Kapitel 34

969 54 14
                                    

Nach einem schweigsamen Weg durch einen langen Korridor standen wir schließlich vor einer breiten Holztür. Die Sonnenstrahlen warfen lange Schatten auf den Boden und der Orientteppich unter uns glitzerte leicht.

Die anderen waren vermutlich schon drinnen, was bedeutete, dass sich sämtliche Augenpaare auf uns beide richten würden, wenn wir eintraten. Ich griff nach Luans Hand und die Wärme, die er ausstrahlte, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.

Lautes Stimmengewirr drang nach draußen zu uns, weder konnte ich aber einzelne Stimmen, noch irgendwelche Wörter ausmachen.

Sollten Luan und ich so tun, als wären wir kein Paar? Wie würden die Piraten reagieren, wenn sie uns zusammen sahen? Wollte Luan überhaupt, dass die anderen Piraten wussten, dass ich seine Freundin war?

Fragen über Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ich öffnete den Mund, fand aber nicht den Mut, ihn zu fragen, weshalb ich ihn wieder schloss.

"Ava", meinte Luan sanft und ich drehte meinen Kopf zu ihm. In seinen Augen sah ich wie gewohnt seine unerschütterliche Liebe zu mir, aber auch leichten Widerwillen, als wäre er kurz davor, etwas zu sagen, was er überhaupt nicht wollte.

"Du weißt, dass ich dich liebe.", begann er vorsichtig und langsam nickte ich. Worauf wollte Luan hinaus?

"Ich habe lange mit meinem Vater darüber gesprochen und wir sind beide der Meinung, dass das das Beste wäre."

"Was wäre das Beste?", fragte ich verwirrt und fuhr mit meinen Augen über sein Gesicht, in der Hoffnung, dort die Antwort auf meine Frage zu finden. Luans Kiefer war angespannt und er fuhr sich resigniert durch seine Haare.

"Es wäre das Beste, wenn wir vor den anderen kein Paar sind." Luans Stimme war etwas leiser als sonst und gegen Ende war sie nur noch ein Hauch.

Einen Moment war ich wie erstarrt, nur langsam realisierte ich seine Worte.

Kein Paar vor den anderen

Kein Paar

Kein Paar

"Was?", brach es schließlich geschockt aus mir heraus. Meine schlimmsten Befürchtungen verifizierten sich. Luan wollte sich vor den anderen Piraten nicht blamieren. Sein Image, ein gefürchteter und kalter Pirat zu sein, war ihm wichtiger als ich.

Ich versuchte wirklich, ihn nicht zu verurteilen. Wirklich. Aber ich konnte absolut nichts gegen die heiße Wut tun, die in mir aufstieg. Sie verdrängte jeden rationalen Gedanken und jede Erklärung, die mein Gehirn ausspuckte. Kurz davor meine Beherrschung zu verlieren, entriss ich ihm meine Hand und ballte meine Hände. Es kostete mich meine ganze Kraft , sie ihm nicht direkt in sein schönes Gesicht zu rammen. Bedeutete ich ihm etwas überhaupt nichts? Hatte ich seine Blicke falsch verstanden? Reichte seine Liebe etwa nicht so tief, wie ich gedacht hatte?

Luans Augen weiteten sich leicht, als er meine Wut bemerkte. Leichte Panik schob sich in seinen Blick und er setzte an, etwas zu sagen. Aber ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

"Weißt du, es ist wirklich nicht einfach, als Mädchen ganz allein auf einem Piratenschiff zu sein. Ich dachte, dass ich mit dir einen Beschützer, einen Verbündeten gefunden habe. Dass du wirklich immer zu mir stehen würde, aber anscheinend ist dir dein scheiß Ansehen wichtiger als ich. Daddy wollte von dir etwas und das perfekte Söhnchen befolgt das natürlich.", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Wieder öffnete Luan den Mund, aber mit einem einzigen Blick brachte ich ihn zum Schweigen. Ich wusste, dass meine Augen jetzt schwarz wirkten. Wenn ich wütend war, wurden die goldenen Sprenkel in meinen Augen komplett verschluckt und meine ohnehin schon dunklen Augen verdüsterten sich drastisch.

Pirate's LoveWhere stories live. Discover now