lake die Wahrheit erzählt, ich würde Roman die Wahrheit erzählen. Es würde ihn eventuell dazu bewegen, mir freie Hand zu lassen, sodass ich meine Mission zu Ende bringen könnte. Vielleicht würde es ihn dazu bewegen, mich in Ruhe zu lassen.
"Rahel wurde gefangen genommen, weil ich für die Mafia Victor Benedict beschaffen soll", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Roman zuckte zurück. "Welche Mafia?"
Er griff mich nicht sofort an. Er schlug mich nicht sofort zusammen. Ich hatte ihm soeben erzählt, dass ich daran Schuld war, dass Rahel, eine Frau, die er liebte, seine Schwester, wegen mir gefangen war, doch er ging nicht auf mich los.
"Irgendeine. Ich weiß nicht, welche. Sie sind hier. Hier in Kabul. Schon seit Jahren."
Romans Gesicht verzerrte sich. Nicht vor Wut. Nicht vor Hass. Nicht vor abscheulicher Liebe. Sondern vor Sorge.
"Waren sie es, die dich damals gefangen nahmen?", fragte er. "Diese Mafia?"
Ich kannte meinen Bruder als einen aufbrausenden, unliebenswürdigen und starrköpfigen Menschen. Und selbst wenn er das nicht mehr war, oder nicht mehr auf diese Art und Weise, war seine Reaktion alles andere als normal. Selbst ein Mensch, der nicht Jahre lang seine Schwester gequält hatte, reagierte nicht so.
"Ich bin von Zuhause weggelaufen", erwiderte ich kühl.  Ich musste diese Unterhaltung von mir weglenken und auf Rahel zu. Ich hatte kein persönliches Interesse an dieser Konversation. In mir steckte keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten, ich war nicht neugierig oder gespannt, wie er die letzten Jahre verbracht hatte, es gab keine Wiedersehensfreude.
Dieses Gespräch diente einzig und allein zur Rettung von Rahel.
"Aber du bist doch nicht auf der Straße geblieben, oder?", fragte Roman verhalten. "Du warst lange Zeit woanders. Haben sie dich gefangen genommen? Weißt du deshalb, dass sie schon so lange hier sind?"
Ich biss die Zähne zusammen. Eine menschliche Geste. Vielleicht würde ihn das wenigstens davon überzeugen, dass ich keine nur auf ihren Vorteil bedachte, emotionslose Maschine war. "Wie dem auch sei, sie haben jetzt Rahel. Ich muss da rein, mich mit diesem Männern unterhalten und nicht gestört werden, um ihr zu helfen."
Roman sah sich um. Ich erkannte ihn nicht wieder. Er war nicht der Mann, den ich gekannt hatte. Und doch rief er so etwas wie Gefühle in mir hervor. Es war vermutlich nicht das, was andere Menschen als solches betiteln würden, aber es war mehr Regung, als es in meinem Inneren seit Jahren gegeben hatte. Abgesehen von dem, was ich gespürt hatte, als ich Victor Benedict geküsst hatte.
"Tu das", antwortete er. "Ich werde dich nicht noch einmal daran hindern. Wenn du Hilfe brauchst, sag mir Bescheid. Ich bin hier jeden Tag. Hilfe bei der Befreiung von Rahel."
Ich drehte mich um und wollte gehen. Damit war das hier für mich geklärt. Eventuell würde ich ihn fragen, ob er mir helfen konnte. Er hatte mir in unserer Kindheit Furchtbares angetan, doch ich hatte es verkraftet und ich fühlte keinen Hass auf ihn. Ich mochte diesen Mann nichts. Es gab nicht den Deut eines positiven Gefühls für ihn in mir drin. Doch wenn er mir helfen konnte, Rahel zu retten, mich zu retten, dann würde ich ihn kontaktieren.
"Nila?"
Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um.
"Wenn das hier vorbei ist, können wir uns dann sehen? Reden?"
Ich drehte mich immer noch nicht um. Wenn ich ihn jetzt ablehnte, könnte das das Ende für seine Hilfsbereitschaft bedeuten.
"Natürlich", behauptete ich und ließ ihn stehen.





Reaching Tiger (Die Macht der Seelen-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt