Kapitel 3

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Die Sonne sendete ihre warmen Strahlen aus und bereits jetzt lief mir der Schweiß meinen Rücken hinunter. Meine dicken Locken trugen auch nicht gerade zu einer Besserung bei und innerlich verfluchte ich mich dafür,  mein zu einem Haargummi umfunktioniertes Band im Zimmer liegen gelassen zu haben.

Seufzend schmiegte ich mich an Luans leider ebenfalls warmen Körper und betrachtete die Stadt. Wir waren in einer schönen Gegend mit zwar kleinen, aber sehr gemütlich wirkenden Häusern. Kinderlachen drang an mein Ohr und die Luft war geschwängert von Essensdüften. Wie auf Kommando knurrte mein Magen und Luans Körper vibrierte leicht, als er vor sich hinlachte.

"Hey, lach mich nicht aus!", motzte ich und verzog meinen Mund zu einem Schmollmund.

"Ich lach dich doch nicht aus, sondern an.", verbesserte mich Luan grinsend und ich lehnte mich etwas zur Seite und schaute mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Luan auf. Er war aber auch echt groß, besonders verglichen zu mir. 

Augenverdrehend wandte ich mich wieder ab, um den schönen Tag zu genießen. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und viele Menschen waren draußen. Wir begegneten alten Frauen, die kicherten wie Schulmädchen, verliebten Pärchen, wie wir eins waren und jungen Menschen, die einfach ihr Leben genossen.

Wir kamen an einen großen Platz. Stände waren zu beiden Seiten aufgebaut und mittendrin wuselten etliche Menschen herum.

Ein breites Grinsen breitete sich auf meinen Lippen auf. "Das hast du doch geplant."

Aus dem Augenwinkel heraus sah ich Luan mit den Achseln zucken. "Ich dachte, dass dir das vielleicht gefallen könnte."

Ich atmete einmal tief ein. Es roch nach Essen, was mich daran erinnerte, dass ich noch etwas essen wollte. Suchend sah ich mich nach einem bestimmten Stand um. Doch die vielen Menschen versperrten mir die Sicht. Die vielen Menschen ...

Es tat verdammt gut, wieder unter meinesgleichen zu sein, wenn man das so sagen konnte. Einfach nur normale Menschen. Keine Piraten.

Ich schloss meine Augen und streckte meinen Kopf der Sonne entgegen. Ich spürte, wie die Wärme von meinem Gesicht aus, sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Eigentlich war mir schon so sehr warm, aber diese Art der Wärme fühlte sich anders an. Besser.

"Ähm, Ava.", meinte auf einmal Luan fassungslos. Ich öffnete wieder meine Augen und sah Luan lächelnd an. Seine Stirn war gerunzelt und in seinen Augen erkannte ich eine Vorsicht, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Eine Vorsicht mir gegenüber.

"Was ist los?", fragte ich besorgt. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und fast gleichzeitig wich Luan zurück. "Luan?" Beunruhigt machte ich einen weiteren Schritt auf Luan zu, den er mit einem Schritt zurück wettmachte.

"Das ist unglaublich." Erstaunen lag nun in seiner Stimme und er fuhr sich durch die schwarzen Haare. "Bleib ... Bleib so stehen. Beweg dich nicht."

Langsam wanderte sein Blick über mich und er näherte sich mir wieder. Was war nur los mit ihm? Was sah er? Ich versuchte, nicht zu besorgt zu sein. Wenn es etwas Ernstes wäre, würde Luan bestimmt anders reagieren. Bestimmt.

Meine Versuche mich selbst zu beruhigen scheiterten kläglich. Luans Musterung half da auch nicht gerade.

"Verdammt Luan, was ist los?", brach es unkontrolliert aus mir heraus. "Das hält doch kein Mensch aus."

Anstatt mir zu antworten, legte er eine Hand auf meine Wange. Seine Berührung beruhigte mich nicht so wie immer. Stattdessen steigerte sie meine Besorgnis. Fasziniert sah Luan auf seine Hand und in seinen Augen spiegelte sich kindliches Erstaunen wider. Ich hatte solch einen Ausdruck noch nie bei ihm gesehen und jetzt war es an mir, ihn fasziniert anzusehen. Es ließ ihn jünger wirken, als er war. Unschuldig.

Pirate's LoveWhere stories live. Discover now