Siebzehnter Brief: Traumwortspinnereien

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Habe versucht, dich einzufangen

Aber du warst ein Stern

Eine Seele nur, die leuchtete

Und ich habe mich

An dir

Verbrannt

{an der Liebe}


Jonathan,

ich habe heute von dir geträumt.

Ich habe davon geträumt, dass wir zusammen auf dem Fußboden meines Zimmers liegen, uns gegenüber. Zwischen uns liegen Notizblöcke, deiner kariert und meiner liniert. Wir halten Stifte in den Händen, Kugelschreiber, beide blau. Deiner schreibt ein wenig dunkler als meiner.

Du hast versucht, mit bloßen Händen die Sterne einzufangen, und dir die Finger verbrannt ist also der Anfang, ja?", fragst du. Auf deiner Stirn sehe ich die kleine Konzentrationsfalte, die sich immer zwischen deinen Augenbrauen bildet. Deine Augen sind auf das Papier vor dir gerichtet, auf das du, ohne meine Antwort abzuwarten, die Worte niederkritzelst.

„Ja genau", erwidere ich trotzdem.

Du nickst abwesend und beendest den Vers, dann lässt du den Kuli zuschnappen und schaust zu mir auf.

„Okay, was jetzt?"

Und für einen Moment kann ich dir nicht antworten, weil ich darin gefangen bin, wie warm deine Augen in diesem Licht aussehen, und wie sehr sie funkeln, und mit welchem Gefühl du mich ansiehst.

Liebe.

„Evie?", hakst du nach, mit einem Schmunzeln auf deinen rosa Lippen. „Was kommt jetzt?"

Errötend löse ich meinen Blick von deinen Lippen, deinen Augen, von dir, und senke ihn herab auf meinen Block, auf dem dieselben Worte stehen wie auf deinem.

Ich überlege, runzle die Stirn.

Du hast versucht, mit bloßen Händen die Sterne einzufangen, und dir die Finger verbrannt...

„Hm...", murmle ich. „Wie wäre es mit... Aber du greifst immer wieder nach ihnen und streckst dich, obwohl du die Gefahr hast erkannt / du bist voller Sehnsucht nach dem glänzenden Firmament dort oben / doch du hast mit deinem Streben deine perfekte Welt verschoben?"

Für einen Augenblick siehst du mich nur an, und da ist ein Lächeln auf deinen Lippen, und es ist auch in deinen Augen, wie die Sterne, von denen wir schreiben.

„Das ist echt gut", sagst du, und ich werde wieder rot und senke den Kopf, starre auf das Papier vor mir und will gerade anfangen, die Worte niederzuschreiben, als ich einen schmetterlingszarten Kuss in meinem Nacken spürte.

„Ich liebe dich und die Worte, die du spinnst", flüsterst du in mein Ohr, und ich lächle, als ich meinen Kopf drehe und dich küsse.

„Ich liebe dich auch", wispere ich glücklich gegen deine Lippen.

Und dann, Jonathan, dann bin ich aufgewacht.

Auf einmal war die Erinnerung nur eine Erinnerung, die in einem Traum wieder zum Vorschein kam, weil ich dich so vermisse.

Es ist fast lächerlich, wie verzweifelt ich mir wünsche, für immer in diesem Traum bleiben zu können.

Ich war so glücklich.

Wieso bist du nur fort, Jonathan? Wieso?

Ich verstehe es nicht, ich kann es nicht verstehen. Denn wie kannst du fort sein, wenn ich dich so, so, so sehr liebe?

Aber ich bin so wie das Du in unserem Gedicht, nicht wahr? Ich greife nach einem Stern, aber der ist längst erloschen und alles, was ich sehe, ist ein Nachhall aus der Vergangenheit, bald von Schwärze ausgelöscht.

Ich kann wohl auch keine Sterne fangen.

Vielleicht muss ich auch aufhören, es zu versuchen. Aber Jonathan, es ist schwer. Und ich weiß nicht, ob ich es kann.

Denn du bist mein Stern. Und du hast für mich geleuchtet. Und ich für dich.

Es tut weh. Es tut weh, dass du fort bist, es tut so sehr weh, und ich habe einfach eine wahnsinnige Angst davor, mit dem Greifen nach dir aufzuhören.

Dann müsste ich dich loslassen.

Denn dann habe ich dich endgültig verloren.

Und ich kann nicht. Ich will nicht, und ich kann nicht. Ich kann dich nicht verlieren.

Hörst du?

Bitte Jonathan. Bitte.

Bitte sag mir, dass du mich hörst.



Weil jetzt so lange nichts kam, dachte ich, wieso nicht den Brief hochladen, sobald er fertig ist? ;)

Ich kann nicht versprechen, dass am Sonntag direkt Kapitel 17 kommt, weil meine Schwester Geburtstag hat und feiert, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen und ihr bekommt es dann spätestens am Dienstag!

I love you all!

xx Carly

Zartbitterschokolade | BeendetWhere stories live. Discover now