Planung

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*Sicht Manuel*

„Hallo Herr Mayer“, begrüßte ich Rainer. Ich sprach ihn immer so an. Er wollte es so. „Hallo Manuel“, entgegnete er. Er klang so anders. So erschöpft. Eingeschüchtert setzte ich mich auf den Stuhl, der vor seinem Bett stand. „Reichst du mir mal das Glas Wasser?“, fragte er und ich gab ihm das Glas. Er nahm einen Schluck, gab mir das Glas wieder in die Hand und ich stellte es zurück. „Sie wollten mich sehen?“, fragte ich schüchtern. Er nickte. „Hör mir zu. Ich weiß, dass unser Verhältnis nicht das Beste ist. Ich wollte immer das Beste für meinen Sohn. Eine schöne Frau, einen tollen Job und wunderbare Kinder.“ Als er das sagte, bekam ich einen Kloß in den Hals. Worauf will er hinaus? „Aber anscheinend ist meine Vorstellung von seinem Leben nicht die seine. Er hat sich nun mal einen Mann ausgesucht. Zu meinem bedauern. Aber ich muss es akzeptieren. Ich bemühe mich drum.“ Er seufzte. Mein Herz schlug mir laut in den Kopf und ich wäre am liebsten geflüchtet. Ich war noch nie alleine gewesen mit Rainer. Nur kurz am Essenstisch aber da haben wir uns angeschwiegen. „Ich bin Krank, Manuel. Wer weiß wie lange ich noch lebe. Einen Schlaganfall hatte ich jetzt. Zum Glück ging er soweit ganz gut aus. Aber was ist, wenn der nächste kommt? Ich will meinen Sohn aber noch als Bräutigam sehen. Ganz egal, ob er jetzt eine Frau heiratet oder einen Mann. Ich will auch noch so gerne mein Enkelkind im Arm halten“, erzählte er weiter. Meine Muskeln hatten sich mittlerweile verkrampft. „Bekomm das bitte auf die Reihe“, sagte er nun etwas härter. Ich nickte. Unfähig was zu sagen, schaute ich ihn einfach nur an. „Ich gebe euch meinen Segen. Normalerweise musst du mich ja danach Fragen. Aber dafür bist du viel zu schüchtern. Daher gebe ich ihn dir einfach. Erfüll mir diesen Wunsch. Ich bin alt und krank. Das will ich aber noch erleben.“ Er lächelte. Habe ich ihn schon mal lächeln sehen? Ich schluckte. „Ich streng mich an Herr Mayer“, brachte ich schließlich heraus. „Nenn mich Rainer“, lächelte er mich nun noch breiter an. Ich lächelte zurück und strich mir unbeholfen eine Strähne aus dem Gesicht. „So und jetzt schick meine Frau wieder rein.“ Sein lächeln verschwand ruckartig. Ich presste meine Lippen zusammen, wünschte ihm eine gute Besserung und ging aus dem Raum.

Etwas perplex setzte ich mich neben Palle auf den Stuhl. „Du kannst wieder rein“, sagte ich zu Patricks Mutter, die daraufhin wieder in das Zimmer von Rainer ging. Ich zog mein eines Bein auf den Stuhl und stützte mein Kinn auf mein Knie. „Alles gut?“, fragte Patrick mich. „Keine Ahnung“, nuschelte ich nur. „Was wollte Papa?“, fragte er weiter. „Er hat mich um was gebeten“, flüsterte ich und schloss die Augen. Ich wollte Patrick einen tollen Antrag machen. Und jetzt kam alles ganz anders. „Schatz?“, fragte ich und drehte mich zu ihm. Fragend schaute er mich an. „Was hältst du von einem Kurz Urlaub?“ Seine Augenbrauen schoben sich direkt zusammen, als ich diese Frage aussprach. „Manu, mein Vater hätte sterben können. Und da hast du keine bessere Idee mich zu fragen, ob ich in Urlaub will?“, entgegnete er schroff. Er hatte ja recht. Enttäuscht schaute ich zu Boden. „Es geht um deinen Vater. Er hat mich um was gebeten“, murmelte ich. „Um was hat er dich gebeten?“, fragte er misstrauisch. Wieder ein seufzen meinerseits. „Kann ich so nicht sagen.“ Ich spürte seinen Blick auf mir. Einen forschenden Blick. Einen Misstrauischen. Einen Verwirrten. „Okay? Und wann? Und wo soll es hingehen?“ Nun war er neugierig. „Überraschung“, sagte ich nur und legte meine Wange auf mein Knie, damit ich ihn ansehen konnte. „Okay“, sagte er nur. Okay. Er fand es okay. Also würde ich gleich heute einen Flug buchen. Wohin, wusste ich schon. Es ging in eine wunderschöne Stadt. In die Stadt der Träume und der Liebe.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt