Hochzeit?

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*Sicht Manuel*

Aufgeregt schaute ich in die fragenden Gesichter meiner Familie. Bei dem von meiner Mutter, blieb ich stehen. Ich wollte ihr Gesicht sehen, wenn ich es ihnen sage. Es war ihr größter Wunsch auf jeder Hochzeit ihrer Kinder dabei zu sein. Nun war sie schon 78 Jahre alt. Und bald würde ich ihren Wunsch erfüllen. Ich musste schmunzeln. Ich würde sie Glücklich machen. Ich schwenkte mit meinem Blick kurz zu Patrick, der mich sanft ansah. Dann griff ich unterm Tisch seine Hand und sah wieder zu meiner Mutter. „Patrick und ich haben uns Verlobt."

Die Reaktion von Mama, rührte mich. Sie schlug sich eine Hand vor dem Mund und bekam tränen in die Augen. „Ist nicht wahr", flüsterte sie, bevor sie aufstand und um den Tisch lief, um mich zu umarmen. „Herzlichen Glückwunsch euch beiden", sagte sie und rieb meinen Rücken. Über ihr Gesicht rollten Freudentränen. Noah umarmte mich auch und danach Palle. Andrea grinste mich fröhlich über den Tisch hinweg an. Basti, Peter und Dani umarmten mich ebenfalls. Nur Stephan blieb angewurzelt sitzen. Als ich ihn fragend ansah, zuckten seine Mundwinkel. „Ich freue mich für euch beide. Lädst du Papa auch ein?" Ich riss bei der Frage entgeistert die Augen auf. „Nein, natürlich nicht", antwortete ich mit leichtem wütenden Druck in der Stimme. „Stephan, ist gut", sagte Andrea und legte ihre Hand auf den Unterarm Stephans. „Vielleicht freut er sich über eine Einladung", fuhr er aber fort. Ich ballte meine eine Hand zu einer Faust. „Das Interessiert mich nicht. Dieser Mensch hat nichts in meinem Leben zu suchen. Genauso wenig wie in Patricks. Der soll sich bloß nicht blicken lassen. Ich will diesen Menschen nicht sehen", fauchte ich ihn an. Seine tristen Augen, die umrandet von Falten waren, musterten mich argwöhnisch. Dann nickte er. Patrick löste seinen Griff an meiner Hand etwas, um mir dann mit dem Daumen über den Handrücken zu streicheln. Seufzend lehnte ich mich ein Stück weit nach hinten. Dieses Thema hatte gerade alles versaut.

*Sicht Patrick*

Manu sah gerade total fertig aus, wie er da in seinem Stuhl schon halb lag. Ich strich ihm über die Hand. Vielleicht senkt es seine Wut. Er hatte mit mir noch nicht wirklich über seinen Vater gesprochen. Das war das einzige Thema, wo er niemanden an sich ran lässt. Ich wusste nicht, was passiert war und wieso er seinen Vater so hasste. Am Tisch war eine angespannte Atmosphäre und jeder schwieg. Es war einfach so unangenehm. So sollte Manus Geburtstag nicht sein. So sollte die Preisgebung unserer Verlobung nicht sein. Ich überlegte, was ich sagen soll. Angestrengt überlegte ich weiter und weiter und biss mir dabei auf der Unterlippe rum. „Ich werde auf jeden Fall zu eurer Hochzeit kommen", unterbrach Dani das schweigen. „Mit meinem Peter und dem kleinen Noah", fuhr sie fort. Mein Blick erhellte sich und auch Manu schaute sie freundlich an. „Wir werden alle da sein", sagte Monika. „Ich darf ja eine Begleitung mitbringen, oder?", fragte Sebastian. Bestimmt, weil er seine Freundin mitbringen wollte. „Natürlich", sagte ich. „Du auch, Stephan. Und du darfst deinen Mann mitbringen, Andrea", sagte Manu an ihnen gewandt. Stephan nickte leicht lächelnd. „Wann Heiratet ihr eigentlich?", fragte Andrea als Antwort. Hilfesuchend schaute ich Manu an, der mich genauso ansah. „Naja, ehm. Darüber haben wir noch gar nicht geredet", stammelte ich etwas überfordert. Manu setzte sich auf und ließ meine Hand los, um sie auf dem Tisch zu falten. „Bestimmt nicht im Frühling", lachte er dann. Die anderen Stimmten mit ein. „Ich denke mal im Sommer. Späten Sommer", lächelte ich Manu dann an. „Aber nicht, wenn es so heiß ist", entgegnete er mir. „Dieses Jahr schon?", fragte Sebastian. Wieder schauten Manu und ich uns an. „Das ist zeitlich zu knapp", sagte er schließlich. Ich nickte und schaute in die Runde. Es war Zeitlich zu knapp. Eindeutig. Und Micha und Chessie Heiraten im Sommer. Nächstes Jahr würde besser passen. Oder vielleicht doch nicht im Sommer. Darüber müssen wir nochmal sprechen.

Der Abend verging, wir waren noch etwas Spazieren gewesen und nun war es schon acht Uhr abends. Dani und Peter sind schon mit Noah nach Hause gefahren. Sonst würde es einfach zu spät werden für ihn. Stephan verabschiedete sich gerade noch von seiner Mutter im Flur und Andrea wollte auch schon bald gehen. Sebastian blieb noch, da er sich energisch mit Manu über ihre Vergangenheit unterhielten. Über ihre Kindheit. Ich hörte gespannt zu und musste bei einigen Erzählungen anfangen zu kichern. Zu Witzig, was die damals alles angestellt hatten. Ich hätte nie gedacht, das Manu so ein Banause gewesen war. „So, ich werde dann auch mal gehen", sagte Andrea nach einer weiteren halben Stunde. Sie verabschiedete sich von mir mit einer Umarmung, dann von Monika und dann stand sie vor Manuel. „Schön dich wieder gesehen zu haben, Manuchen. Komm mal öfter vorbei. Du fehlst mir." Mit den Worten nahm sie Manu fest in den Arm. Er umklammerte sie und schloss die Augen. Seine Lippen trugen ein lächeln. „Ich versprech's", hauchte er dann. Dann ließen sie voneinander ab und Andrea ging aus der Wohnung. Angewurzelt schaute Manu zu der gerade zugegangenen Tür.

Monika war in der Küche verschwunden und Sebastian saß mir gegenüber am Tisch. „Manuel?", fragte er. Ich sah, wie er leicht zusammen zuckte, als er seinen Namen hörte. Dann drehte er sich um und schaute uns mit einem fragenden Blick an. „Was ist denn?" „Noch Anwesend?", lachte Sebastian nun. Manu setzte sich wieder neben mich. „Klar", sagte er dann. Ich seufzte. Irgendwas war, da war ich mir sicher. Aber darüber reden wir nicht mehr heute.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt