39 | Bank

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Svea POV

Ich sitze nur auf der Bank. Tatsächlich bin ich etwas überrascht, als ich das vor dem DFB-Pokal Spiel erfahre. Vor Weihnachten war ich eigentlich im Mittelfeld gesetzt und auch die Trainings in den letzten beiden Wochen waren gut. Ich war zufrieden mit meiner Leistung und habe auch gemerkt, dass ich nochmal einen kleinen Schritt bekommen habe. Und jetzt bin ich nicht in der Startelf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich ist es naiv davon auszugehen, dass man weiterhin zur Startelf zu gehören, aber ich habe in der Hinrunde so viel Spielzeit bekommen. Ich hatte so gehofft, dass es so weiter geht. Vielleicht ist es ja auch nur das eine Spiel. Hoffenheim gehört zum unteren Mittelfeld der Tabelle, so dass wir das eigentlich schaffen sollten. Vielleicht wollen mir die Trainer auch eine etwas längere Pause geben, mit dem Ziel mich in den wichtigeren Spielen wieder voll einsetzen zu können. Aber natürlich will ich spielen und das so viel wie möglich. Das muss mein Ziel als Fußballerin sein. Einen Tag später habe ich mein Schicksal weitestgehend akzeptiert. Das Spiel beginnt und ich sitze auf der Bank. Aber es ist okay. Die Mädels auf dem Platz, werden zusammen das Spiel gewinnen. Es geht ums Team und da sind jetzt eben andere wichtiger als ich. Der Spielverlauf gibt der Aufstellung Recht. Schon nach zehn Minuten gehen wir in Führung. Ein wunderschöner von hinten nach vorne durchgespielter Spielzug bringt uns in Führung. Und wir spielen genauso weiter. Das zweite Tor fällt nach einer Ecke.

Und mit diesem 2:0 geht es in die Pause. ,,Ihr spielt gut. Die Umstellung tut euch gut, denn ihr habt die veränderte Aufstellung sehr gut angenommen und ganz andere Chancen kreiert. Hoffenheim wird versuchen Druck zu machen. 2:0 ist ein gefährliches Ergebnis. Ein Tor und sie wissen, dass sie dran sind. Deswegen werden wir das nicht zulassen und versuchen schnell unser drittes Tor zu machen. Dann haben sie kaum noch eine Chance. Wir werden erstmal keinen Wechsel vornehmen, damit ihr euch weiter einspielen könnt.“ Leonies Worte versetzen mir einen kleinen Stich. Habe ich noch eine Chance? Mein Ziel für dieses Spiel war es, zu zeigen, dass ich in die Startelf gehöre, wenn ich eingewechselt werde. Aber jetzt muss ich es in Frage stellen überhaupt noch Spielminuten zu bekommen. Und so wie Leonie das gesagt hat, klang es mehr nach einem durchdachten Vorgehen, dass noch etwas länger Bestand haben soll. Werde ich etwa die nächsten Spiele alle auf der Bank verbringen? Die zweite Hälfte beginnt wie Leonie es vorhergesagt hat. Hoffenheim versucht die Kontrolle zu übernehmen, doch Hanna schießt das 3:0. Natürlich freue ich mich. Es geht um das Team. Wir müssen gewinnen. Aber das bestätigt die neue Strategie der Trainer umso mehr. Es funktioniert, was sie sich überlegt haben und warum sollten sie daran in den nächsten Wochen etwas verändern? Immerhin werde ich im Laufe der Zeit noch zum Aufwärmen geschickt.

Zehn Minuten vor Schluss werde ich dann eingewechselt. Während ich auf den Platz renne, kommt mir der ursprüngliche Gedanke wieder auf. Zeig ihnen, warum du in die Startelf gehörst. Doch ich kann keine Akzente mehr setzen. Das Spiel ist durch und wir spielen es einfach runter. Ich kann mich nicht auszeichnen. Ich spiele nicht schlecht, aber das aktuelle Spielgeschehen gibt mir keine Möglichkeit mich zu beweisen. Und dann sind die zehn Minuten auch schneller vorbei, als mir lieb ist. So wird das nichts.


