Kapitel 10

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Ein Sonnenstrahl schien direkt in meine Augen und weckte mich aus meinem Schlaf, in dem ich wie meistens nichts träumte. Das Positive daran war, dass ich immer gut schlief und auch keine Albträume hatte. Das Negative daran war, dass meine Mutter der Meinung war, dass irgendetwas nicht mit mir stimmte und mich schon zu mehreren Psychologen geschleppt hat. Aber die konnten sich auch keinen Reim darauf machen. Aber anstatt das einzusehen, muss Mom mich zu Schlaftheraputen bringen, ja das gibt es wirklich. Mir war das eigentlich egal, dass ich meistens nicht träumte, weil es praktisch war und ich es auch nicht vermisste. Mit meistens meine ich, dass ich in meinem Leben erst einmal etwas geträumt habe und das war ein sehr merkwürdiger Traum. An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, ich war damals erst vier, aber eine Sache ist mir im Gedächtnis geblieben: der Ort. Es ist schwer ihn zu beschreiben, alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass er unglaublich schön war und eine Atmosphäre von Ruhe und Frieden verströmte. Das war selbst mir zu krass, weshalb ich es nie jemandem erzählte und den Traum für mich behielt. Meine Eltern hätten mich sowieso nicht ernst genommen und gemeint, dass ich damals eben noch sehr klein war. Aber in meinem Inneren wusste ich, dass viel mehr dahinter steckte. Es war ein Ort gewesen, an dem ich mich Zuhause fühlte. Ungefähr so, wie wenn man nach einer langen Reise endlich wieder daheim ist und wie geborgen und beschützt man sich gleich fühlt.

Widerwillig öffnete ich jetzt meine Augen und blickte direkt auf das Meer, das heute strahlend blau leuchtete. Verwirrt setzte ich mich auf und bemerkte erst jetzt, dass ich auf einem sehr bequemen Bett lag, das definitiv nicht meins war, da ich hier keines hatte. Panisch versuchte ich mich zu erinnern, was gestern passiert war. Ich wusste nur noch, dass ich in den Himmel geblickt hatte und dann war ich wahrscheinlich eingeschlafen. Aber wo zum Teufel war ich hier und wie bin ich hierher gekommen? Beim Blick durch den Raum erkannte ich, dass dies entweder das Zimmer des Kapt'n oder das von Luan war und ehrlich gesagt wollte ich weder in dem einen, noch in dem anderen Zimmer sein. Das Bett stand an einer riesigen Glasfront und an der einen Wand stand ein Schrank und ein Schreibtisch. Neben dem Schrank stand noch ein riesiger Spiegel, der überraschender Weise sehr sauber aussah. Auf der anderen Wand waren nur ein paar Gemälde und eine Tür. Jackpot! Schnell hüpfte ich aus dem Bett und bemerkte, dass ich immer noch die Sachen von gestern trug und ich wahrscheinlich stank. Aber jetzt wollte ich erst mal hier raus und rausfinden, warum ich verdammt noch mal in dem Zimmer von dem Kapt'n oder Luan war. Gerade wollte ich die Tür öffnen, als mein Blick auf eines der Gemälde fiel, die an der Wand hingen und ich konnte nicht anders, als es mir anzusehen. Es zeigte eine wunderschöne Frau in einem fließenden blauen Kleid. Ihre kastanienbraunen Haare waren zu einer komplizierten Hochsteckfrisur gebunden und ihr Gesicht mit den saphirblauen Augen war frei von jeglichem Make-Up. Ihre weichen Züge verliehen ihr etwas Unschuldiges und sie strahlte eine natürliche Anmut und Eleganz aus, für die andere Frauen töten würden.

"Sie war wunderschön, nicht wahr?", riss mich eine mir allzu bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Überrascht wirbelte ich herum und prallte an Luan's Brust, da ich nicht gesehen hatte, wie nah er mir stand. Dabei verlor ich das Gleichgewicht und wäre nach hinten an die Wand geprallt, hätte er nicht einen Arm um meine Taille geschlungen und mich damit vor einer schmerzhaften Beule bewahrt. Etwas atemlos blickte ich auf und traf auf die gleichen saphirblauen Augen wie die der Frau. Und da erkannte ich die Ähnlichkeit. "Das war deine Mutter?", fragte ich erstaunt.

Luan lächelte warm und erwiderte: "Ja, das war meine Mutter." In seiner Stimme schwang eine gewisse Traurigkeit mit und ich erinnerte mich, dass dies die wahrscheinlich verstorbene Frau des Kapt'n gewesen sein musste. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich immer noch in seinem Arm hing und musste etwas konfus feststellen, dass es überhaupt nicht unangenehm war. Im Gegenteil. Ich fühlte mich beschützt und geborgen. Das widerrum erschrak mich, denn ich kannte diesen Jungen gerade mal einen Tag! Wie kann man da schon jemandem vertrauen? Schnell befreite ich mich aus seinem Griff und brachte einen Schritt Abstand zwischen uns.

Pirate's LoveWhere stories live. Discover now