Kapitel 29

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Ein Ruck riss mich augenblicklich aus meinen Gedanken und schleuderte mich gegen die Wand. Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Schulter aus, mit der ich gegen die Wand gefallen war und lief meinen Arm hinab.

Luan war sofort an meiner Seite und fragte besorgt: "Alles in Ordnung?"

"Ja, ist nichts passiert.", versicherte ich ihm und rieb mir meinen schmerzenden Arm. Kaptain Moore machte keine Anstalten sich nach meinem Befinden zu erkundigen und obwohl ich nichts anderes von ihm erwartet hätte, versetzte es mir dennoch einen kleinen Stich. Schließlich bedeutete ich Luan etwas und als sein Vater müsste er sich doch langsam an mich gewöhnen.

Aber wenn ich ehrlich war, würde es mich sehr schockieren, wenn er überhaupt jemals wieder richtig mit mir reden würde. Seufzend rieb ich mir übers Gesicht und schaute dann zu Kaptain Moore, der die Situation mit einer teilnahmslosen Miene betrachete.

"Lasst mich das kurz zusammenfassen. Ihr, ich meine wir, ..." Provozierend hob ich eine Augenbraue, aber der Kaptain zeigte nicht das leiseste Anzeichen dafür, dass er den Seitenhieb überhaupt wahrgenommen hatte und verschränkte nur die Arme vor seiner breiten Brust.

Leicht enttäuscht fuhr ich fort: "... wurden zu einer Versammlung aller Piraten eingeladen, die ausgerufen wurde, weil angeblich ein Krieg bevorsteht. Darüber hinaus hat jede Crew einen Teil einer Prophezeiung bekommen, die sich ohne jeden Zweifel bewahrheiten wird. Soweit alles richtig?"

Luan nickte und auch der Kaptain zeigte zum ersten Mal, dass er mir wirklich zuhörte, indem er seinen Kopf leicht zur Seite neigte, um zu zeigen, dass er mir zustimmte.

"Eine Sache verstehe ich aber immer noch nicht ganz. Was hat diese komische Prophezeiung mit dem Krieg zu tun? Und gegen wen zum Teufel kämpfen wir eigentlich?"

Das waren zwei Fragen, um genau zu sein, aber das kümmerte mich im Moment wenig. Ich wollte einfach nur die Antworten auf meine Fragen erhalten.

"Denkst du wir würden hier noch so untätig herumstehen, wenn wir das wüssten?" Der Kaptain klang harsch und in seinen Augen funkelte der Ärger.

Langsam schüttelte ich den Kopf und der Kaptain lächelte. Es war kein schönes Lächeln, sondern ähnelte mehr einer Grimasse, die seine Wut über diese Unwissenheit und seine Verbitterung widerspiegelten.

Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass der Sturm stärker geworden war. Dicke Tropfen klatschten gegen die Scheibe und liefen sie provozierend langsam herunter, lange Schlieren hinter sich herziehend. Immer wieder leuchtete der Himmel für einige Sekunden auf und ließ die Dunkelheit, die darauf folgte, umso endgültiger und furchteinflößender wirken. Auf den Blitz folgte das dunkle Donnergrollen, das immer näherzukommen schien.

"Jetzt kommen wir zu deiner zweiten Forderung:", meinte plötzlich der Kaptain recht widerwillig und lenkte damit meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm.

Kurz runzelte ich verwirrt die Stirn. Was meinte e-Meine Augen weiteten sich überrascht, als mir die Erkenntnis kam. Die ganze Kriegs- und Prophezeiungsache hatte mein Denken komplett übernommen und mich ganz vergessen lassen, warum ich überhaupt in die Kajüte gestürmt bin.

Aber am meisten erstaunte mich, dass der Kaptain darauf zurückkam, nachdem ich, laut ihm, seine Autorität in Frage gestellt hatte.

"Luan, könntest uns bitte einen Augenblick alleine lassen?"

Sowohl Luan als auch ich sahen den Kaptain verständnislos an und Luan öffnete schon seinen Mund, um lautstark zu protestieren, als der Kaptain mit einem einfachen "Bitte", sämtlichen Widerstand im Keim erstickte.

Pirate's LoveWhere stories live. Discover now