Zwanzigster Brief: Erinnerungen und Verwirrung

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Ich habe dich

{vermisst, verkannt, verraten, ver-}

Habe ich dich verloren?


Jonathan,

Ich habe Jayden geküsst.

Wir saßen am Lagerfeuer, als Anna schon im Bett war, und schon den ganzen Abend lang – war da dieses Gefühl in meinem Bauch, ein Flattern, federleicht und sanft, und ich habe es gespürt, als würde jemand eine Saite in mir spielen, die schon lange nicht mehr erklungen war – von der ich mir nicht mehr sicher war, ob sie noch existierte.

Und dann – dann war da dieses Verlangen, und die Sehnsucht, und der Alkohol, der immer noch in meinen Adern ist und der zu dem Zeitpunkt seine volle Wirkung entfaltete, und seine Augen haben mich eingefangen, irgendwie.

Ich bin auf ihn zugegangen, immer und immer näher, hab seinen Atem gefühlt und seine Wärme.

Und dann hat er mich geküsst.

Jonathan, ich habe den Kuss erwidert. Und ich habe gar nicht nachgedacht.

Weil – weil es sich gut angefühlt hat.

Sich das einzugestehen, macht mir eine solche Angst, denn wieso sollte sich ein Kuss mit Jayden gut anfühlen?

Gott, Nein, kein Kuss. Es war nicht nur ein Kuss. Wir haben rumgemacht. Lange.

Bis er mit seinen Händen unter mein Shirt strich und meine Haut in Flammen aufging und ich nach Luft schnappen musste wegen dem Feuer, das er in mir entfacht hat. Er hat auch eingeatmet, und dann, plötzlich, waren seine Hände fort und das Brennen und seine Wärme und er stand ein paar Schritte von mir entfernt, seine Brust hob und senkte sich im raschen Rhythmus.

Für ein paar Herzschläge starrten wir uns nur an.

Und dann sagte er „Nein." Er hat weggesehen, Luft geholt, tief. „Ich kann das nicht. Du..."

Ich glaube, er wollte noch etwas sagen, aber ich habe ihn unterbrochen.

Denn in dem Moment ist mir eingefallen, wie sich deine Küsse angefühlt haben, und deine Hände auf meiner Haut, und deine Lippen in meinem Nacken, und deine leisen „Ich liebe dich", die du mit rauer, heiserer Stimme zwischen unseren Berührungen hauchtest, und die meinem ganzen Körper eine Gänsehaut bescherten.

Jonathan, ich habe daran gedacht, wie du mit heißen Fingern unter den Stoff meines Hemds gefahren bist, brennende Spuren auf meiner Haut hinterlassend. Wie deine Hände an meinem Rücken waren, an meinen Schulterblättern. Wie du meinen BH geöffnet hast und wie du mich angesehen hast und „Du bist wunderschön" geflüstert hast, bevor du mich an Stellen küsstest, die jeder Berührung fremd waren.

Wie ich meinen Kopf zurückwarf und deinen Namen nuschelte.

An das Feuer in mir, das dir gehört hat.

Dir – und sonst niemandem.

Bis heute Nacht.

Jonathan, was habe ich getan? Was hab ich nur getan? 


Hallo meine Lieben!

Ich muss mich erst einmal für die unglaubliche Verspätung entschuldigen, aber leider spinnt momentan meine Word-Datei, auf der alles vorgeschrieben und gespeichert ist. Mein Vater ist dabei, das Ganze irgendwie zu retten und wiederherzustellen.

Das hier ist die erste Seite, die er wieder hingekriegt hat. Ich hoffe, dass bis Freitag alles wieder da ist - dann mache ich nämlich eine Lesenacht und ihr kriegt alle fehlenden Kapitel an einem Abend.

Sorry nochmal und ich hoffe, euch gefällt der Brief trotzdem!

xx C

Zartbitterschokolade | BeendetOù les histoires vivent. Découvrez maintenant