Fünfzehnter Brief: Zerplatzte Seifenblasenträume

92 13 2
                                    


(Weihnachtsspecial #1)


Vielleicht wenn

Wir nicht eingefroren wären

- hätten wir gehalten


Jonathan, schließ die Augen und stell es dir vor:

Die Seife, die nach Zitronengras riecht.

Ich, die sie in die Hand nehme und damit meinen Körper wasche, dann das Wasser wieder anstelle und den Schaum auf meiner Haut abspülen lasse. Das Wasser, Jonathan. Es ist ganz warm. Durch das Glas der Dusche kann ich sehen, dass der Spiegel, vor dem ich mich immer schminke, beschlagen ist. Auch am Fenster hängt Dunst.

So warm, Jonathan. Stell es dir vor.

Ich, die den letzten Rest Apfel-Shampoo aus der Packung schüttelt und in die Haare schmiert. Die wirken so dunkel, wenn sie nass sind. Stell dir vor, wie ich zusehe, wie das Wasser den weißen Schaum aus ihnen wäscht, wie die Tropfen auf meine Haut treffen, wie ein paar Strähnen vom Strahl bewegt werden.

Warm.

Auf einmal kann ich nicht mehr stehen und lasse mich mit dem Duschkopf in der Hand auf den Boden sinken. Das Wasser prasselt auf meinen Körper herab. Warm, warm und laut.

Den ersten Schluchzer, der mir entflieht, versuche ich noch mit meiner Hand zu ersticken, die ich schnell auf meinen Mund presse. Aber ich kann nicht aufhören. Immer mehr Tränen tropfen von meinen Wimpern hinab auf meine Wangen und gesellen sich zu denen des Wassers.

Laut.

Ich kaure auf dem Boden der Dusche und weine, weil das Geräusch des Wassers mein Schluchzen übertönt.

Weißt du, wie sich das anfühlt, Jonathan?

Zartbitterschokolade | BeendetWhere stories live. Discover now