[Kapitel 16/Teil 3]

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*Elara POV*
-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Worauf sollte ich warten? Als ob ich die Kraft dazu hätte mich in irgendeiner Art und Weise von meinem Platz zu bewegen. Mir fehlte dafür nicht nur die Kraft sondern auch der Wille. Ich hatte schon so oft versucht dem Ganzen ein Ende zu setzen und nun konnte ich sogar spüren, dass es bald soweit war. Das Ende war mir gerade so viel näher, als in den unzähligen Malen als ich es selbst in die Hand nehmen wollte.

Gerade jetzt wo ich wusste, dass draußen ein Freund auf mich wartete und ich auch nach so langer Zeit endlich eine Freundin für mich gefunden hatte. Gerade jetzt wo ich meinen Gefährten gefunden hatte, entschied sich meine Seele endlich aufzugeben. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. 

Es war bemerkenswert wie sehr ich auf die kleinsten Veränderungen in den Schwingungen, seiner lieblichen Melodie, reagierte.
Gerade als Vega in ein Zimmer trat, konnte ich die Geborgenheit die von ihm ausging noch deutlicher spüren, bis sie die Tür wieder schloss.

Noan war wieder im Esszimmer.

Vega wollte doch tatsächlich ihrem Verlobten von meinem Zustand berichten. Ich war mir dessen sicher. Deshalb entschied ich mich noch näher an die Tür zu stellen, um seinen Herzschlag auffassen zu können. Was auch immer er auf ihre Worte antworten würde, könnte durchaus gelogen sein, doch sein Herzschlag würde ihn verraten.

Ich stand schon eine Weile mit dem Ohr an der hölzernen Tür und wartete mit einem fünkchen Hoffnung auf die kleinste Veränderung in dem Rhythmus seines Herzen. Vergeblich. Er war viel zu weit weg um auch nur annähernd etwas erhaschen zu können.

Wie auch immer er reagieren sollte, wollte ich nicht, dass er sich um mich sorgte. Wie sehr es mich auch freuen würde endlich ein Zeichen von seiner Zuneigung zu bekommen, doch würde das bedeuten, dass er meiner einzigen Freundin weh tun würde. Vielleicht wäre es viel besser wenn er sich für sie entschied, denn für mich war es schon lange zu spät.

Erst als er aus dem Esszimmer trat und mit schnellen Schritten immer näher kam entschied ich mich wieder in mein Bett zu legen. Ganz so verzweifelt wollte ich ihm nicht gegenübertreten.
Seine Schritte hallten fast schon lauter durch die Flure, doch auch nur fast, da meine Konzentration noch immer darauf lag wie sich sein Rhythmus veränderte. Er hatte angst um mich oder vielleicht auch um sich selbst. Wer weiß schon was mit ihm geschehen wurde, wenn mir etwas zustieß.

Solange er sich nicht aus freien Stücken für mich entschied, wollte ich ihm die Gleichgültigkeit entgegenbringen die ich seit Tagen von ihm erfuhr. Seine Entfernung war im grunde nur seine Art mir zu zeigen wie viel ihm seine Verlobung mit Vega bedeutete.

Die Verlobung war ihm wichtiger als unsere Verbindung.

So wie meine Freiheit mir wichtiger war als alles andere.

MythosWhere stories live. Discover now