53 | Wieder aufstehen

180 13 0
                                    

Lou POV

Der Abpfiff ertönt und ich sinke einfach auf meinen Sitz. Wir haben gewonnen. Wir stehen im Pokalfinale. Wir haben das möglich gemacht, was viele für unmöglich gehalten haben. Wir haben die aktuell beste Mannschaft in Deutschland besiegt. Eva kommt zu mir und umarmt mich. ,,Das haben wir alle so gut gemacht!“, ruft sie. ,,Oh ja, das haben wir.“ Ich merke, wie ich strahle. Dann fällt mein Blick auf Svea. Sie sitzt mit angezogenen Beinen auf dem Rasen, den Kopf auf ihre Knie gelegt. Natürlich ist sie enttäuscht. Sie hat so gut gespielt und es hat dennoch nicht gereicht. Ich habe kein Mitleid mit ihr. Ich weiß gut genug, dass Mitleid das letzte ist, was sie jetzt braucht. Aber trotzdem verstehe ich, wie sie sich fühlt. Nachdem ich kurz mit ihr gesprochen habe, weiß ich, dass ich richtig lag. Natürlich macht sie sich gerade selbst fertig, aber sie wird auch wieder positiv auf die Sache blicken. Das habe ich versucht ihr klar zu machen. Dann gehe ich zu meinem eigenen Team. ,,Was wir heute gezeigt haben, war ganz groß Klasse. Wir schreiben ein Stück Wolfsbuger Pokalgeschichte weiter, indem wir jetzt wieder im Finale stehen und das habt ihr euch so verdient. Ich bin so stolz auf euch und freue mich auf eine angenehme Rückfahrt.“ Die Mädels fallen sich nach meiner kleinen Ansprache sofort wieder in die Arme. Es ist so schön zu sehen, wie sie sich freuen. Bei all den Zweifeln, die ich den letzten Wochen hatte, diese Momente sind die, warum ich Trainerin bin. Weil es so schön ist gemeinsam Erfolge zu feiern und zu sehen, wie such die Spielerinnen freuen. Und damit man das umso mehr genießen kann, gehören schlechte Phasen und Niederlagen eben dazu. Aber jetzt habe ich wieder gezeigt bekommen, dass wir, dass ich es nicht kann. Der Knoten ist geplatzt, das spüre ich. Und jetzt kann in dieser verbleibenden Saison noch ganz viel kommen.


Svea POV

Am nächsten Morgen haben wir eine leichte Trainingseinheit und anschließend eine Besprechung. Wahrscheinlich hat das Trainerteam bis in die Nacht hinein das Spiel analysiert und bespricht nun mit uns die Fehler. Das kann ich jetzt eigentlich gar nicht gebrauchen. Ich habe mir gestern Abend tatsächlich selbst noch ein paar Szenen aus dem Spiel angeschaut. Etwas, dass ich sonst nie mache. Aber ich wollte wissen, ob Mom Recht hat, dass ich so gut gespielt habe. Ich glaube, sie hatte Recht. Ich bin immer noch enttäuscht über das Ergebnis, aber mit meiner Leistung kann ich dennoch zufrieden sein. Und das will ich mir durch die Besprechung nicht zerstören. Doch es kommt anders als erwartet. Das Trainerteam redet kaum über das Spiel an sich, sondern mehr über Zusammenhalt, harte Arbeit und wieder aufstehen. Das ist es, was unser Team auszeichnet und daran sollen wir festhalten. Und genau das tun wir. Nachmittags haben wir zwar frei, aber wir bleiben alle am Trainingsgelände um gemeinsam einen Spielenachmittag zu machen. Vor uns liegen noch zwei schwere Spiele. Am Sonntag gegen Bremen und eine Woche später gegen Frankfurt. Wenn wir die Spiele beide gewinnen, ist uns die Meisterschaft schon fast sicher. Verlieren wir beide, können wir uns auch von der Meisterschaft schon fast verabschieden. Spielen wir unentschieden, ist alles offen. Es steht so verdammt viel auf dem Spiel. Ich will das unbedingt schaffen. Ich will mit einem guten Gefühl in die Osterpause gehen. Ich will vor allem diesen verdammten Titel haben. Ja, ich bin jung, in meiner ersten Saison als Profi und habe noch ganz viel Zeit, aber wir haben den Weg zur Meisterschaft in unserer eigenen Hand und das dürfen wir nicht so einfach herschenken. Dafür ist mein Ehrgeiz zu groß. Und der des Teams sowieso. Das merkt man allein schon beim Mensch ärgere dich nicht spielen. Verlieren will hier niemand.

Zu viert machen wir uns schließlich auf den Weg zur WG. Seit Emy und Nia offiziell zusammen sind, verbringt Nia immer mehr Zeit bei uns in der Wohnung. Ich find’s schön, denn so muss ich Emy gegenüber nicht mehr ein schlechtes Gewissen haben, sie auszuschließen und nur Zeit mit Jade zu verbringen. Heute aber kochen wir zusammen. In der Küche läuft Musik, das Rezept liegt ausgedruckt neben dem Herd. Gemeinsam schneiden wir Gemüse und Jade macht aus Sesam und anderen Gewürzen sind Panade für den Schafskäse. So gibt es eine Reispfanne mit Gemüse und dazu Schafskäse. Während wir essen, schauen wir ein Champions League Spiel der Männer und regen uns über jede Kleinigkeit auf. Wenn man selbst so im Sport drin ist, ist es schwer das neutral zu schauen. Nia und Emy übernehmen den Abwasch, während Jade und ich weiter auf dem Sofa liegen bleiben. Ich merke, wie mir jetzt schon immer wieder die Augen zufallen. ,,Ist da jemand müde?“, neckt mich Jade und legt einen Arm um mich. Ich kuschele mich an sie Ran und platziere meinen Kopf auf ihrer Brust. Jade beginnt mit über den Rücken zu streicheln. Ich schließe meine Augen. ,,Aber nicht hier einschlafen“, lacht sie. Ich hebe den Kopf ganz leicht, um sie anschauen zu können. ,,Vielleicht sollte ich ins Bett gehen“, erwidere ich. Es ist zwar noch ziemlich früh, aber der gestrige Tag war lang und anstrengend, die Nacht kurz und auch heute der Tag war nicht unbedingt entspannt. ,,Mach das. Ich würde noch etwas hier sitzen bleiben, wenn das okay ist.“ ,,Natürlich. Solange du dann irgendwann zu mir kommst.“

Ich stehe auf und gehe ins Bad. Danach kuschele ich mich in mein Bett, dass mir ohne Jade Motto immer richtig groß vorkommt und nehme mir mein Buch. Egal, wie müde ich bin, ein bisschen lesen muss ich trotzdem. Doch weit komme ich nicht. Schon schlafe ich auf meinem Buch ein. Ich merke nur ganz leicht, dass jemand das Buch unter mir wegzieht. Wenig später werde ich von einer Wärme umhüllt, die nur Jade gehören kann und spüre, wie sich ihre Arme um mich schlingen. Egal, was passiert. Solange ich so jeden Abend einschlafe, ist die Welt in Ordnung.




Sorry, dass so lange nichts kam. Schreibblockade und Uni lassen grüßen. Ich versuche, in nächster Zeit wieder häufiger zu updaten :)

Flowers grow back Место, где живут истории. Откройте их для себя