Pirate's Love

Kapitel 2

Doch bevor die Hand meine Wange treffen konnte, umfasste jemand anderes das Handgelenk des Kaptains.

"Wag es nicht, sie anzurühren.", knurrte Luan wütend und mein Blick wanderte erschrocken vom verblüfften Gesicht des Kaptains zu Luans wutverzerrtem. Seine saphirblauen Augen bedeckte wieder eine kalte Eisschicht und er konnte sich offensichtlich nur schwer zurückhalten.

Vorsichtig trat ich einen Schritt zurück und beobachtete, wie sich das Chaos entfaltete. Ich hatte keine Angst vor dem Kaptain gehabt. Irgendetwas in mir hatte mir gesagt, dass es mir nichts antun konnte.

Kaptain Black riss seine Hand aus Luans Umklammerung und funkelte ihn böse an.

"Oder was, Luan? Das Mädchen hat definitiv eine Grenze überschritten, als sie die Prophezeiung laut vorgelesen hat. Es geht sie absolut nichts an, was darin steht.", meinte er zornig. Die Kälte und scheinbare Gleichgültigkeit in seinen Augen wurde von einer immensen Wut verdrängt, die den Kaptain anscheinend an den Rand seiner Selbstbeherrschung trieb.

Aufmerksam betrachtete ich die Szene, nicht wirklich registrierend, dass er mich indirekt beleidigt hat. Vielleicht fand ich durch Beobachtungen die Schwäche des berüchtigten Kaptain Black.

Er schien leicht die Kontrolle zu verlieren. Jedoch hatte ich keine Ahnung, inwiefern das für mich nützlich war.

"Oh doch", mischte sich jetzt auch Kaptain Moore in die Unterhaltung mit ein. "Sie ist ein Teil meiner Crew und hat daher jedes Recht zu erfahren, was in der Prophezeiung steht. Aber das ist jetzt auch nicht von Belang."

"Das stimmt. Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns herumzustreiten. Es gilt, eine Propheziung zu entschlüsseln.", meinte jetzt ein fremder Mann ruhig. Alle Blicke schossen zu ihm und ich erkannte in ihm, einer der Kaptains. Ich konnte mich jedoch nicht mehr an seinen Namen erinnern.

Er war kleiner als die meisten im Raum, machte die fehlende Größe aber mit einem breiten Körperbau wett. In seinem braungebrannten, wettergegerbten Gesicht strahlten uns zwei hellgrüne Augen entgegen, in denen Entschlossenheit und Abenteuerlust funkelten. Ich mochte ihn auf Anhieb.

"Kaptain Anderson hat Recht. Lasst uns die Prophezeiung nochmal lesen und versuchen, den Ort zu finden, von dem offentsichtlich die Rede ist. Ich glaube, allen von uns ist klar, dass uns ein Krieg bevorsteht. Die Frage ist, ob er unvermeidbar ist oder sich noch aufhalten lässt. Je schneller wir arbeiten, desto schneller wissen wir mehr." In Kaptain Moores Stimme schwang die gewohnte Authorität mit, die alle Blicke auf ihn zog. Besonders einer Person dürfte das nicht gefallen. Als ich einen Blick auf Kaptain Black warf, bestätigte sich mein Verdacht. Der hatte seine Lippen missbilligend zusammengepresst und seine Augen hatten sich merklich verdunkelt.

"Und wieder einmal reißt mein guter Freund Alain das Zepter an sich.", bemerkte Kaptain Black spöttisch. "Bin ich etwa der Einzige, den das stört? Ich dachte, wir wollten demokratisch abstimmen, wer diese Versammlung offiziell leiten wird. Und ich denke, alle hier wissen, wer der Kompetenteste für diesen Job ist."

Sämtliche Crew-Mitglieder der Black Swan richteten ihre Waffen.

"Was möchten Sie damit andeuten?", knurrte Kaptain Anderson und legte seine Hand auf seinen Dolch, während seine Augen den Raum absuchten. "Dies ist eine friedfertige Versammlung, bei der eine Art Waffenruhe herrscht. Es gab zahlreiche dieser Treffen und niemand hat es je gewagt, einen Kampf anzuzetteln. Sagen Sie mir, Kaptain Black, möchten Sie derjenige sein, der es als Erstes geschafft hat, ein solches Treffen aufgrund eines dummen Machtsspiels zu zerstören?"

In den grünen Augen des Kaptains war nun kein freundliches Schimmern mehr zu sehen. Stattdessen lag eine Feindseligkeit und Achtsamkeit in ihnen, die den mir anfangs so sympathischen Kaptain in einen furchteinflößenden Anführer verwandelten, zu dem seine Crew bestimmt gerne aufsah.

Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass sämtliche Hände auf der eigenen Waffe lagen und das erste Mal seitdem ich hier war, realisierte ich wirklich, mit wem ich mich hier abgab. Piraten. Und Piraten waren nicht für ihre Verhandlungsbereitschaft bekannt.

Es lag wieder eine Spannung in der Luft und sämtliche Piraten waren angespannt. In dem Moment war ich froh darüber, dass Elian und Ray auf dem Schiff geblieben sind. Ich wusste nicht, ob der schmächtige Elian oder der gutherzige Ray hier gut aufgehoben wären.

Ich sah zu Luan, der damit beschäftigt war, Zach mit seinen Blicken zu erdolchen. Und auch die Blicke, die sich Kaptain Black und Kaptain Moore zuwarfen waren alles andere als freundliche.

"Natürlich nicht.", meinte schließlich Kaptain Black langsam und seine Hand glitt von seinem Dolch, den er wie die meisten um die Hüfte trug.

Die allgemeine Angespanntheit verschwand und man hörte wieder Menschen atmen. Ich sah, wie alle Piraten ihre Hände von ihren Waffen nahmen. Doch die Achtsamkeit in den Blicken blieb.
Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust. Diese Situation war gefährlich scharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt und ich war ungemein erleichtert, dass die Situation nicht eskaliert war.

"Lasst uns für heute Schluss machen. Ich glaube, dass das das Beste wäre." Kaptain Anderson suchte in der Menge nach Zustimmung und die meisten nickten.

Er suchte in den Blicken aller acht anwesenden Kaptains Bestätigung, die ihm diese durch ein Nicken gaben. Mehr brauchte die Menge nicht und alle stoben auseinander.

Luan tauchte neben mir auf. "Komm, gehen wir." Er nahm meine Hand und zog mich aus dem Raum. Schweigend gingen wir den langen Gang entlang, die Teppiche dämpften dabei unsere Schritte. Den Gemälden schenkte ich auch heute keine große Beachtung, sondern betrachtete die antiken Teppiche unter mir. Viel zu sehr beschäftigte mich, was eben im großen Saal geschehen war. Zum ersten Mal hatte ich hautnah erlebt, wie schnell eine Situation unter Piraten ausarten konnte. Hätte irgendjemand den ersten Schritt gemacht, das erste Schwert aus der Scheide gezogen, ich wusste nicht, wo das geendet hätte. Wahrscheinlich in einem großen Blutbad. Und das Schlimmste war, dass ich nicht einmal die Personen, die ich liebte, beschützen konnte, da ich über keinerlei Kampfkünste verfügte. Wie sollte ich Luan und dem Rest helfen, wenn ich nichts ausrichten konnte. Ich war einfach nur eine Last, eine zusätzliche Person, auf die sie Acht geben mussten.

Plötzlich stoppte Luan. Ich tat es ihm gleich und sah auf. Vor uns war plötzlich der Butler aufgetaucht. Mit unergründlicher Miene starrte er mich an. Seine normalerweisen hellblauen Augen hatten eine seltsame dunkle Färbung angenommen und seine Pupillen waren unnatürlich geweitet. Ich schluckte und schaute zu Luan, der ebenso ratlos schien wie ich. Sein warme, schwielige Hand umschloss meine und sofort spürte ich das vertraute Gefühl der Wärme, das meinen Arm hinaufwanderte und sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Ich entspannte mich, ohne gemerkt zu haben, überhaupt angespannt gewesen zu sein und wandte meinen Blick wieder dem Butler zu, dessen Namen ich immer noch nicht kannte.

"Pass auf dich auf, Mädchen. Die Dunkelheit wird kommen und alles, was sich ihr in den Weg stellt, vernichten." Die Stimme des Butlers war monoton und er schien nicht bei uns zu sein. Ein kalter Schauer rann mir den Rücken hinunter und ich schluckte schwer.

"Was, was meinen Sie?", fragte ich leicht zögerlich. Irgendwie fürchtete ich mich vor der Antwort. Aber ich wollte auch wissen, was er meinte. In der Prophezeiung war von einer Dunkelheit die Rede gewesen und jede Information konnte uns im Kampf gegen sie hilfreich sein. Wie auch immer man gegen eine Dunkelheit kämpfte.

"Sei bereit und zeige im entscheidenenden Moment keine Gnade."

Mit diesen Worten drehte er sich abrupt um und eilte den Weg zurück, den er gekommen war. Geschockt schaute ich ihm nach, seine Worte immer noch in meinem Kopf.

Sei bereit und zeige im entscheidenen Moment keine Gnade.

Was meinte er damit?

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Hey meine kleine Piraten,

ein neues Kapitel, yey! Und dieses Mal sogar pünktlich. Ihr habt wohl alle eure Wetten verloren :D! Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat. Was haltet ihr von der Aussage des Butlers?

Ich freue mich über jeden Kommentar und jedes Vote :).

Eure Sophie :)