[Kapitel 2/Teil 7]

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*Elara POV*

-Anfang des 17.Jahrhunderts-

Hier war niemand mehr.

Die Möbel waren mit weißen Laken bedeckt. Ich stand mitten in unserem Wohnzimmer wo eigentlich der alte Sessel meines Vaters stehen müsste und schaute in die offene Küche, welche nur durch den Esstisch von dem Rest des Zimmers getrennt wurde. "Mama?" rief ich "Wo seid ihr? Ich bin wieder zu Hause" ich bekam keine Antwort. Es war wirklich niemand mehr im Haus.

"Entschuldigen Sie was machen Sie in meinem Haus?" hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters hinter mir. Ohne auf meine Antwort zu warten fügte er noch etwas lauter hinzu "Schatz kommst du mal her ich glaube wir haben hier eine Interessentin für unser altes zu Hause." . Verwundert drehte ich mich um. Was passierte hier? Mein Vater machte gerade einen Schritt zur Seite um meiner Mutter etwas mehr Platz zu machen, damit auch sie in unser zu Hause treten konnte. Warum um alles in der Welt siezte mich mein eigener Vater?

"Oh Hallo junge Dame.. und gefällt es Ihnen?" fragte sie mit ihrer all bekannten lieblichen Stimme. "Haben Sie auch schon die beiden Schlafzimmer gesehen?" fragte sie weiter. Gerade als ich fragen wollte was sie damit meinten und warum sie mich wie eine Fremde behandelten hörte ich wieder Solaris' Stimme in meinem Kopf hallen "...davon musst du dich jetzt, für aller Wohl, verabschieden...Ich nehme dir jetzt das für dich Wichtigste, aber glaube mir dein Wunsch geht trotzdem in Erfüllung."

Ich Blickte abwechselnd von meiner Mutter zu meinem Vater. Je länger ich über Solaris' Worte nachdachte verschwamm meine Sicht. Meine Augen füllten sich mit Tränen, denn auch meine Eltern erkannten mich nicht wieder. Solaris hatte sie mir genommen. Das war nicht fair. Ich hatte sie doch nur schützen wollen..

"Liebes?" fragte meine Mutter besorgt "Geht es dir gut?" Ach Mama.. Wie sollte ich den beiden jetzt erklären wer ich war und warum ich hier mitten in ihrem Haus stand. Ich legte mir eine Hand vor den Mund und schluchzte laut. "So war das nicht gemeint. Du solltest sie nur Schützen" ich schickte Solaris eine stumme Nachricht. "...für aller Wohl.." kam ihre Antwort.

Es fühlte sich an als ob jemand mein Brustkorb eindrücken würde.. weder meine Atmung noch mein viel zu schnelles Herz hatte ich unter Kontrolle. Die Erkenntnis, wie viel ich für unsere Sicherheit hatte zahlen müssen, schien mich fast zu erdrücken. Das war viel zu viel. Viel mehr als ich jemals hätte tragen können. Mit einem Mal war ich vollkommen allein.

"Hey, alles in Ordnung mit Ihnen?" fragte mein Vater und kam einen Schritt auf mich zu. Ich hob eine Hand um ihn davon abzuhalten näher zu kommen und wischte mir meine Tränen von meinen Wangen. "Ich- ich brauche einen Moment, kann ich mich bitte einmal alleine Umsehen?" fragte ich, denn ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte ohne die Beiden zu verschrecken. "Nein" "Natürlich" hörte ich meine Eltern gleichzeitig antworten. "Sicher, dass alles in Ordnung ist Liebes?" fragte meine Mutter daraufhin. "Willst du wirklich alleine sein? Du wirkst als würdest du viel eher eine Umarmung brauchen." Wieder konnte ich meine Tränen nicht aufhalten, was würde ich nicht für eine letzte mütterliche Umarmung geben. Trotzdem nickte ich und wischte erneut meine Tränen weg. "Also gut, wir warten draußen auf dich." sagte mein Vater und wendete sich zu meiner Mutter um sie an ihrem Arm nach draußen zu begleiten. "Bist du dir da sicher?" hörte ich meine Mutter noch zu ihrem Mann flüstern, welcher nur stumm nickte. Erst als sie einige Meter weiter weg zum stehen kamen antwortete er ihr doch noch in der selben Lautstärke: "Sie kommt schon alleine zurecht."

In dem Moment war ich so in meinem Gefühlschaos gefangen, dass ich nicht einmal bemerkte wie gut ich ihn hören konnte obwohl er mehrere Meter entfernt leise zu meiner Mutter geflüstert hatte.

Schnell machte ich mich auf den Weg in mein Schlafzimmer irgendetwas musste hier doch noch sein was von mir übrig geblieben war. Ein Zeichen, dass es mich tatsächlich noch gab.

MythosWhere stories live. Discover now