[Kapitel 2/Teil 8]

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*Elara POV*

-Anfang des 17. Jahrhunderts-

Die Tür zu meinem Zimmer war verschlossen, doch der Schlüssel steckte noch. Mit zittriger Hand fasste ich vorsichtig den Schlüssel und drehte ihn langsam um. Alles oder nichts.

Ich weiß nicht was ich hinter dieser Tür erwartet hatte, doch mein altes Kinderzimmer mit meiner alten Wiege war das letzte woran ich gedacht hätte. Meine ganzen Decken und Spielsachen fehlten. Vor dem Fenster stand noch der Schaukelstuhl meiner Mutter welcher ihr damals als Stillstuhl diente und später im Wohnzimmer als Lesestuhl stand. Die weiße Kuscheldecke war nicht mehr da, welche meine Mutter während der Schwangerschaft für mich gestrickt hatte. Dieser lag immer auf dem Schaukelstuhl, auch als er im Wohnzimmer vor dem Kamin stand. Vor dem Stuhl stand meine alte Wiege mit einem verstaubten Kissen. Gegenüber stand noch mein Schrank den ich bis heute noch genutzt hatte. Mit schnellen Schritten ging ich um den hellen Schrank herum und wurde bitter Enttäuscht. Die kleinen Striche, welche mein Vater über die Jahre hinein geritzt hatte fehlten.

Vorsichtig streichelte ich über das alte Holz. Als Kind war ich, auf meine Größentabelle, so stolz gewesen. Doch heute fehlte sie Komplett. Ich war nicht gewachsen. Ich war nicht älter geworden. Erst als meine Hand am Knauf des Schrankes ankam löste ich sie von dem alten Holz. Wie viel war hier noch von mir übrig geblieben? Wollte ich das wirklich wissen?

Ich schloss meine Augen und Atmete nochmal ganz tief durch bevor ich mich dazu überwand die Schranktür zu öffnen. Erst als die Tür ganz offen stand öffnete ich meine Augen. Ein kleines Gemälde lehnte an der Schrankwand mit dem Bild nach unten. Auch ohne das Bild umzudrehen wusste ich worum es sich handelte. Es war sicher das Gemälde von uns dreien welches mein Onkel meinen Eltern zu meiner Geburt geschenkt hatte.

Ohne zu zögern drehte ich das Gemälde um und erkannte sofort, dass es wirklich das Bild von uns dreien war. Wie immer hielt meine Mutter mich als kleines Baby zwischen ihre Gesichter während sich mein Vater zu uns wendete. Nur das schwarze Band an der Ecke des Gemäldes war neu für mich und auch die Brandspuren Rund um unsere Gesichter. Würde ich das Bild nicht kennen, hätte ich uns niemals wieder erkannt.

Ich wusste sofort was das schwarze Band zu bedeuten hatte. Ich war gestorben.

Das Baby auf dem Gemälde konnte nicht zu der jungen Frau heranwachsen die ich heute war. Mich gab es schon lange nicht mehr. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte, daher starrte ich stumm auf unsere Körper und weinte.

Ich fühlte mich vollkommen leer.

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