Vor uns liegt eine volle Trainingswoche. Am nächsten Wochenende geht gegen Freiburg die Liga wieder los. Dann heißt es noch Mal 16 Spieltage für die Meisterschaft kämpfen. Mein Training läuft gut. Ich bringe nach wie vor die Leistung, die ich von mir erwarte. Ob es auch die Leistung ist, die das Trainerteam von mir erwartet, kann ich nicht beurteilen. Jades Reha verläuft weiterhin positiv, was zu einer guten Stimmung in unserer WG beiträgt. Da das schon wieder eine Weile her ist, seit es so gut war, will ich das auch nicht trüben. Ich rede mir weiterhin ein, dass es nur das eine Spiel war und ich Leonies Worte falsch gedeutet habe. Ich spiele ja nicht schlecht, so dass das nicht der Grund sein kann, warum ich nicht spielen. Und wenn doch etwas nicht passt, dann wäre es ja wünschenswert, wenn man auf mich zu kommen würde, um das anzusprechen. Solange das nicht passiert, sollte ja alles gut sein. Doch schon am nächsten Tag kommt Melly nach dem Training zu mir. ,,Hast du noch eine Minute?“, fragt sie mich.  ,,Klar“, erwidere ich und versuche nicht so unsicher zu klingen, wie ich mich fühle. ,,Ich wollte dir nur kurz mitteilen, dass wir das System, was wir im letzten Spiel ausprobiert haben, in den kommenden Spielen weiter nutzen und weiterentwickeln wollen. Wir wollen flexibler werden, gerade wenn dann die internationalen Topgegner kommen. Das heißt natürlich nicht, dass du gar nicht mehr spielen wirst, aber wahrscheinlich etwas weniger als in der Hinrunde.“ ,,Klar, es hat ja auch gut funktioniert“, sage ich. Was soll ich denn darauf auch antworten?! ,,Genau und so wollen wir weiter vorgehen, damit wir mehr Systeme spielen können und so auf viele mögliche Situationen reagieren zu können.“ ,,Klingt logisch.“ Ich hoffe, sie merkt mir nicht an, wie gleichgültig ich reagiere. Sie soll sich keine Sorgen machen. Natürlich ist es gut, dass sie mir die Situation erklärt, aber was soll ich denn machen? Ich kann nicht wirklich etwas auf ihre Erläuterungen antworten.

,,Kommst du?“, werde ich von Emy angesprochen. Ich nicke und gehe mit ihr zusammen zurück in die Kabine. Vielleicht ist es feige wegzulaufen, aber ich wollte nicht von Melly noch etwas zu meiner eigenen Leistung sagt. Natürlich muss ich akzeptieren, wenn ein neues System ausprobiert wird und das tue ich auch. Trotzdem darf ich meine Position darin hinterfragen, oder nicht? Und wenn ich Mal die Aufstellung vom letzten Spiel betrachte, dann bin ich die einzige Änderung darin gewesen. Und eben Jade, aber das ja vor Weihnachten leider auch schon so. Jetzt wurde nur ich ersetzt, was aber tatsächlich zu einer Umstellung des Systems geführt hat. Vielleicht sollte ich das mit dem Hinterfragen doch lassen.

Gegen Freiburg spiele ich tatsächlich etwas mehr als eine halbe Stunde. Wirklich viel erreiche ich in dem Spiel nicht. Wir lassen zwar kein Gegentor zu, was ich mir zum Teil ja zuschreiben könnte, aber ich kann mich offensiv nicht so einbringen, wie ich es schon Mal konnte. Aber immerhin habe ich Spielzeit bekommen. Und wir haben gewonnen und das ist erstmal das wichtigste.

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