Kapitel 17

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Nur eine Sekunde nach Luan stürmte ich in den Raum, das Schlimmste erwartend. Und genau das fand ich auch vor. Gerade als ich den Raum betrat, stürzte sich Luan auf Kaptain Black, der ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht trug, das sofort die mir allbekannte Wut aufflammen ließ. Dieser erbärmliche Bastard.

Kaptain Moore auf der anderen Seite schien völlig ruhig und gelassen zu sein und betrachtete die Szene wie ein Außenstehender. Als würde ihn diese Situation nicht angehen und er wäre nur zufällig hier. Unsere Blicke trafen sich einen Augenblick und das reichte, um die Resignation und die Trauer in seinen Augen zu entdecken.

Das Aufeinanderprallen zweier Klingen unterbrach den Blickkontakt und ich riss den Kopf herum, um gerade noch zu sehen, wie Black Luans Angriff gekonnt parierte. Beide kämpften mit dünnen Langschwertern und allein dieser Anblick verwirrte mich kurzzeitig. Ich hatte Piraten noch nie mit Langschwertern kämpfen sehen.

Das Licht, das durch eines der vielen Fenster, die die Wand auf der anderen Seite säumten, brach sich in den Klingen und warf flackernde Lichtreflexe an die Wand. Ich war wie erstarrt und fühlte mich hilflos. Wie damals, als ich hier gelandet war und keine Ahnung hatte, was passiert ist. Ich gab mir selbst einen entschiedenen Ruck. Das Mädchen von damals existierte nicht mehr, ich hatte mich weiterentwickelt, nicht nur auf mentaler Ebene.

Mich an meine Lektionen mit Zach erinnernd und wild entschlossen, diesem Kampf ein Ende zu bereiten, ballte ich die Hände zu Fäusten und lief mit langen Schritten auf die Kämpfenden zu.

Luan schaffte es, Blacks Deckung zu durchbrechen und lockerte den Griff um sein Schwert, indem er eine seiner Hände vom Schwertgriff nahm und damit für wenige Milisekunden Black einen körperlichen Vorteil verschaffte. Dazu kam Black aber nicht mehr, denn Luan hatte ihm schon mit voller Wucht seine Faust in den Magen gerammt und schlug ihm mit der anderen Hand dann das Schwert aus der Hand. Ich sah für einen Moment Unglauben in den silbergrauen Augen Blacks aufflackern, als könnte er nicht glauben, dass Luan das tatsächlich geschafft hat, als Luan auch schon das Schwert zum entscheidenden Schlag hob, ein mörderisches Funkeln in den Augen, das mir vollkommen fremd war. Das war nicht der Luan, den ich kannte. Dieser Luan war vollkommen von Rachelust überwältigt und schien entschlossener, als ich ihn jemals zuvor gesehen habe. Ich wusste, ich würde zu spät kommen. Ich wusste es.

Also tat ich das mir einzig vernünftig vorkommende.

"Luan, nicht!"

Er zögerte. Ich erkannte es an seiner erstarrten Haltung. Kurz schaute er zu mir und erblickte mich, auf halbem Weg erstarrt und mit einem flehenden Ausdruck im Gesicht.

Der Rest um uns herum schien weit weg, als gäbe es nur uns. Ich hoffte, er verstand meine Bitte. Würde Luan Black töten, wäre er kein Deut besser als er.

Ein Blitzen am Rand meines Gesichtsfeldes erregte meine Aufmerksamkeit und ich wandte den Kopf leicht. Ich sah gerade noch, wie Black ein kleines Messer aus seiner Hose zog und riss panisch die Augen auf. Ein Schrei entwich meiner Kehle, in dem sich die Todeangst widerspiegelte, die ich in meinem Inneren empfand.

Luan drehte langsam  seinen Kopf dorthin, wohin mein angsterfüllter Blick gezogen wurde. Alles, was ich jedoch wahrnehmen konnte, war der triumphale Ausdruck in Blacks Augen, der ausholte und ...

nach hinten geschleudert wurde, als hätte ihn eine heftige Druckwelle erfasst. Mit einem lauten Krachen schlug er in die Wand hinter ihm ein, die durch den Aufprall ein hörbares Knacken von sich gab und Risse ausgehend vom Aufprallpunkt bildete.

Für einen Augenblick herrschte Totenstille und wir alle sahen entsetzt zu Blacks reglosen Körper. War er ...?

Ein dumpfes Stöhnen bereinigte den Verdacht sogleich und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das kleine Messer, das unschuldig neben Luan auf dem hellen Granitboden lag und darin gespiegelt wurde.

Pirate's LoveWhere stories live. Discover now