Kapitel 14

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"Bereit?" Zach blickte mich aus verwirrend gelbgrünen Augen aufmerksam an und positionierte sich breitbeinig vor mir, die Arme locker an seinen Seiten hängend. Ich nickte zögerlich und brachte auch mich in Position. Ich hatte mich ohne Zweifel in den letzten Wochen verbessert, das wusste ich, aber ich war immer noch weit von In der Lage sich zu verteidigen entfernt. Leider.

Fieberhaft überlegte ich mir eine gute Angriffstaktik, denn auf meine Körperkraft konnte ich bei meinen 1.60 nicht zählen. Meine Augen fest auf Zachs kantiges Gesicht gerichtet, in dem wie üblich keinerlei Emotionen zu erkennen waren, täuschte ich einen Schlag mit meiner rechten Hand vor.

Zach riss einen Arm hoch, um den Schlag abzuwehren und ich tauchte darunter hinweg, riss mein hinteres Bein hervor und versetzte ihm einen gezielten Schlag gegen seine obere Hüfte. Er taumelte lediglich einen Schritt nach hinten, fing sich und startete nun eine Offensive von seiner Seite aus.

Er machte einen Ausfallschritt nach vorne und nur mit Mühe konnte ich dem auf mein Gesicht gezielten Schlag ausweichen, in dem ich darunter hinweg tauchte. Aber Zach ließ sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen und zog mir durch einen gezielten Tritt an den Unterschenkel den Boden unter den Füßen weg.

Ich landete hart auf meinem Allerwertesten und verzog kurz schmerzerfüllt das Gesicht. Immerhin hatte ich heute länger durchgehalten als gestern. Ein kleiner Erfolg. Ich bezweifelte, dass ich Zach jemals besiegen würde, aber das Training half mir, mich von den seltsamen Wendungen, die mein Leben genommen hatte, zu befreien und mich auf etwas Sinnvolles und Logisches zu fixieren.

Wer war dieser Mr.Black? Wie war ich hierher gekommen? Was bedeutete der Schriftzug auf meinem Handgelenk? Wieso hatte ich geleuchtet? Das waren nur ein paar der Fragen, die mir nachts im Bett durch den Kopf geisterten und ich schien trotz meines langen Aufenthalts hier keine Antworten darauf zu finden. Es frustierte mich ungemein, nichts tun zu können, auch im Bezug auf den drohenden Krieg nicht. Die Treffen drehten sich ausschließlich immer darum und mein Kopf brummte schon ganz davon. Also trainierte ich lieber in dieser Zeit anstatt mir das anzutun, obwohl es doch recht sinnvoll wäre, daran teilzunehmen, um Informationen zu sammeln. Luan erklärte mir aber immer die Kurzfassung hinterher und das reichte mir.

Eine Hand tauchte in meinem Blickfeld auf. Schwielige, lange Finger mit überraschend sauberen Fingernägeln, die Teil einer sehr großen und schlanken Hand waren. Ohne zu zögern ergriff ich sie und spürte sogleich die Wärme, die von seiner angenehm rauen Hand ausging. Mit seiner Hilfe stand ich wieder auf und wich einen Schritt zurück, als ich merkte, wie nah wir zueinander standen. Aufgrund seiner Größe hatte ich einen wunderbaren Blick auf seine breite Brust, die von einem lockeren weißen Leinenhemd verhüllt war und somit den Rest  meiner Fantasie überließ.

Was zur Hölle dachte ich da? Meiner Fantasie? Ich hatte einen Freund und Zach konnte mich vermutlich nicht einmal leiden. Warum also dachte ich über seinen Körper nach?

Schnell legte ich den Kopf in den Nacken, um Zach ins attraktive Gesicht sehen zu können. Seine geschwungenen Augenbrauen hatte er nachdenklich gerunzelt und sein Blick war auf ein Ziel über meinem Kopf gerichtet. Er schien mich gar nicht wahrzunehmen. Das gab mir Zeit, ihn das erste Mal ausgiebig zu mustern. Kantige Gesichtszüge in deren Mitte eine leicht gebogene Nase thronte und innerhalb derer die großen, gelbgrünen Augen umrahmt von blonden Wimpern saßen. Die lockigen, blonde Haare umrahmten sein Gesicht und verliehen ihm beinahe ein engelhaftes Aussehen. Beinahe. Denn der Ausdruck in seinen Augen, die Kälte, die Vorsicht und der Hass in ihnen, machten ihn eher zu einem gefallenen Engel, der die Gunst Gottes verloren hatte. Wie gern würde ich zeichnen können, um diesen Moment festhalten zu können.

Als sein Blick wieder zu mir zurückwanderte und er mich starren erwischte, räusperte ich mich verlegen, die Erheiterung in seinen Augen wohlwissentlich ignorierend. "Gehen wir zurück. Ich denke, dein Vater wird sich schon wundern, wo du bist."

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