Pirate's Love

Kapitel 13

Ich hatte den Überblick, über wie lange wir nun schon hier waren, verloren. Die Tage wurden zu Wochen, ohne dass sich irgendetwas in dieser Sache mit der Prophezeiung tat. Noch immer waren die Piraten heftig am Diskutieren und konnten sich einfach keinen Reim darauf machen.

Ich hielt mich weitestgehend aus dieser Angelegenheit heraus, auch wenn ich den Treffen recht regelmäßg beiwohnte. An manchen Tagen verspürte ich jedoch eine so große Frustration, - über meine verzwickte Lage, den zu erwartenden Krieg und auch meine eigene Hilflosigkeit, besonders wenn mich Mr. Black mal wieder in meinen Träumen besuchte - ich hatte inzwischen herausgefunden, dass er für das Gesicht damals in der Vorratskammer und das herabstürzende Regal verantwortlich war - dass ich das Treffen einfach schwänzte und meine gesamten angestauten Aggressionen an dem ledernen Boxsack ausließ, der seit neustem mein Zimmer schmückte.

Die Stunden mit Zach machten sich definitiv bezahlt, denn nicht nur meine eigene Schlagkraft hatte sich verbessert, sondern auch meine Reaktionsgeschwindigkeit und insbesondere meine Kondition durch das tägliche Lauftraining am Morgen. Trotz allem war ich immer noch eine Niete im Kämpfen verglichen zu Zach und zu allem Übel ließ er mich nicht mal an die coolen Waffen ran. Seine Begründung : Wir wollen ja nicht, dass Unschuldige unter meinen schrecklichen Zielgenauigkeit zu leiden hatten.

Ich hatte Luan nichts von meinen Stunden mit Zach erzählt und fühlte mich schrecklich deswegen. Gleichzeitig konnte ich mich nicht dazu überwinden, es ihm zu erzählen, denn ich fürchtete mich vor seiner Reaktion. Wäre er enttäuscht von diesem Verrat, schließlich hätte ich auch ihn fragen können? Wäre er wütend, weil so viel zwischen ihm und Zach stand? Ich konnte es nicht sagen.

Der Grund dafür lag vermutlich an meinen verwirrenden Gefühlen. Als ich Zach das erste Mal getroffen hatte, hatte ich ihn auf den Tod nicht ausstehen können. Er war arrogant, selbstgefällig und furchtbar egozentrisch gewesen. Und jetzt?

Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Die Trainingsstunden führten dazu, dass wir viel Zeit miteinander verbrachten und obwohl wir nicht viel währenddessen miteinander sprachen, spürte ich, dass etwas in der Luft lag. Etwas, dass ich nur bei Luan zuvor gefühlt hatte. Und das machte mir Angst. Ich wollte es nicht riskieren, mich in Zach zu verlieben. Einen Mann, der voller Geheimnisse steckte und so viel Leid auf seiner Seele trug, dass ich jedes Mal einen Knoten im Magen bekam, wenn ich in seinen Augen den Schmerz erkennen konnte.

Am besten hörte ich auf, mir darüber Gedanken zu machen, denn es würde sowieso zu nichts führen. Stattdessen schweiften meine Gedanken zu meinem 18.Geburtstag den ich vor wenigen Wochen gefeiert hatte. Es war nichts Besonderes gewesen, nur eine kleine Feier im Kreis von meinen engsten Freunden, also Cole und Luan. Kaptain Moore hat mir nur kurz gratuliert und ist dann wieder wohin auch immer verschwunden.

Meine Hand glitt zu der filigranen Goldkette mit dem Anker, die ich von Luan bekommen hatte und ich lächelte schwermütig bei der Erinnerung an diesen Abend. Cole hatte mir einen Kuchen gebacken und wir waren zusammen in meinem Zimmer gesessen und hatten über Gott und die Welt geredet. Cole hat selbstverständlich Zettelchen geschrieben, was dem Gespräch aber keinen Abbruch getan hat.

Nachdem Cole gegangen war, hatten Luan und ich uns lange geküsst und dann ist es einfach passiert. Also es. Mein erstes Mal.

Und es war wunderschön gewesen. Luan war unglaublich zärtlich und geduldig gewesen. Er hatte mich mit solch einer Hingabe geliebt, dass mir mehrere Male der Atem gestockt ist. Luan war meine Welt, das ist mir in diesem Augenblick erst so richtig klar geworden. Umso schlimmer fühlte sich dieser Verrat an ihm an. Ich wusste nicht, wie ich mit diesen verwirrenden Gefühlen in mir umgehen sollten, schließlich liebte ich Luan. Daran zweifelte ich nicht. Konnte man gleichzeitig zwei Personen gernhaben?